Firmensitz und Showroom bei Monção

Findling im Gewerbegebiet

Ein Showroom, der aus dem Material besteht, das in seinem Inneren ausgestellt werden soll – dieses Kunststück ist dem spanischen Architekturbüro Ola Estudio in der Nähe der portugiesischen Kleinstadt Monção gelungen. Für einen Hersteller von Steinplatten entwarf das Planungsteam den Ausstellungspavillon mit Fassaden aus Granit. Als einer der härtesten Steine der Welt, der sich gut bearbeiten lässt, ist Granit als Fassadenmaterial nicht ungewöhnlich. Hier aber strömt Luft und Licht durch raffiniert geschichtete und gereihte Blöcke, die als Aushängeschild das Unternehmen repräsentieren und darüber hinaus als mineralischer Sonnenschutz vor Überhitzung schützen.

Im Gegensatz zur steinernen Südfassade ist die Nordseite durch große Glasflächen geprägt.
Ein Granitgitter schützt als offener Vorbau die Westseite vor einfallender Abendsonne.
Nahezu verschlossen gibt sich die Ostfassade.

Das Unternehmen DFG-Pavestone ist auf dem Gebiet des Schneidens und Veredelns von Stein weltweit tätig. Der innovative technische Standard sollte sich im Showroom widerspiegeln. Errichtet am Rand eines Gewerbegebiets stellt der Solitär einen Fremdkörper dar, wahlweise vor natürlichem oder industriellem Hintergrund. Als „einfaches Schiff“, konzipiert frei von Rhetorik und Kontext bezeichnen die Architektinnen und Architekten ihr Projekt. Da auch die örtliche Topografie wenig komplex ist, geben sie als einzige Orientierungspunkte für den Entwurf das durch die Bauherrschaft gewünschte Raumprogramm sowie den Verlauf der Sonne an.

Archetypus mit Ecken und Kanten
Der langgestreckte Baukörper verfügt über ein Tragwerk aus Stahlträgern und erinnert durch das Satteldach und aufgrund des fehlenden Dachüberhangs an den Archetypus eines Hauses. Auffällig allerdings ist im nahezu rechteckigen Grundriss die westliche Seite, da der rechteckigen Grundform hier ein keilförmiger Anbau vorgesetzt ist. Dieser ist offen und besteht aus einem Gitter aus langen Steinelementen. Er bildet einen der zwei Zugänge zum geschlossenen 380 Quadratmeter großen Büro- und Ausstellungsgebäude.

Der zweite Zugang befindet sich mittig auf der südlichen Längsseite. Er markiert die Grenze zwischen Administration und Ausstellung: Zum Raumprogramm in der westlichen Gebäudehälfte gehören Einzelbüros, Konferenz- und Lagerräumen sowie der Empfang und die Nassräume. Erschlossen werden diese Räume über einen Flur auf der südlichen Gebäudeseite, der den Empfangsbereich mit der großen Ausstellungshalle verbindet. Diese nimmt die gesamte östliche Gebäudehälfte ein. Alle Böden, teils auch Wandflächen, sind mit den mineralischen Erzeugnissen des Unternehmens versehen. Trennwände bestehen zumeist aus Glas, transluzentem Polycarbonat und aus Metall.

Sonnenschutz: Azul Platino in Netz- und Gitterform
Bis auf die Ostfassade, welche, wie das Dach, aus Wellblech besteht, ist die Gebäudehülle vollständig verglast, wodurch die Räume mit Tageslicht geflutet werden. Ein als Sonnenschutz und Signet des Unternehmens fungierendes Gitter aus Granit ist der südlichen Glasfassade vorgeblendet. Es besteht aus winkelförmigen Granitblöcken der bläulichen Sorte Azul Platino, die zu langen Zickzack-Reihen zusammengesetzt und gegeneinander versetzt gestapelt wurden. An den Kontaktpunkten sind die Blöcke mit 20 Millimeter großen Bohrlöchern versehen und durch lange Stahlstäbe fixiert.

Den Innenraum schützt dieser massive Sonnenschild gemeinsam mit dem opaken Dach und dem ebenfalls feststehenden asymmetrischen Vorbau auf der Ostseite vor direkter Sonneneinstrahlung. Letzterer erhielt dank seiner länglichen Granitelemente die Form eines Gitters und ist um 45 Grad zur Längsachse des Baus geneigt, wodurch sich die Fläche der westlichen Giebelfassade vergrößert. Die Gitterform wurde gewählt, da sie im Gegensatz zum Netz durchlässiger ist, denn die westliche Abendsonne strahlt weniger stark.  

Beide steinernen Sonnenschilde – Netz und Gitter – erzeugen im Innenraum Muster aus Licht und Schatten, die sich über den Tag laufend verändern und die ausgestellten Steinprodukte reizvoll inszenieren. Aufgrund der großzügigen Verglasungen ist der Sonnenschutz unbedingt notwendig, damit sich Büros und Ausstellungsraum nicht in kürzester Zeit in ein Treibhaus verwandeln, in dem ein angenehmes Raumklima nur mit einem hohen Klimatisierungsaufwand aufrecht zu erhalten wäre. -sr

Bautafel

Architektur: OLA Estudio, A Coruña
Projektbeteiligte: Orega construcciones y servicios, O Pereiro de Aguiar (Bauausführung)
Bauherrschaft: DFG Pavestone, Monçao
Fertigstellung: 2018
Standort: Av. 24 de Agosto 10, 4950-850 Cortes, Portugal
Bildnachweis: Miguel de Guzmán/ Rocío Romero (Imagen Subliminal), Madrid/ New York

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