Fassade eines Hotelgebäudes in Chon Buri

Verjüngungskur mit Sonnenschutz

Ein solider, gut geplanter Sonnenschutz hilft als Maßnahme des passiven sommerlichen Wärmeschutzes dabei, das Raumklima zu verbessern und den Energieverbrauch eines Gebäudes zu mindern. Doch über ihren bauphysikalischen Nutzen hinaus sind außen liegende Sonnenschutzsysteme auch Gestaltungselemente, denn sie sind sichtbare Teile der Fassade und – insbesondere in Regionen mit warmem Klima – nicht selten ihr wichtigstes Attribut. Welch ein Potenzial zur Aufwertung ein gut durchdachter Sonnenschutz zu haben vermag, zeigt ein Sanierungsprojekt im thailändischen Chon Buri: Ein Gebäude des Hotels Dorshada Resort war nach nur zehn Jahren sowohl ästhetisch als auch energetisch stark in die Jahre gekommen. Im Zuge der Rundumerneuerung nach Plänen von ACA Architects erhielt das Bauwerk eine neue Fassade mit weit auskragenden Überkopfverschattungen, die fortan die Blicke auf sich ziehen und die Kühllast des Gebäudes verringern.

Verantwortlich für die Umgestaltung des Bettenhauses an der thailändischen Küste zeichnen ACA Architects aus Bangkok.
Tiefe Überkopfverschattungen aus Aluminiumlamellen sind fortan das Erkennungsmerkmal des Gebäudes.
Sie sind jeweils unter Bändern aus umlaufenden Balkonen angebracht und schützen die darunterliegenden Stockwerke vor der hochstehenden Sonne.

Weite, Licht und Luft

Die Fassadenumgestaltung ist Teil einer Initiative, mit der der Wohnkomfort erhöht und ein jüngeres Klientel angesprochen werden soll. Die Gestaltenden von ACA Architects strebten mit dem Entwurf an, dem Bau einen zeitgemäßen thailändischen Charakter zu verleihen, ohne dabei auf das gängige Formenrepertoire zurückzugreifen – etwa geschwungene Dachlinien oder reichlich goldener Dekor, wie sie von Tempeln bekannt sind und bei vielen anderen Gebäuden des Hotelkomplexes zur Anwendung kamen. Vielmehr sollte die „Thainess“ durch den speziellen räumlichen Umgang mit Weite, Licht und Luft sowie durch eine harmonische Koexistenz von Architektur und Natur verkörpert werden.

Das Gebäude ist Teil einer schmalen, aber sehr langen Anlage, die bis an den Strand des Touristenortes Chon Buri reicht. Der längliche, sechsgeschossige Bau sitzt mittig in diesem Streifen und erstreckt sich wie dieser in Ost-West-Richtung. Für den Umbau entfernte man Fassadenelemente wie Balkonbrüstungen, Zierleisten oder das auskragende Ziegeldach und reduzierte die Gebäudehülle so bis auf die Außenwände aus Beton. Diese erhielten neue Fenster und einen schwarzen Anstrich, umlaufende Balkone mit gläsernen Brüstungen und wurden um ein Sonnenschutzsystem ergänzt.

Tausende filigrane Aluminiumlamellen

Bedingt durch die Ausrichtung des Gebäudes waren insbesondere die Zimmer der südlichen Gebäudeseite durch starken Sonneneintrag, aber auch durch heftige Windböen beeinträchtigt, welche dem Gebäude sowie den Gästen in der Regenzeit beträchtlich zusetzten. Die Lösung für beide Probleme fand das Planungsteam in tiefen Überkopfverschattungen, die hier, nahe des Äquators, die besonders steil einfallende Sonne mildern und regnerische Winde brechen sollen.

Die insgesamt fünf Ebenen der Überkopfverschattung sitzen jeweils unterhalb der umlaufenden Balkone, sodass sie den darunterliegenden Geschossen als Schutz dienen. Die Konstruktion besteht aus tausenden filigranen Aluminiumlamellen, die parallel angeordnet an einem Gerüst aus horizontalen Strahlträgern aufgehängt sind und bei Sonnenschein ein feingliedriges Schattenmuster erzeugen. Die gesamte Konstruktion ist mit bräunlicher Farbe beschichtet, die an Holz erinnert. Aufgrund seines Gewichts kam echtes Holz für die tiefe Konstruktion nicht in Frage.

Dieses kam dafür bei dem zweiten Sonnenschutzelement der neuen Fassade zum Einsatz: Vertikal angeordnete, geschosshohe Stäbe aus gedrechseltem Holz filtern das Sonnenlicht und erhöhen die Privatsphäre auf den umlaufenden Balkonen, welche durch den Einsatz von Trennwänden den Charakter von Loggien erhielten. Die Drechselstäbe zeigen ein typisches thailändisches Profil und wurden von lokalen Handwerkern nach traditioneller Technik hergestellt. -sr

Bautafel

Architektur: ACA Architects, Bangkok
Projektbeteiligte: Mr. Pongsakorn Amornsak, Bangkok (Tragwerksplanung)
Bauherrschaft: Dorshada Resort
Fertigstellung: 2020
Standort: Chon Buri, Thailand
Bildnachweis: DOF Sky|Ground

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Glaslamellen und Aluminiumraffstore verschatten die großen Glasflächen des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Berlin. Architektur: Stephan Braunfels

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Materialien

Glas und Metall

Viele Überkopfverschattungen an Fassaden sind aus Metall.

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Arten und Formen

Überkopfverschattung

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