Finanzamt in Garmisch-Partenkirchen

Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen

Ob das Finanzamt Garmisch-Partenkirchen die vermehrten Selbstanzeigen von bayerischen Steuerhinterziehern und damit auch den gestiegenen Platzbedarf des Amtes vorhergesehen hat? Sicher ist, dass sich die Gemeinde eine Zusammenlegung der zuvor auf fünf Außenstellen verteilten Arbeitsbereiche wünschte. Am nördlichen Ortsrand fand sich ein freies Grundstück, das früher von der US-Armee genutzt wurde. Im strukturellen Übergang zwischen lockerer Wohnbebauung im Norden und Gewerbegebiet im Süden entstand hier das wohl nachhaltigste Finanzamt Deutschlands. Geplant wurde es von Reinhard Bauer Architekten aus München.

Zwischen den beiden lang gestreckten Büroriegeln befinden sich begrünte Innenhöfe
Auch im Innenbereich dominiert der Baustoff Holz und verleiht den Finanzamtsräumen eine freundliche Atmosphäre
Nicht nur die Fassade des Finanzamtes ist aus Holz, sondern auch die Konstruktion

Mit einer Nutzfläche von rund 3.500 Quadratmeter bietet der einladend wirkende Holzbau Platz für 170 Finanzbeamte. Er besteht aus zwei parallel angeordneten Gebäuderiegeln, die jeweils zweigeschossig mit einem Flachdach ausgebildet sind. Darin reihen sich beidseitig eines mittigen Flures die Büros aneinander. Dank großformatiger Fenster sind alle sehr hell und freundlich. Drei Treppenhäuser, von denen die beiden äußeren aus energetischen Grün­den unbeheizt sind, verbinden die beiden lang gestreckten Baukörper miteinander. Dazwischen liegen zwei begrünte Innenhöfe. Der Haupteingang befindet sich am nördlichen Ende der Ostfassade; eine breite Betonplatte mit Besenstrichoberfläche weist darauf hin.

Das klar strukturierte Finanzamtsgebäude ist eine vorgefertigte Holzelementkonstruktion, die von Stahlstützen unmittelbar hinter der Fassadenebene sowie von Brettschichtholzstützen entlang der Büroflure getragen wird. Sämtliche geschlossenen Fassadenflächen sind hinterlüftet und mit heimischem Lärchenholz verkleidet. Die Längsseiten sind durchgängig mit dreifach verglasten Holz-Aluminium-Fenstern im Format 1,15 x 2,25 Meter bestückt; als Sonnenschutz kommen Senkrechtmarkisen zum Einsatz. Erdgeschossdecke und Dach sind als Hohlkastenelemente aus beplankten Brettschichtholzrippen gefertigt. Zusammen mit den vorspringenden Außenwänden der Schmalseiten rahmen sie die Längsfassaden. Einzig die Treppenhäuser bestehen aus Stahlbeton. Statt aber das Gesamtbild des Gebäudes zu stören, wirken ihre hellgrauen Oberflächen mit den Abdrücken der verwendeten Holzschalung wie ein Negativ der Fassade. Zudem übernehmen die Betonwände eine aussteifende Funktion.

Energiekonzept
Die Wärme- und Kälteversorgung für das Finanzamt war durch die Wahl des Standorts indirekt vorherbestimmt. Nach jahrzehntelanger Nutzung durch das Militär war der Untergrund stark kontaminiert. Dies machte eine langwierige Grundwasserreinigung erforderlich, die immer noch andauert und erst in mehreren Jahren abgeschlossen sein soll. Zu diesem Zweck wurden mehrere Brunnen angelegt. Deren Grundwasser wird jetzt von einer Wasser/Wasser-Wärmepumpe zur Gebäudeheizung und auch -kühlung genutzt. Installiert ist eine doppelte Wärmepumpenanlage mit zwei Saugbrunnen. Eine Fußbodenheizung verteilt das warme bzw. kalte Wasser in die Räume.

Auf dem Parkplatz vor dem Finanzamt befindet sich ein großer Carport, auf dessen Dach eine Photovoltaik-Anlage mit einer Gesamtleistung von rund 30 kWp Sonnenstrom ins öffentliche Netz speist. Der Solar-Carport ist konstruktiv eine stark geneigte Ortbetonfläche, in die die Verankerungspunkte der Photovoltaik-Anlage integriert sind. Die geneigte Fläche läuft in einer Wanne aus, die der Entwässerung dient.

Insgesamt unterschreitet der ressourcenschonende Verwaltungsbau den Energiebedarf des vorgegebenen EnEV-Wertes um etwa 40%. Da er außerdem gut aussieht hat er schon viele Preise erhalten, darunter den Oberösterreichischen, Rosenheimer und den Deutschen Holzbaupreis, den BDA Preis Bayern und den Wessobrunner Architekturpreis.

Bautafel

Architekten: Reinhard Bauer Architekten, München
Projektbeteiligte: Merz Kley Partner, Dornbirn (Tragwerk); Hans u. Robert Scheck, Garmisch-Partenkirchen (Bauleitung); Landschaftsarchitektur Kroitzsch, Gröbenzell (Landschaftsarchitektur); Wiehag, Altheim (Holzbau), Tectus, München (Flachdachabdichtungen); Kuzyl & Sander, München (HLS-Planung); Ingenieurgesellschaft Technik, München (Elektroplanung)
Bauherr: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen vertreten durch das Staatliche Bauamt Weilheim
Fertigstellung: 2011
Standort: Dompfaffstraße 5, 82467 Garmisch-Partenkirchen

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