Feriensiedlung San Sa Village bei Peking

Schlichte Formen und lokale Baumaterialien

Etwa vierzig Minuten Fußweg von Mutianyu, wie ein Abschnitt der Chinesischen Mauer nordöstlich von Peking heißt, befindet sich San Sa Village. Die Feriensiedlung entstand auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern auf einem ehemals industriell genutzten Areal. Sie soll eine Art ländliche Oase sein: Wer hier Urlaub macht, soll Abstand vom Alltag finden, um Geist, Körper und Seele aufzutanken, so die  verantwortlichen Architekten von LLLab aus der chinesischen Metropole Schanghai.

Wer hier Urlaub macht, soll Abstand vom Alltag finden, um Geist, Körper und Seele aufzutanken, so die  verantwortlichen Architekten von LLLab.
Blick vom Eingang im Norden auf das Ensemble, das durch die Gruppierung der Häuser an ein Dorf erinnert.
Den Eingangshof der Anlage prägen rechteckige Schieferplatten in unterschiedlichen Formaten.

San Sa Village grenzt an Beigou, das zu den schönsten Dörfern des Landes zählt. Während ihres Aufenthaltes sollen die Gäste räumliche und sinnliche Erfahrungen machen, die ein Reflektieren über die Vergangenheit des Ortes und die damit verbundene Lebensweise ermöglichen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, berücksichtigte das Planungsteam zum einen die in der Umgebung vorgefundenen Strukturen. Sie schufen ein- und zweigeschossige Häuser mit auskragenden Satteldächern und gruppierten diese zu einem typischen Dorfgebilde, welches sich wiederum in die örtlichen Zusammenhänge einfügt. Mit diesem Konzept als „Dorf im Dorf” sollen Stereotype touristischer Resorts umgangen und ein lebhafter Impuls für die Region geschaffen werden.

Schlichte Häuser, lokale Baumaterialien

Einfache Materialien und eine zurückhaltende Formgebung tragen zu einer ruhigen, entspannten Atmosphäre bei. Die schlichten Häuser haben schmale, rechteckige Grundrisse. Sie umfassen ein bis zwei Wohneinheiten mit jeweils einem Doppelzimmer, einer kleinen Küche, einem Bad sowie einem Essplatz. Die Baukörper liegen versetzt zueinander, in wechselnder Orientierung. Gegliedert wird die Anlage durch größere gemeinsame Plätze, zwischen den Häusern gibt es private Freibereiche. Die oberen Etagen sind über außenliegende Treppen erschlossen. Sie verfügen zum Teil über Balkone oder über eine Dachterrasse oberhalb des Erdgeschosses. Gemeinschaftlich genutzte Bereiche sind der Empfang im Norden der Anlage und ein Restaurant, das sich zum Eingangshof hin öffnet.

Bei den Baumaterialien beschränkte sich das Planungsteam auf lokal Verfügbares. Auf Ornamente und Dekor wurde bewusst verzichtet. Durch klare Geometrien soll die Schönheit der sichtbaren Materialien – Schiefer zur Gestaltung des Außenraums und rau belassene rote und blaugraue Ziegel für die Außenwände – sowie das Zusammenwirken der Natur- und Kunststeine unter Einfluss von Sonne und Wind zur Geltung kommen.

Traditionelle Techniken und ein gemeinsamer Prozess

Die Errichtung der Siedlung war ein Prozess, in dem einiges ausprobiert und auch wieder verworfen wurde. Viele Anwohner waren einbezogen, traditionelle Techniken wurden angewandt, die anstehenden Entscheidungen gemeinsam getroffen. Letztendlich unterscheiden sich einige gebaute Details von den ursprünglich zeichnerisch entworfenen.

Die Außenwände sind als massives Mauerwerk in einer Stärke von 36 cm ausgeführt, mit 7 cm außenliegender Dämmung und Ziegelverblendung. Beim Dach handelt es sich um eine Holzkonstruktion, gedeckt ist es mit traditionellen Dachziegeln. In den Apartments sind die Wände und Decken innen verputzt. Bei einigen von ihnen wurde ein sehr feinkörniger Putz für die unteren Bereiche mit einem groben Putz im oberen Bereich kombiniert. Die Fenster haben dunkle Holzrahmen und -laibungen, die Böden sind mit breiten, dunklen Holzdielen belegt.

Gäste, die hier ihre Freizeit verbringen, sollen die regionalen Baumaterialien und Konstruktionsweisen schätzen lernen. In den kleinen Höfen und auf den Terrassen können sie weitgehend ungestört den Sternenhimmel genießen, die Stille wahrnehmen und dabei die Zeit vergessen.

Schieferplatten modellieren den Außenraum

Rechteckige Schieferplatten in ganz unterschiedlichen Formaten modellieren als Pflasterung die Außenräume von San Sa Village. Ihre Verlegung erfolgte in einem unregelmäßigen, wie zufällig wirkenden Verband, der für ein natürliches Erscheinungsbild sorgt. Schiefer ist ein traditionelles Baumaterial in dieser Region Chinas und wird in der Nähe abgebaut. Um die Erdverbundenheit zu demonstrieren, ist die Basis der Außenmauern an einigen Stellen mit Bruchsteinen aus Schiefer gestaltet. -us

Bautafel

Architektur: LLLab Architects, Shanghai
Projektbeteiligte: San She Inn Cultural Management, Peking (Bauunternehmen); Yi Wang and his friends (Bauingenieure); Shanghai Di Cui Landscaping (Entwurf Außenraumgestaltung); Mr. Cai and his friends (Ausführung Außenraumgestaltung)
Bauherrschaft: 2049 Group, Peking
Fertigstellung: 2019
Standort: Beigou Village, Huairo District, Peking
Bildnachweis: Fernando Guerra, FG+SG

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