Fliese mit Algen bindet Schadstoffe im Wasser

Sauberes Wasser durch einfaches und biologisch abbaubares Filtersystem

Ein interdisziplinäres Forscherteam unter der Leitung von Dr. Brenda Parker, Prof. Marcos Cruz und Shneel Malik hat an der renommierten Bartlett School of Architecture in London ein Fliesensystem entwickelt, das giftige Stoffe und Schwermetalle aus belastetem Wasser filtern kann. Zu sehen war das Indus getaufte System das erste Mal auf dem London Design Festival 2019. 

Eingesetzt werden soll das Fliesenfiltersystem in Regionen, in denen keine Mittel für Hightech-Lösungen zur Verfügung stehen.
Die Fliesen sind fächerförmig und weisen zahlreiche aderähnliche Kanäle auf.
Die Kanäle der Fliesen werden mit einem aus Algen gewonnenen Hydrogel gefüllt.

Die Fliesen sind fächerförmig und weisen zahlreiche aderähnliche Kanäle, vergleichbar mit vernetzten Blattadern, auf. Sie können mit den entsprechenden Formen einfach am Einsatzort aus Ton – oder einem anderen günstigen, lokalen Material – gepresst werden. Die Kanäle der Fliesen werden mit einem auf Algen basierenden Hydrogel gefüllt. Dies hält die Organismen am Leben und ist zugleich vollständig biologisch abbaubar.

Die Materialien für die Herstellung des Hydrogels zusammen mit den Algenzellen können in Pulverform geliefert werden. Es muss nur noch die entsprechende Menge Wasser hinzugefügt werden, um die Masse in die Fliesen füllen zu können. Nach dem Befüllen werden die Elemente zu einer Wand zusammengesetzt. Die Größe richtet sich nach dem zur Verfügung stehenden Platz und dem Verschmutzungsgrad des Wassers. Dieses wird oben in das System gegossen und gereinigt unten aufgefangen. Während es über die Kanäle fließt, wird es einem Prozess unterzogen, der als Bioremediation – also dem Einsatz von Organismen zur biologischen Entgiftung – bezeichnet wird. Die Algen produzieren bei Kontakt mit Toxiden und Schwermetallen eine Reihe von Verbindungen, sogenannte Phytochelatine, die an diese anbinden, sie so entgiften und in der Pflanze speichern.

Wenn das Hydrogel gesättigt ist, muss es ausgetauscht werden. Die Fliese bleibt jedoch erhalten und wird neu befüllt. Wann eine Sättigung eintritt, ist abhängig vom Belastungsgrad des Wassers. Die Forscher sprechen jedoch von mehreren Monaten. Jede modulare Flieseneinheit ist durch Halbklappenfugen an die nächste angeschlossen und kann so einzeln entfernt werden, ohne das gesamte System zu zerlegen.

Zum Einsatz kommen soll das Fliesenfiltersystem in Regionen, in denen die Mittel für andere Methoden der Wasserreinigung fehlen. Sein Vorteil besteht neben den relativ niedrigen Kosten darin, dass es von den Nutzern vor Ort selbst gebaut und gewartet werden kann.

Entwicklung: Bartlett School of Architecture, London

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