Feuerwache in Heidelberg

Fernwärme, Lüftung mit WRG, Erdwärmetauscher und Photovoltaik

Im städtebaulich tristen Umfeld zwischen Bahndamm, Verkehrsschneisen und Kaserne sticht das Gebäude der Berufsfeuerwehr Heidelberg wohltuend ins Auge. Neben der architektonisch überzeugenden Gestaltung setzt die Wache auch in ökologischer, wirtschaftlicher und funktionaler Hinsicht neue Maßstäbe. Geplant wurde sie von den Kölner Architekten Peter Kulka und Henryk Urbanietz.

Der Büroriegel wird von V-Stützen und einem Treppenturm getragen
Der von V-Stützen getragene Gebäuderiegel nimmt im dritten Obergeschoss Schulungs- und Büroräume auf
Im Erdgeschoss befinden sich die Fahrzeughalle mit anschließender Werkstatt, ein Lager und eine Atemschutzübungsstrecke

Das Gebäude besteht aus verschiedenen Baukörpern: Auf einer quaderförmigen Fahrzeughalle (Grundgeschoss) liegt das weit auskragende, längliche Obergeschoss wie eine Ausziehleiter auf einem Feuerwehrfahrzeug; getragen wird es von V-förmigen Stützen. Daneben ist an der westlichen Längsseite ein 35 m hoher Schlauch- und Übungsturm angeordnet, dessen gesamte Südfassade mit Photovoltaik-Modulen bestückt ist. Die Solarfassade soll das Energiekonzept der Wache auch nach außen sichtbar machen.

Im Erdgeschoss befinden sich die Halle für 30 Einsatzfahrzeuge mit anschließender Werkstatt, ein Lager und eine Atemschutzübungsstrecke. Dieser Gebäudeteil ist U-förmig ausgebildet und öffnet sich an drei Seiten mit raumhoch verglasten Falttoren zum Außenraum. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind Ruhe- und Aufenthaltsräume, eine Sporthalle und ein überdachtes Ballspielfeld untergebracht. Schulungs- und Büroräume sowie das Herz des Gebäudes – die Leitzentrale – befinden sich im dritten Obergeschoss.

Die nach Süden orientierten Obergeschosse entsprechen dem Passivhausstandard. Dafür verantwortlich ist die konsequente Wärmedämmung von Boden, Dach und Wänden. Die pulverbeschichtete Aluminium-Vorhangfassade ist mit 30 cm Mineralwolle gedämmt, das begrünte Flachdach mit 40 cm Styropor, der Fußboden mit 28 cm Mineralwolle. Sämtliche Fenster in diesem Gebäudeteil sind mit einer Dreifachverglasung ausgestattet.

Energiekonzept
Im Vergleich zu konventionellen Feuerwachen benötigt das Heidelberger Gebäude über 90% weniger Heizenergie. Die Wärme für Heizung und Brauchwarmwasser liefert das städtische Fernwärmenetz. Es wird vom Großkraftwerk Mannheim versorgt, das mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) arbeitet. In der Wache kommen überwiegend Lüftungsanlagen zum Einsatz, welche die Zuluft erwärmen. Nur im Bürotrakt gibt es eine Warmwasserheizung mit Heizkörpern. Die Warmwasserbereitung für die Duschen ist an die Fernwärme angeschlossen. Dezentrale elektrische Boiler und Durchlauferhitzer versorgen entfernte Zapfstellen, z.B. in den Teeküchen.

Im gesamten Gebäude befinden sich dezentrale kontrollierte Be- und Entlüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung (WRG). Die Außenluft strömt durch einen Erdkanal (Luft-Erdwärmetauscher) ins Gebäude. Hier wird sie im Sommer vorgekühlt und im Winter vorgewärmt. Die vertikale Verteilung erfolgt über insgesamt vier Lüftungsschächte. Um die Lüftungskanäle möglichst schlank zu halten, setzten die Haustechnikplaner auf das Überströmkonzept der Wohnungslüftung. Dabei bilden mehrere Räume einen Luftverbund. In der Wache sind das z.B. der Sportbereich und der zugehörige Duschraum. Der Zuluftventilator bläst die Frischluft in die Gymnastikhalle, von der sie über Überströmelemente in die Duschen strömt. Ein Abluftventilator befördert sie über Dach. Die Raumluftqualität in den Schulungs- und Besprechungsräumen wird von CO₂-Sensoren überwacht, welche die Lüftung ansteuern. In den Duschen übernehmen Feuchtesensoren diese Funktion.

Zwei Photovoltaik-Anlagen speisen rund 49.000 kWh/Jahr Solarstrom ins Netz: Die an der Südfassade des Schlauchturms integrierte Anlage hat eine Leistung von 39 kWp, die zweite Anlage (26 kWp) befindet sich auf dem Flachdach des Bürotraktes.

Bautafel

Architekten: Peter Kulka Architektur, Köln
Projektbeteiligte: Bilfinger Berger, Mannheim (GU); ahw Ingenieure, Münster (Tragwerksplanung); Graner und Partner Ingenieure, Bergisch Gladbach und Passivhaus-Institut, Darmstadt (Bauphysik und Energienachweise); ISP Ingenieurgesellschaft Strunk und Partner, Siegburg/jetzt juwi Green Buildings, Siegburg (Gebäudetechnik HLS und Elektro); Hydro Building Systems, Ulm (Fassade)
Bauherr: GGH Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz, Heidelberg
Nutzer: Berufsfeuerwehr der Stadt Heidelberg
Fertigstellung: 2007
Standort: Baumschulenweg 4, 69124 Heidelberg

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