Fassadenkonstruktionen bei Betonskelettbauten

Für Bürogebäude ergibt sich das Tragsystem in Abhängigkeit von der erforderlichen Nutzungsflexibilität, dem gewünschten Ausbaustandard und der Fassadenausbildung. Für übliche Gebäudebreiten von 12 bis 14 m sind die nachfolgend genannten typischen Tragsysteme dargestellt. Weitere mögliche Kombinationen der Tragelemente für die Fassade und die Decken sind möglich.

Die Berliner Rathauspassagen (1967-72) mit ihren facettenartig gegliederten Fassaden entstanden in Stahlbetonskelettbauweise
Rot eingefärbtes Ortbetonskelett der Wohnhäuser „Am Lokdepot“ in Berlin, Architekten: Robertneun, Berlin
Das ehemalige Haus des Reisens (1969-71) ist ein aufgeständerter Stahlbetonskelettbau mit Aluminiumfassade und vorgehängtem Stahlraster, Architekten: Roland Korn, Johannes Briske, Roland Steiger

Raster- und Bandmaße
Der Abstand der Stützen in Längsrichtung beträgt in der Regel 5 bis 8 m und ist in Abhängigkeit vom Ausbauraster zu wählen. Zur Raumaufteilung werden üblicherweise leichte Trennwände eingebaut. Bei Systemen mit Unterzug wird die Unterstützung der Decken im Bereich der Trennwand zum Büroflur (Schrankzone) angeordnet. Die Bürotiefen betragen hierbei 5 bis 6 m.

Sichtbare Skelette
Ein Beispiel für ein sichtbares Betonskelett ist die Wohnanlage in München von Otto Steidle. Hier dient ein Betonskelett als Rahmen für individuell bestimmtes Wohnen und Arbeiten, das sich innerhalb des Rohbaus frei entfalten und immer wieder neu artikulieren kann. Das Skelett bleibt wie ein Regal sichtbar. Weitere Experimente dieses Bautypus befinden sich beispielsweise in Nürnberg (Wohnanlage Elementa, 1974) und Kassel (documenta urbana, 1982).

Teilweise sichtbare Skelette
Rasterfassaden lassen das Skelett durch den Ausbau der Fassade erahnen. Die Fenstereinteilung richtet sich streng nach dem Raster der Stützen. Aus bauphysikalischen Gründen sind die Stützen mit Wärmedämmung zu versehen, um Wärmebrücken zu vermeiden. Bei Bandfassaden gliedern massive Brüstungen und Fensterbänder die Fassade. Die eigentliche Tragstruktur tritt in den Hintergrund, ist also innen liegend, kann aber durch das laufende Fensterband erahnt bzw. sichtbar in der Fenstereinteilung integriert sein. Die Stütze befindet sich dann hinter einem geschlossenen Fensterteil.

Nicht sichtbare Konstruktionen
Eine Fassade aus einer sichtbaren Pfosten-Riegel-Konstruktion trägt sich unabhängig vom Skelett selbst. Die Fassadenmaterialien wie Glas, Metallpaneele oder Kunststoffpaneele sind in der Pfosten-Riegelkonstruktion montiert. Da es Systeme von verschiedenen Herstellern gibt, ist eine Rasterung und Systematisierung vorgegeben, die freie Formen in der Gestaltung nicht möglich machen.

Curtain Wall
Vorgehängte Fertigfassaden werden als Curtain Walls bezeichnet [engl. curtain = Vorhang]. Bei Skelettbauten werden die mit Dichtungsprofilen miteinander verbundenen Fassadenelemente aus Glas, Metall oder Kunststoff wie ein Vorhang vor die tragende Konstruktion der Außenwand gehängt. Fensterelemente inklusive Verglasung sind meist in die fertigen Fassadenelemente integriert. Bei der Montage der Curtain Wall werden die oftmals geschosshohen Elemente an der äußeren tragenden Stützen-Riegel-Konstruktion von Skelettbauten befestigt, aneinander gekoppelt und im Stoßbereich der einzelnen Elemente gegen Windangriffe und Feuchtigkeit abgedichtet.

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