Ferienhaus bei Uherské Hradiste

Nah an der Natur

Von so einem Grundstück lässt es sich meist nur träumen: Mit weitem Ausblick über Wald und Wiesen liegt das Ferienhaus von Ondřej Koníček am Rande des Naturparks Chřiby, auf deutsch Marsgebirge. Die westlichen Ausläufer der Karpaten sind nicht nur landschaftlich beeindruckend, sondern warten darüber hinaus mit Geschichte auf. Das Gebiet wurde früh von Menschen besiedelt und lag auf wichtigen Handelswegen, sodass dort – neben ausgedehnten Laubwäldern – auch zahlreiche Baudenkmäler zu finden sind. 

Von weitem wirkt der Bau ein wenig so, als sei er wie ein Aufzug aus dem Erdboden nach oben gefahren und könne dort auch wieder spurlos versinken.
Zu diesem Eindruck trägt das flache, weit auskragende Gründach des niedrigen Volumens bei, das wie eine Fortsetzung der umgebenden Wiese erscheint.
Die Oberfläche der Wände erinnert in ihrem Farbton und Schichtenaufbau an Erdreich oder Gestein.

Der naturverbundene Bauherr beauftragte die Architektin Lina Bellovičová mit der Planung des „House LO” genannten Gebäudes auf dem Grundstück des Ferienhauses seiner Eltern nahe Uherské Hradistě. Von Weitem wirkt der Bau ein wenig so, als sei er wie ein Aufzug aus dem Erdboden nach oben gefahren und könne dort auch wieder spurlos versinken. Zu diesem Eindruck trägt das flache, weit auskragende Gründach des niedrigen Volumens bei, das wie eine Fortsetzung der umgebenden Wiese erscheint. Das Gegenstück zu dieser ausladenden Holzkonstruktion ist die Terrasse, die sich als breites Band um das gesamte Haus legt. Die Oberfläche der Wände des Bauwerks hingegen erinnert in ihrem Farbton und ihrer Schichtung an Erdreich oder Gestein.

Wohnen zwischen Wald und Wiesen

Der Bau wirkt eingeschossig, tatsächlich verbirgt sich unter dem flachen Pavillon noch ein Keller, der von außen erschlossen wird. Der Zugang versteckt sich unter einem verschieblichen Element der Terrasse, das sich über eine App auf dem Smartphone steuern lässt. Das fensterlose Untergeschoss bietet Platz zum Arbeiten – unter anderem zum Entwickeln von Fotografien –, einen Bereich, den die Architektin als „Clubraum“ bezeichnet sowie ein Lager und einen Technikraum.

Der zentrale Bereich des Erdgeschosses ist der Wohn- und Essbereich mit seinen zwei fast raumhohen Glasschiebetüren, die das Volumen optisch zweiteilen. An den Schmalseiten sind die Schlafräume von Eltern und Kindern, der Eingangsbereich sowie das Bad untergebracht. Das Haus dient zunächst als dauerhafter Wohnsitz, soll dann zum Ferienhaus werden und später, wenn die Kinder ausgezogen sind, wieder permanenter Aufenthaltsort des gealterten Bauherrenpaars sein.

Beton: Her mit dem Hanf

Die Konstruktion des Hauses ist in Holz ausgeführt, für die Außenwände wünschte sich der Bauherr Hanfbeton als Material. Ausgangsstoffe für den Baustoff sind in der Regel Hanfschäben und ein kalkhaltiges Bindemittel; aufgrund der fehlenden Gesteinskörnung ist er auch als Hanfkalk bekannt.

Das Material ist nur begrenzt tragfähig, weist jedoch einen guten Dämmwert und eine negative CO2-Bilanz auf. Das liegt nicht nur daran, dass die Pflanze während des Wachstums Kohlendioxid bindet, sondern auch am Aushärtungsprozess des Hanfbetons, in dessen Verlauf CO2 absorbiert wird. Hanf ist eine schnell nachwachsende Pflanze, die den Boden nicht auslaugt. Der daraus produzierte Baustoff ist recycelbar und widerstandsfähig gegen Feuer, Parasiten und Schimmel.

Bei dem Ferienhaus handelt es sich laut der Architektin um das erste Gebäude in Tschechien, bei dem Hanfbeton zum Einsatz kam. Der Baustoff lässt sich aufspritzen oder – wie bei diesem Bauwerk – in Schalungen gießen. Dabei wurde der Hanfbeton in Schichten eingebracht und verdichtet, wodurch Oberflächen entstanden, die an Stampfbeton erinnern. Die Schalung kann schnell abgenommen werden, das Aushärten nimmt jedoch einige Zeit in Anspruch: Von innen und außen trocknet das Bauteil in einer Woche in der Regel je einen Zentimeter. -chi

Bautafel

Architektur: Ateliér Lina Bellovičová, Staré Město
Bauherr: Ondřej Koníček
Standort: Chřiby, Tschechien
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: BoysPlayNice, www.boysplaynice.com

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