Firmensitz Klosterfrau in Wien/A

Sanierung und Neustrukturierung eines 1970er-Jahre-Baus

Am südlichen Stadtrand von Wien befindet sich der österreichische Firmensitz des Pharmaunternehmens Klosterfrau. Bereits in den 1970er Jahren war er hier auf einem schmalen Grundstück am Ende der Doerenkampgasse nach Plänen der ortsansässigen Architekten Marschalek, Ladstätter und Beck realisiert worden: Ein zweigeschossiges Sichtbetongebäude, dessen äußere Hülle eine vertikal rillenförmige Struktur aufwies.

Nach dem Umbau: Tagungsraum mit Sichtbeton-Decke
Nach dem Umbau: Eine lange Betonrampe dient zur Erschließung, die Fassade sind mit weißen Polycarbonatplatten gestaltet
Westansicht der umgebauten und sanierten Firmenzentrale

Das weit von der Straße abgerückte Gebäude wurde vor der Sanierung über einen markanten Eingang betreten, der als dreieckiges, 45° geneigtes Vordach ausgebildet war. Im Inneren führte eine Treppe aus Betonfertigteilen, mit einem Podest von nur 60 cm Tiefe, in die Büros im Obergeschoss. Im Laufe der Jahre traten immer mehr Schäden und Mängel am und im Gebäude auf. Der gläserne Vorbau und auch die Lichtkuppeln im Dach waren undicht, sodass Feuchtigkeit ins Gebäude eindringen konnte. Der Stahl, aus welchem ein Teil der Stützen bestand, wies Rostlöcher auf und die Fassade, ohne Dämmung ausgeführt, war zunehmend von unansehnlichen Schlieren durchzogen. Aus diesen Gründen wurde ein Neubau erwogen, aber das Wiener Architekturbüro Gaupenraub +/- entschied sich für ein Sanierungskonzept, welches die wesentlichen Strukturen des U-förmigen Baukörpers beibehalten und sinngemäß weiterführen sollte.
 
Sanierung und Modernisierung
Im Zuge der Sanierung der Gebäudehülle sollte auch die Haustechnik auf den neuesten Stand gebracht werden. Außerdem war eine bessere Erschließung gewünscht sowie die Erweiterung der Büroräume durch eine interne Umstrukturierung und einen Zubau im Obergeschoss.

Deshalb wurden die ehemaligen Zellenbüros in beiden Geschossen in Großraumbüros mit neutraler und schlichter Innenraumgestaltung umgewandelt. Sie winden sich um den zentral gelegenen Sanitärkern, um Spinde, ein Archiv und eine Handbibliothek. Für eine ausreichend natürliche Belichtung in den Büroräumen des Obergeschosses, sorgt ein alternativ zu den ehemaligen Lichtkuppeln installiertes langes Lichtband aus milchweißem Polycarbonat. Es durchzieht komplette das komplette Obergeschoss. Die ehemalige Schrägverglasung ist durch ein langes Fensterband ausgetauscht worden. Rohrleitungen und Verkabelungen sind in beiden Geschossen in Doppelböden untergebracht und sichern so eine flexible Gestaltung der Arbeitsplätze. Für all diese Maßnahmen war vorab das Obergeschoss komplett abgebaut worden, da u.a. die Stützen zu schwach dimensioniert waren, um die neue Hohldielendecke mit extensivem Gründach tragen zu können. 

Die Tragstruktur und die Fassadenteile im EG hingegen blieben erhalten, da die Betonfertigteile weiterhin als thermische Speichermasse genutzt werden können. Die neue Fassade ist mit weißen Polycarbonat-Stegplatten gestaltet, die tafelweise fugenlos angebracht sind und deren Kammern die Optik der alten Fertigteile aufnehmen. Die nicht hinterlüftete Ausführung sorgt für gute Dämmeigenschaften – die Innenseite der Platten ist mit einer Mineralfaserdämmung beklebt.

Nun ist das Gebäude an die Straße über eine 23 m lange, zweiläufige Betonrampe angebunden. Der lange Rampenlauf führt in die Büroeinheiten im Obergeschoss. Die kürzere Rampe wiederum erschließt das tiefer gelegene Erdgeschoss, in dem sich ebenfalls Büros und Schulungsräume befinden. Die oben beschriebene Betontreppe entfiel. Die früher vollkommen verwachsenen Freiräume wurden gelichtet, neu gestaltet und mit Sitzgelegenheiten versehen. Um den Mitarbeitern Pausen im sonnigen Vorgarten zu ermöglichen, wurden die alten Parkplätze verlegt. Außerdem lädt im Obergeschoss eine großzügige Dachterrasse, die sich zwischen den hervorstehenden Enden der Büroflügel erstreckt, zum Verweilen ein. -kt

Bautafel

Architekten: Gaupenraub+/-, Wien/A
Projektbeteiligte:
TGA Consulting, Wien (Haustechnik); Habiger Ziviltechniker, Alland/A (Bauphysik); Werkraum Wien Ingenieure ZT, Wien/A (Statik); Metabau, St. Georgen/A (Fenster und Türen); Pfnier & Co, Oberpullendorf/A (Mauerwerk); Maxmont, Gleisdorf/A (Fassade)
Bauherr: Klosterfrau Healthcare, Wien/A
Fertigstellung: November 2010
Standort: Doerenkampgasse 11, 1100 Wien/A
Bildnachweis: Patricia Weisskirchner, Anja Löffler und Alexander Hagner für Gaupenraub+/-, Wien/A; Andrea Hirsch für Bene, Wien/A

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