Erzbischöfliches Berufskolleg in Köln

Helles Mauerwerk, Sichtbeton und Lichtlinien

Mit einem denkmalgeschützten Betonbau aus den späten 1960er-Jahren nebenan und einem der größten Wohnhochhäuser Europas von 1973 auf der gegenüberliegenden Straßenseite, hat das neue Erzbischöfliche Berufskolleg in Köln-Sülz eine augenfällige Nachbarschaft. An diesem Standort zwischen dem brutalistischen Sakralbau St. Johannes XXIII. und dem 134 Meter hohen Uni-Center sind nun drei zuvor über die Stadt verteilte Lehreinrichtungen der katholischen Kirche unter einem Dach gebündelt. Auf erzieherische, sozialpädagogische und heilpflegerische Berufe wird in dem viergeschossigen Solitär vorbereitet. Der Entwurf für den polygonalen Neubau in planerisch herausfordernder Lage stammt vom Architekturbüro 3pass, das den vom Erzbistum Köln ausgelobten Wettbewerb 2012 für sich entscheiden konnte.

Helles Mauerwerk und Sichtbeton prägen den zurückhaltenden Bau, ein Entwurf vom Architekturbüro 3pass. Im Hintergrund ist die markante Kirche Johnannes XXIII. zu sehen.
Die besondere Grundgeometrie des Neubaus bildet zusammen mit den benachbarten Bauten eine Vorplatzsituation.
Blick von der Universitätsstraße Ecke Berrenrather Straße, im Erdgeschoss befindet sich unter anderem die Bibliothek.

In sandfarbenes Mauerwerk gehüllt

In seiner Geometrie folgt der helle Baukörper auf dem spitzwinkligen Eckgrundstück der Flucht der Universitätsstraße, führt schräg zulaufend in die Berrenrather Straße und bildet dort einen Vorplatz aus, an dem der Haupteingang liegt. Auf diese Weise wird Raum für die benachbarte brutalistische Kirche von Hans Buchmann und Josef Rikus gelassen. Gegenüber der skulpturalen Betonästhetik ist die Fassadengestaltung des Berufskollegs zurückhaltend. Der Neubau ist allseitig in sandfarbenes Mauerwerk gehüllt, lediglich die Eingänge im Erdgeschoss werden durch Sichtbetoneinfassungen akzentuiert. Außenbündige, bandförmige Fensterflächen tragen zu einem unauffälligen Gesamtcharakter des Baus mit einer Bruttogrundfläche von immerhin 14.500 Quadratmetern bei.

Lichtkuppel erhellt betonsichtige Innenräume

Die nach außen kompakt wirkende Architektur wandelt sich im Innern zu einer lichtdurchfluteten Halle, deren Luftraum sich über alle vier Geschosse erstreckt und von einer großzügigen transluzenten Kuppel überspannt wird. Die gewölbte, organisch geformte Dachkonstruktion besteht aus pneumatischen ETFE-Kissen und lässt viel Licht einfallen. Dabei sind die Erschließungsflächen des Berufskollegs weit mehr als bloße Verkehrswege: Die Halle bildet das Zentrum des Gebäudes – sie ist Foyer, Veranstaltungsort und Begegnungsraum für rund 1.000 Schüler und Studierende und über 90 Lehrende. Eine in das erste Obergeschoss führende Freitreppe kann zugleich als Tribüne genutzt werden. Von sanft geschwungenen, freitragenden Galerien lässt sich das Geschehen im Gebäude geschossübergreifend erfassen. An einigen Stellen sind die Galerieflächen bis zur Wand erweitert und können dort als offene Lernzonen genutzt werden. Um die Halle herum gruppieren sich die etwa 50 Klassenräume, ein Café, eine Bibliothek und eine Turnhalle.

Durchgängige Lichtlinien

Das Gebäudeinnere wirkt weitläufig und dennoch übersichtlich. Dieser Eindruck wird nicht nur durch die Höhe der Halle und die fließenden Formen, sondern auch durch das sorgfältig gestaltete Beleuchtungskonzept und die Farb- und Materialwahl hervorgerufen. Durchgängige Lichtlinien sorgen auf den Galerieebenen, in den Lernzonen und den Klassenräumen für eine gleichmäßige und blendfreie Beleuchtung. Sie folgen dem Verlauf der Innenwände und der Fassade mit bis in die Ecken beleuchteten Gehrungen. Zudem sind in Holz gefasste justierbare Stromschienen-Strahler in organisch geformte Aussparungen der Unterzüge integriert. An den Wänden, Decken und Böden dominieren helle Farben und Sichtbeton, besondere Bereiche und Einbauten werden durch dunkles Nussbaumholz hervorgehoben. Für die Brüstungen der Galerien wurde ein blickdurchlässiges Stahlseilnetz verwendet.

Beleuchtungskonzept von Leseplätzen bis zum Außenbereich

Das Café im Erdgeschoss weist gestaffelte Deckenfelder aus Holz auf, die sich durch eine LED-Beleuchtung optisch voneinander lösen. Zusätzlich richten Einbaurichtstrahler ein konzentriertes Licht auf die Tische und gleichen die Deckenneigung aus. In der Bibliothek erfolgt die vom Innenarchitekturbüro Keggenhoff geplante Regalbeleuchtung aus der Möblierung heraus. Entlang der bodentiefen Fassadenverglasung werden die Leseplätze mit Einbaustrahlern ausgeleuchtet, die in die abgehängte Decke integriert sind. Auch in den Fluchttreppenhäusern findet sich die durchgehende lineare Beleuchtung in Sichtbetonaussparungen und an den Treppenunterseiten. Das durchdachte Beleuchtungskonzept setzt sich bis in den Außenbereich fort. Dort wurden Lichtstelen aufgestellt, in die Sitzbänke ist Streiflicht für die fassadennahen Wege integriert und ausgewählte Bäume werden aus dem Boden heraus angestrahlt.

Das Erzbischöfliche Berufskolleg wurde mit dem Kölner Architekturpreis 2017 und dem Deutschen Lichtdesign-Preis 2018 ausgezeichnet. -ik

Bautafel

Architekten: 3pass Architekt/innen, Kusch Mayerle, Köln
Projektbeteiligte: Licht Kunst Licht, Bonn (Lichtplanung); Keggenhoff & Partner, Arnsberg-Neheim (Innenarchitektur; Caféteria, Bibliothek, offene Lernzonen); Hempel Ingenieure, Köln (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Heiming, Köln (Technische Gebäudeausrüstung); Graner+Partner Ingenieure, Bergisch Gladbach (Bauphysik); Heister+Ronkartz, Hückelhoven (Brandschutzplanung); Förder Landschaftsarchitekten, Essen (Außenanlagen); Volker Saul, Köln (Kunst am Bau; Aluminiumschnitte „In Bewegung“); Insta, Lüdenscheid (LED Liniensystem Ledux LS linear)
Bauherr: Erzbischöfliches Generalvikariat Köln
Fertigstellung: 2016
Standort: Berrenrather Straße 121,  50937 Köln
Bildnachweis: Constantin Meyer, Köln


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