Fasern, Garne und Vliese für textile Bodenbeläge

Die Grundlage aller textilen Bodenbeläge sind Fasern. Sie bestimmen je nach Herkunft, Herstellung und Verarbeitung die Optik und Eigenschaften eines Bodenbelags. Aus ihnen werden sowohl Garne als auch Vliese hergestellt.

Die Naturfaser Ziegenhaar ist für die Verarbeitung in textilen Bodenbelägen geeignet
Bei Vliesen handelt es sich um eine Wirrlage von einer oder mehreren Schichten (Abb.: Nadelvliese aus 100% PA 6)
Vom Schäfchen zum Garn zum textilen Belag

Fasern

Eine Faser ist die kleinste Einheit eines jeden Textilmaterials. Viele Fasern bilden ein Garn. Garne können bei der Extrusion direkt entstehen (BCF = bulked continuous filament, gekräuseltes Endlosgarn) oder durch das textile Spinnen kurzer Fasern hergestellt werden. Je feiner die Fasern sind, die ein Garn bilden, umso weicher ist der Griff. In textilen Bodenbelägen werden vielfach mehrere Einfachgarne zu Mehrfachgarnen kombiniert. Die Art der Fasern und Garne ist für eine ganze Reihe von optischen und physikalischen Eigenschaften verantwortlich.

Eine Einteilung der Fasern kann nach ihrer Herkunft, in Natur- und Chemiefasern erfolgen. Bei Naturfasern unterscheidet man zwischen pflanzlichen und tierischen Fasern. Für den Einsatz in textilen Bodenbelägen eignen sich bei den tierischen Fasern vor allem Wolle (Kurzzeichen laut Textilkennzeichnungsgesetz: WO), Seide (SE) und Ziegenhaare (HZ). Bei den pflanzlichen Fasern finden hauptsächlich Baumwolle (CO), Jute (JU), Sisal (SI) und Kokos (CC) Verwendung. Bei den Naturfasern hat Wolle den größten Anteil am Gesamtmarktvolumen.

Zur Herstellung von Chemiefasern können Polymere auf synthetischer oder auf natürlicher Basis (z.B. Zellulose) eingesetzt werden. In Textilbelägen sind Chemiefasern wie Polyamid (PA), Polypropylen (PP), Polyester (PES) und Polyacryl (PAN) und als zellulosische Faser Viskose (CV) gebräuchlich.

Fasern mit geringer Länge heißen Stapelfasern (z. B. Wolle, Baumwolle). Synthetische Fasern können auch als Endlosfasern (BCF) hergestellt werden Auch die Seide gehört zu den Endlosfasern. Die Faserfeinheitheit wird in dtex (dtex = g/10.000 m) angegeben. Eine typische Faserstärke für den Objekt-Bodenbelag ist z.B. 20 dtex, d.h. 10.000 m eines Filaments wiegen 20 g. 10.000 m eines BCF-Garns mit 50 solchen Filamenten wiegt also 1 kg.

Die Herkunft der eingesetzten Fasern, deren individuelle Produktionsparameter sowie die Verarbeitung im textilen Bodenbelag bestimmen neben der Optik des Belages auch dessen Eigenschaften sehr wesentlich. Die Verarbeitung der einzelnen Fasern wie auch die kennzeichnenden Merkmale der Nutzschicht wie beispielsweise Faserfeinheit, Polschichtgewicht und -dicke, Polrohdichte und die Anzahl der verarbeiteten Noppen oder Schlingen spielen eine wesentliche Rolle. Dabei sind die wechselseitigen Einflüsse einzelner Konstruktionselemente so komplex, dass man auf genormte technologische Prüfungen zurückgreifen muss, um eine abgesicherte Aussage über die Strapazierfähigkeit und ggf. über zusätzliche Eigenschaften wie z.B. die Eignung für die Beanspruchung durch Bürostühle („Stuhlrolleneignung“) machen zu können.

Garne

Ein Einfachgarn besteht aus vielen einzelnen Fasern, die teilweise mehr- oder weniger gedreht sind. Durch Luftverwirbelung, Fachung oder Drehung werden mehrere Einfachgarne zu Mehrfachgarnen kombiniert. Das Oberflächenbild eines textilen Bodenbelags wird maßgeblich durch den Garncharakter beeinflusst. Durch Variationen der Garnmerkmale – Feinheit, Drehung, Festigkeit, Elastizität, Gleichmäßigkeit – können die physikalischen Eigenschaften textiler Bodenbeläge gezielt modifiziert werden.

Für die Konstruktion eines textilen Bodenbelags mit definierten optischen und physikalischen Anforderungen sind neben den Garnmerkmalen auch die passenden Fasereigenschaften zu berücksichtigen.

Vliese

Bei Vliesen handelt es sich um eine Wirrlage von einer oder mehreren Schichten. Die Nutzschicht besteht überwiegend aus groben synthetischen Stapelfasern, deren Zusammensetzung das Verschleißverhalten wesentlich beeinflusst. Diese Art Faserverbund kann durch spezielle Nadeltechnik verfestigt werden, wodurch sehr robuste textile Beläge entstehen (siehe Herstellung: Nadelvlies).

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