Firmenzentrale in Berlin

Dynamische Belichtung mittels LED

Gute zehn Jahre nach der Gründung hat die Firma Zalando, die heute als größter Online-Modehändler in Deutschland gilt, eine neue Unternehmenszentrale in Berlin-Friedrichshain, zwischen Mercedes-Benz-Arena und East Side Gallery bezogen. Ein siebengeschossiger Solitär südlich der Valeska-Gert-Straße ergänzt den Hauptbaukörper, der auf der Nordseite den ganzen Block einnimmt. Eine Verbindnung zwischen den beiden Volumina wird nicht nur durch die Materialität der Fassaden hergestellt, sondern auch durch das Organisationsraster, das, um 45° gegen das Blockschema verdreht, in den Kubaturen beider Trakte Ausdruck findet. So weisen oberhalb der Sockelzonen, die dem Straßenverlauf folgen, beide Volumen annähernd dreieckige Einschnitte auf. Während jene Bereiche der Fassade, die die Baulinie säumen, weitgehend opak gehalten sind, ist die Hülle nur im Bereich der Rücksprünge vollflächig verglast, sodass die Arbeitsplätze somit vor unliebsamen Einblicken geschützt sind.

Der Bau folgt einem eigenen Ordnungssystem, das um 45° gegen die Blockstruktur verdreht ist.
Im Zentrum des Neubaus öffnet sich das großzügige Atrium.
Der Lichthof ergänzt nicht nur das Auditorium, sondern dient auch als Begegnungsfläche.

Stadt in der Stadt

Gemäß der Entscheidung, eine eigene, vom städtischen Kontext unabhängige Ordnung zu etablieren, wird der Hauptbaukörper durch das Entrée diagonal durchschnitten; von der Valeska-Gert-Straße führt die Passage in nordwestlicher Richtung geradewegs zum Parkhaus, das nördlich an die Stadtbahngleise grenzt. In der Mitte des Foyers öffnet sich ein mehrgeschossiges Atrium, in dem eine breite Treppe mit ihren hölzernen Sitzstufen nicht nur das gegenüberliegende Auditorium ergänzt, sondern den Angestellten auch Begegnungsmöglichkeiten bieten soll. Umschlossen ist dieser Lichthof von offenen Galerien auf allen Ebenen, die dem Inneren des Verwaltungsgebäudes tatsächlich eine solche Komplexität verleihen, dass der Bürobau wie eine eigene kleine Stadt inmitten von Berlin anmutet.

Neueste Arbeitswelt

Rings des Atriums sind die sogenannten Livingrooms angeordnet, die mit Küchenzeile und Barbereich augestattet, an Coworking-Räume erinnern sollen. Indem, wie auch in vergleichbaren zeitgenössischen Bürobauten, die längs lichtloser Korridore aufgereihten Einzelbüros durch offene Arbeitsbereiche ersetzt wurden, soll einerseits Kreativität und Kommunikation gefördert werden; andererseits findet sich die Angestelltenmentalität mit ihren festen Schreibtischen und rigiden Arbeitszeiten herausgefordert. Somit vermittelt das neue Arbeitsumfeld einen Eindruck von Startup- und Unternehmergeist – geradeso, als wolle man die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu besonderem Einsatz und außergewöhnlichen Lösungen motivieren. Dabei laden auch Küchen, Sporträume, Kitabereiche und ein Spielfeld auf der Dachterrasse zu einem flexiblen Leben und Arbeiten jenseits der klassischen Vierzigstundenwoche ein.

Flexible Belichtung mittels LED

Entsprechend kam bei der Lichtplanung neben dem Atrium und den temporären Arbeitsbereichen auf den Galerien gerade auch den Livingrooms besondere Aufmerksamkeit zu. So wird die natürliche Belichtung des gedeckten Innenhofs durch lineare Lichtsysteme erweitert, die der Gestalt der Atriumgeschosse folgen und sich in den angrenzenden Flurzonen und Bürobereichen fortsetzen. Die LED-basierte, dynamische Tageslichtergänzungsbeleuchtung weist dabei ein Lichtspektrum auf, das mit seiner hohen Lichtfarbtemperatur von 6.500 Kelvin dem des natürlichen Lichts nahekommt; in den Abendstunden hingegen kann eine wärmere Farbtemperatur von 2.200 Kelvin gewählt werden. In den Livingrooms werden die Downlights durch Pendelleuchten ergänzt, die für eine atmosphärische Beleuchtung sorgen. Auch hier kann zwischen verschiedenen Lichtfarben und Dimmstufen gewählt werden – wie in einem richtigen Wohnzimmer. –ar

Bautafel

Architektur: HENN Architekten, München/Berlin/Beijing
Projektbeteiligte:
BuroHappold Engineering, Bath u a. (Tragwerksplanung und Gebäudtechnik); hhp Berlin, Berlin (Brandschutz); Müller-BBM, München u. a. (Bauphysik); KINZO, Berlin/München (Innenarchitektur); Atelier Loidl , Berlin (Freiraumnplanung); Bartenbach LichtLabor, Aldrans/Tirol u. a. (Lichtplanung);
Bauherrschaft:
Zalando, Berlin
Fertigstellung:
2019
Standort:
Valeska-Gert-Straße 5, 10243 Berlin
Bildnachweis:
HG Esch, Hennef/HENN Architekten

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