Finchley Memorial Hospital in London

Fassadenkeramik nach den Farben der Natur

Eingebunden in ein Umfeld aus öffentlichen Grünflächen, Therapiegärten und Spielplätzen, befindet sich das Finchley Memorial Hospital inmitten eines kleinteiligen Wohngebietes im Londoner Norden. Als kommunales Krankenhaus gewährleistet es die klinische Versorgung der Bevölkerung von Finchley, einem Stadtviertel im Bezirk Barnet. Der Neubau entstand nach Plänen von Murphy Pilipps Architekten und ersetzt ein benachbartes Ensemble, das nach vielen Jahren baufällig und ineffizient geworden war.

Der klare Rhythmus der Keramikstäbe wird durch die verschiedenen Farbtöne spielerisch gebrochen
Vor den geschwungenen Glasfassaden der Innenhöfe sind keramische Rechtecht-Rohre vertikal montiert
Ansicht der Westfassade von Süden: die keramischen Platten sind mit verdeckten Klammern befestigt und weisen die gleichen Farbtöne auf wie die Rechteckrohre

Bei der Konzeption des Krankenhauses spielten vor allem Flexibilität und Erweiterbarkeit eine Rolle. Auf insgesamt rund 10.000 m² bietet es Platz für 49 Einbettzimmer. Das Gebäude besteht aus zwei parallelen, mittig leicht abgeknickten Riegeln, die sich von Norden nach Süden erstrecken. Der östliche ist zweigeschossig, der westliche dreigeschossig ausgebildet. Im inneren Winkel ist auf der Westseite ein verglaster Baukörper angeordnet, in dem sich der Haupteingang befindet. Davor liegt ein Platz, der durch die Abwinkelung gefasst wird.

Die beiden Riegel sind an drei Stellen über unterschiedlich breite und hohe Verbindungsbauten miteinander verknüpft; einer davon verläuft axial zum Eingang. Auf diese Weise entstehen zwei geschlossene und zwei halboffene Höfe am nördlichen und südlichen Ende des Gebäudes. Die Krankenzimmer sowie spezielle Behandlungs-, Untersuchungs- und Therapieräume orientieren sich sowohl zu den Innenhöfen hin als auch nach außen; erschlossen werden sie über zentrale Korridore. Im dritten Geschoss des Westflügels sind die Räume für Verwaltung und Personal untergebracht. Aufgrund der Gebäudestruktur und der Lage ist das Krankenhaus, wie bei dieser Baugattung heute üblich, modular erweiterbar. Bei Bedarf lässt es sich recht einfach sowohl flächenmäßig als auch vertikal ausbauen.

Das Finchley Memorial Hospital ist als Betonrahmenbau mit Pfahlgründung konstruiert, seine Dächer sind begrünt und mit Photovoltaikelementen ausgestattet. Nach Prüfung seiner Nachhaltigkeit erhielt es die Bestnote „excellent" des britischen Zertifizierungssystems BREEAM.

Fliesen und Platten
Ein ganz wesentlicher Aspekt bei der Gestaltung des Krankenhauses war das Farbkonzept, das die Architekten gemeinsam mit der Farbgestalterin Frances Tobin entwickelten. Als Grundlage diente die Landschaft der direkten Umgebung; davon abgeleitete grünblaue Farbflächen setzen sich an den Fassaden über das interne Wegesystem bis in die Behandlungs- und Patientenzimmer in abnehmender Sättigung fort.

An den Fassaden wechseln sich große Glasflächen mit weiß verputzten Wänden und keramischer Bekleidung ab. Rund 3.500 Keramikplatten und 2.000 keramische Rechteckrohre in genau definierten, grünblauen Farbtönen wurden speziell für dieses Gebäude angefertigt. Die 120 cm langen Rechteckrohre mit einem Querschnitt von 6 x 6 cm sind vor den geschwungenen Glasfassaden der Erschließungsräume vertikal und exakt bündig übereinander angeordnet. In horizontaler Richtung sind in regelmäßig schmalen Abständen zueinander angeordnet, was nicht nur Ausblicke von innen heraus erlaubt, sondern sie auch besonders filigran erscheinen lässt. Der klare Rhythmus wird durch die sechs verschiedenen Farbtöne der Einzelstäbe spielerisch gebrochen.

Bei der Herstellung der Keramikrohre waren eine homogene Oberflächenqualität und die farbliche Korrespondenz zu den keramischen Platten anderer Fassadenteile besonders wichtig. Die Platten sind 15 cm hoch, ihre Längen variieren zwischen 63 und 120 cm. Sie sind mit verdeckten Klammern montiert und weisen die gleichen sechs Farbtöne auf wie die Rechteckrohre – dadurch erhalten die Flächen eine pixelhafte Farbigkeit. Im Zusammenspiel mit den vertikalen Keramikelementen prägen sie das Klinikgebäude unverkennbar. Ihre dauerhaft eingebrannte HT-Oberflächenveredelung wirkt antibakteriell, verhindert Veralgungen der Fassade und sorgt dafür, dass Verschmutzungen durch Regenwasser abgewaschen werden. us

Bautafel

Architekten: Murphy Philipps Architects, London
Projektbeteiligte: Frances Tobin (Farbgestaltung); Galliford Try, London (Bauausführung); Thomasons, London (Statik); Fabrik, London (Landschaftsplanung); Agrob Buchtal, Schwarzenfeld (Hersteller Fassadenkeramik)
Bauherr: Elevate Partnerships, Romford
Fertigstellung: 2012
Standort: Granville Road, London
Bildnachweis: Agrob Buchtal, Schwarzenfeld

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