Feuerwehrhaus in Wannweil

Heizung für Mensch und Fahrzeug

Das neue Feuerwehrhaus für die Freiwillige Feuerwehr in der kleinen Gemeinde Wannweil ist in mehrfacher Hinsicht eine Überraschung. Die expressive Kubatur des Baus und die architektonisch anspruchsvollen Details sind für sich schon anerkennenswert. Dass das Gebäude sich allerdings im Industriegebiet eines 5.000-Einwohner-Dorfes befindet und damit ein reiner Zweckbau sowohl der Lage als auch der Bauaufgabe Genüge getan hätte, macht das, was hier nach Plänen von Dasch Zürn + Partner entstanden ist, umso bemerkenswerter.

Dasch Zürn + Partner haben die Bauaufgabe in einen dynamisch-expressiv geformten Baukörper mit zwei Geschossen übersetzt.
Die Oberfläche der Nordfassade nimmt die leicht gekippte Ausrichtung des Gebäudeüberstands auf und setzt diese fort, indem mit einer groben Bretterschalung eine diagonale Struktur erzeugt wurde.
Die leichte Hanglage führt dazu, dass das Obergeschoss nach hinten direkt in eine Wiesenlandschaft übergeht.

Der Neubau besetzt innerhalb des schlauchförmigen Industriegebiets ein Wiesengrundstück in unmittelbarer Nähe zum Waldrand. Aus den für dieses Grundstück geltenden Abstandsregeln sowie der inneren Organisation des Gebäudes haben die Architektinnen und Architekten einen zweigeschossigen Baukörper entwickelt, der durch seine dynamisch-expressive Gestalt auffällt. Im hinteren Teil gräbt sich das Bauwerk in den Hang hinein, sodass man vom Obergeschoss aus direkt auf eine rückwärtige Obstwiese gelangt.

Räumliche Organisation

Das Gebäude ist in drei Teile gegliedert: Die nordwestlich gelegene Fahrzeughalle für sechs Wagen, dahinter ein erdüberdeckter Bereich mit Werkstätten und einem Lagerbereich, südöstlich der Hallen schließlich ein zweistöckiger Teil mit der Leitzentrale, Schulungsräumen und den Umkleiden. Sie alle werden umklammert von der Großform des Baukörpers, die die Funktionen mit weitem Dachüberstand einrahmt. Die Leitzentrale befindet sich zentral im zweiten Obergeschoss, mit freier Sicht zur Zufahrt und in die Fahrzeughalle.

Charakteristische Materialien

Vorherrschendes Material ist grauer Sichtbeton, der im und am Gebäude in unterschiedlichen Oberflächenqualitäten vorzufinden ist. Die Oberfläche der Nordfassade nimmt die leicht gekippte Ausrichtung des Gebäudeüberstands auf und setzt diese fort, indem mit einer groben Bretterschalung eine diagonale Struktur erzeugt wurde. Demgegenüber ist er an der südlichen Schmalseite, wo die Schaltafeln ein quadratisches Muster hinterlassen haben, ebenso wie in den Innenräumen in hoher Sichtbetonqualität ausgeführt. Einen Kontrast zum hellen Grau des Betons bilden die dunkel gerahmten Tore der Fahrzeughalle sowie die helle, vertikale Holzbekleidung des zweigeschossigen Gebäudeteils.

Kombiniertes Heizsystem

Die Wärmeerzeugung für die Heizung erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die mit einem Strom-Mix der Gemeinde versorgt wird. Sie deckt den Wärmebedarf übers Jahr betrachtet zu rund sechzig Prozent. Für besonders kalte Tage gibt es zusätzlich einen Gas-Brennwertkessel als Spitzenlastkessel, der die restlichen vierzig Prozent des Bedarfs abdeckt. Mit einem Pufferspeicher kann die Energie auch zwischengespeichert werden. Die Übergabe der Wärme an die Raumluft erfolgt in den Aufenthaltsbereichen per Heizkörper, die überwiegend an der Außenwand befestigt sind. Komfortabel ist es in den Umkleidekabinen, wo eine Fußbodenheizung als Flächenheizung für wohlige Wärme sorgt. In der Halle für die Einsatzfahrzeuge befinden sich an der Wand befestigte Lufterhitzer, die die Raumtemperatur konstant auf zwölf Grad Celisus halten. Sie sind über Raumfühler geregelt. Damit haben die Planerinnen und Planer nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Maschinen ein ideales klimatisches Ambiente geschaffen.

Der Neubau des Feuerwehrhauses erhielt im Juli 2020 die Auszeichnung „Beispielhaftes Bauen“ der Architektenkammer Baden-Württemberg. Die Jury begründete ihre Entscheidung unter anderem damit, dass das Gebäude durch seine starke, ausdruckskräftige und eigenständige Präsenz imponiere. -tg

Bautafel

Architektur: dasch zürn + partner, Stuttgart
Projektbeteiligte: Planungsgruppe Stahlecker, Stuttgart (Landschaftsarchitektur); Tragwerkeplus, Reutlingen (Tragwerk); IB Wagner, Reutlingen (HLS Planung); Kienle Ingenieure, Ostrach (Elektroplanung);
Bauherrschaft: Gemeinde Wannweil
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Miguel Babo, Freiburg im Breisgau

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