Fischblase

Maßwerkfenster, Schneuß, Flamme, Boteh, Paisley

Eine Fischblase ist nicht nur ein Organ von Fischen, sondern auch eine kunst- bzw. architekturgeschichtliche Bezeichnung für eine Fensterform. Ein weiterer jedoch weniger gebräuchlicher Name für das Ornament ist Schneuß. Es handelt sich um eine Kontur, die sich geometrisch konstruiert aus einem Kreis und aus mindestens zwei spitz zusammenlaufenden Segmentbögen zusammensetzt – vergleichbar mit einem Tropfen. Das Motiv tritt sehr selten einzeln auf, sondern meist gedreht, gekrümmt oder gespiegelt in Kombinationen mit weiteren Fischblasen, die zusammen Kreise oder Dreiecke bilden.

Dieses Motiv findet sich in Europa besonders oft in gotischen Maßwerksfenstern.
Vorhangstoff mit einem Paisley-Muster

Dieses Ornament findet sich in Europa besonders oft in gotischen Maßwerksfenstern. In Frankreich sind die Fischblasen eher langgezogen, deshalb werden sie dort wegen der Ähnlichkeit mit einer Flamme auch als flamboyant bezeichnet, zum Beispiel bei den Rosettenfenstern der Kathedrale von Beauvais.

Während das Wort Fischblase sprachlich auf das Christentum verweist, stammt diese besondere ornamentale Form höchstwahrscheinlich aus dem persisch-indischen Kulturbereich. Mit Boteh (persisch für Strauch oder Busch) wird eine geometrisch auffallend ähnliche und wesentlich ältere Form bezeichnet. Boteh ist der ursprüngliche Name von Paisley. Im 19. Jahrhundert erhielt das Boteh-Motiv den Namen der schottischen Stadt Paisley, denn in deren Textilindustrie wurden besonders viele Stoffe mit diesem aus Indien kopierten Motiv produziert. Paisley-Muster sind bis heute beliebt bei Vorhängen und Schals.

Das Fischblasenmotiv ähnelt außerdem dem chinesischen Ying-Yang-Zeichen. Dieses Motiv findet sich aktuell als Grundrißkontur in Entwürfen von Diller Scofidio + Rentro für ein South Sea Pearl Eco Island in China oder auch das Panda House von BIG in Kopenhagen.

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