Ferienhaus in Puntas de Calnegre

Durchgehende Schieferböden sorgen für kühle Innenräume

Im Auftrag eines passionierten Windsurfers entwarf Javier Peña Galiano vom spanischen Architekturbüro Xpiral ein Urlaubsdomizil in Puntas de Calnegre. Das winzige Örtchen an einer einsamen Landspitze von Spaniens südöstlicher Mittelmeerküste bietet einen guten Ausgangspunkt zum Surfen. Das Ferienhaus sollte dem Bauherrn vor allem genügend Platz für seinen Lieblingssport bieten. Mit einer brachliegenden, unvollendeten Baustruktur als Ausgangspunkt entstand ein weithin sichtbarer, zweigeschossiger weißer Baukörper. Auf einem Sandhügel errichtet, hat er in etwa die Form eines Quaders mit Einschnitten und Auskragungen. Ein weitgehend vergrabenes Kellergeschoss bietet Stellfläche für Autos, Boote und Surfbretter, das Flachdach ist begrünt und begehbar. 

Ausschnitt der Nord-Ostfassade
Der Gemeinschaftsraum im OG wird beidseitig über Terrassen ins Freie verlängert: Nur eine geschosshohe Verglasung trennt den überdachten Außenraum vom Wohnzimmer, der Schieferboden führt beinahe nahtlos von innen nach außen
Südansicht

Terrassen an den schmalen Fronten nach Südosten und Nordwesten ermöglichen im Obergeschoss die weite Aussicht zur Küste und ins spärlich besiedelte Umland. An den Längsfassaden stehen die Fenster zum Teil aus der Fassade hervor, erscheinen wie ausgestülpt. Von innen wirken sie wie Rahmungen der Ausblicke zum Meer oder einer Bergkette des Naturparks Cabo Cope.

Die Architekten ordneten jedem Stockwerk eine Funktion zu: Das Untergeschoss beherbergt außer den Fahrzeugen und Sportgeräten des Hausherrn auch eine Dusche. Auf der Eingangsebene im Erdgeschoss wird geschlafen, das Obergeschoss dient als durchgehender Raum den gemeinschaftlichen Aktivitäten und die Dachterrasse der Entspannung unter freiem Himmel.

Der Eingang im Südosten führt zunächst an einer Waschküche vorbei, damit schmutzige Wäsche direkt abgelegt werden kann. Es folgen drei Schlafzimmer, zwei davon mit kleinem Bad und eines in direkter Verbindung zu einem großen Bade- und Ankleideraum. Aus einem geräumigen Doppelbett eröffnet sich der Blick zum Meer durch eine breite Terrassentür, und auch aus dem separaten WC sind die Berge durch eines der ausgestülpten Fenster zu sehen.

Hinter der Eingangstür liegt die Treppe ins Obergeschoss. Als offener Wohn-, Ess- und Kochbereich erstreckt es sich auf einer Fläche von etwa 110 m²; nur eine eingestellte WC-Box und fünf Küchenschränke trennen die Treppe vom übrigen Raum. Der Gemeinschaftsraum wird beidseitig über Terrassen ins Freie verlängert: Nur eine geschosshohe Verglasung trennt den 30 m² großen, überdachten Außenraum vom Wohnzimmer, der Schieferboden führt beinahe nahtlos von innen nach außen.

Schiefer
Die Fußböden im Erdgeschoss und Obergeschoss sind durchgängig mit Schiefer ausgeführt. Der dunkle Stein zieht sich auf fast 230 m² von der kleinsten WC-Box bis zur größten Terrasse und verbindet die Nutzungsbereiche zu einer zusammenhängenden Fläche. Natursteinböden haben in den Regionen des Mittelmeers eine lange Tradition, denn an heißen Sommertagen sorgen sie für ein angenehm kühles Klima im Innenraum: Sie speichern Wärme und Feuchtigkeit zunächst und geben sie dann zeitversetzt, in der kühleren Nacht, an die Umgebung wieder ab. Die verwendeten Platten stammen aus Spanien und sind 60 cm lang, 30 cm breit und 1,5 cm dick; sie wurden im Dünnbettverfahren verlegt.

Die langgestreckten Formate liegen quer zur Hausrichtung und verbreitern dadurch optisch den Raum. Dieser ist sieben Meter breit und vom Beginn der einen Terrasse bis zum Ende der anderen 26 Meter lang. Als Verlegemuster wurde ein Drittelversatz gewählt, d.h. jede Plattenreihe verspringt um ein Drittel (also um 20 cm) gegenüber der vorhergehenden. In jeder dritten Bahn wird also die ursprüngliche Fugenlage wiederaufgegriffen. Diese Art der Verlegung ist im Vergleich zum halben Versatz oder einer Verlegung im Blockverband mit Kreuzfugen weniger anfällig gegen Schäden, der Raum wirkt trotzdem deutlich ruhiger als z.B. beim Überlängenverband.

Der schwarze, unbehandelte Naturstein fügt sich gut in das Materialkonzept der Architekten, die die Baustoffe möglichst ohne weitere Oberflächenbehandlung einsetzen: Roh geschalten Beton an Wänden und Decken im Innenraum, Treppenstufen aus mikro-perforiertem Cortenstahl, unverputzte Thermo-Keramikziegel und OSB-Platten im Innenausbau. Nur die Fassaden sind weiß gestrichen, um die spanische Sonne stärker zu reflektieren.

Bautafel

Architekt: Javier Peña Galiano, Xpiral Arquitectura, Murcia
Projektbeteiligte: Jesús Galera, Pablo García, Murcia (Mitarbeit Planung); Juan Cañavate llopis und Javier Valverde, Murcia (Bauunternehmen); Eduardo Idee, Murcia (Statik)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2011
Standort: Puntas de Calnegre, 30876 Lorca, Murcia
Bildnachweis: David Frutos, Torre Pacheco und Xpiral Arquitectura, Murcia

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