Erweiterungsbau für das Kunsthaus Zürich

Lichtdurchflutet, wärmegedämmt und sicher

Mit dem Wachsen des musealen Bestands und den Ansprüchen an die Ausstellungspräsentation wächst auch der Platzbedarf: So erhielt das 1910 eröffnete Kunsthaus in Zürich bereits mehrmals in seiner Geschichte ergänzende Bauten. Nun entsteht für das Museum ein dritter Erweitertungsbau, mit dem das Raumangebot nahezu verdoppelt wird; mit einer Präsentationsfläche von 11.500 Quadratmetern wird das Kunsthaus zum größten Kunstmuseum der Schweiz. Der Neubau stammt aus der Feder von David Chipperfield Architects und vereint unter anderem die Sammlungen der Klassischen Moderne sowie Kunst ab 1960, Räumlichkeiten für Wechselausstellungen und die zentrale Eingangshalle.

Der Neubau stammt aus der Feder von David Chipperfield Architects und vereint Räumlichkeiten für Sammlungen, Wechselausstellungen und die zentrale Eingangshalle.
Der Ergänzungsbau ist in hellen Jurakalkstein gehüllt. Die Fassade des ruhenden Quaders erhält dabei durch Lisenen eine starke vertikale Rhythmik.
Den Mittelpunkt bildet die zentrale und öffentlich zugängliche Eingangshalle mit großzügiger Treppe und verschiedenen, in den Raum ragenden Galeriegeschossen.

Mit dem Erweiterungsbau, der im Herbst 2021 für das Publikum öffnen soll, wird für das Schweizer Kunstmuseum auch eine neue Eingangssituation und ein Ort der Begegnung zwischen Kunst und Publikum geschaffen: und zwar durch die Positionierung gegenüber dem ältestem Bestandsbau am Heimplatz. Auch stellt dann die neue axiale Halle die Verbindung zum öffentlichen Garten der Kunst nördlich des Neubaus her. Mit dem historischen Bestand korrespondierend, zeigt sich der Ergänzungsbau in hellen Jurakalkstein gehüllt. Die Fassade des ruhenden Quaders erhält dabei durch Lisenen eine starke vertikale Rhythmik. Diese Lisenen verlaufen über die großflächigen, unregelmäßig gesetzten Verglasungen hinaus und sorgen dadurch für eine übergreifende Homogenität des Baukörpers.

Lichtdurchflutete Eingangshalle

Den Mittelpunkt des Raumprogramms bildet die zentrale und öffentlich zugängliche Eingangshalle mit großzügiger Treppe und verschiedenen, in den Raum ragenden Galeriegeschossen. Ein Atrium verbindet die Etagen miteinander und lässt Tageslicht in die Halle fallen. Geprägt wird der Raum durch einen Marmorfußboden, aus dem auch die Treppe besteht, sowie durch Wände aus Sichtbeton. Verschiedene Elemente aus Messing wie etwa Teile des Empfangstresens, die Beschilderung sowie Handläufe und Türen, bilden glänzende Akzente in der ansonsten schlicht gehaltenen Innengestaltung.

Im Erdgeschoss sind alle öffentlichen Funktionen untergebracht: der Haupteingang, ein Café, der Museumsshop, die Kunstvermittlung und der Festsaal. Von der zentralen Halle, die von drei Seiten öffentlich zugänglich ist, sind diese Räume zu erreichen. Über die Treppe gelangen die Besucherinnen und Besucher zudem in den rückwärtigen, etwas höher gelegenen Garten der Künste, der eine Verbindung zum dahinterliegenden Hochschulquartiert bildet, sowie zu den Ausstellungsfläche in den beiden Obergeschossen. Ein unterirdischer Gang verbindet den Neubau zudem mit dem gegenüberliegenden Bestandsgebäude.

Erdwärme und Recyclingbeton

Der gesamte Energiebedarf für die Erstellung und den Betrieb des Gebäudes ist im Vergleich zu anderen Muesumsneubauten wesentlich niedriger und wird komplett durch erneuerbare Quellen gedeckt – auf die Treibhausgasemissionen bezogen entspricht das einer Reduktion von 75 %. Grund für die CO2-Einsparungen sind die kompakte Gebäudeform, eine zum Kühlen und Heizen eingesetzte Erdwärmesonde in Kombination mit einer Baukernaktivierung, eine Photovoltaikanlage sowie der Einsatz von LED-Beleuchtung. Zudem wurde als Konstruktionsmaterial zu 90% Recyclingbeton eingesetzt.

Extra klare Verglasungen mit Wärmeschutz

Vor allem in Museumsbauten muss dem Thema Licht eine besondere Bedeutung beigemessen werden. So wird im Erdgeschoss Tageslicht über das Atrium sowie die großformatigen, bodentiefen Öffnungen an den Eingängen in den Innenraum gelenkt. Auch die Ausstellungsräume weisen zum Teil raumhohe Fensterflächen auf; im obersten Geschoss wurden zusätzlich Überkopfverglasungen eingesetzt.

Dafür kommen insgesamt rund 2.500 Quadratmeter extra klare Verglasungen zum Einsatz. Das klare Diamantglas lässt besonders viel Licht in den Raum und weist durch eine integrierte, niedrig emissive Verglasung einen sehr guten Wärmeschutz auf, was zur Energieeffizienz des Gebäudes beiträgt. Zusätzlich wurde die Verglasung als Sicherheitsglas und zum Teil mit erhöhtem Schallschutz ausgeführt, wodurch Einbruch- und Lärmschutz gewährleistet werden.

Bautafel

Architektur: David Chipperfield Architects, Berlin
Projektbeteiligte: Rytz, Zunzgen (Fassadenbau, Dach); Sottas, Bulle (Fassade, Stahl- und Metallbau); Saint-Gobain Glassolutions, Radeburg und Eckelt Glas, Steyr (Glasverarbeitung); Saint-Gobain Glassolutions, Radeburg (Extra klares Diamant-Sicherheitsglas Climatop XN Diamant Protect)
Bauherrschaft: Einfache Gesellschaft Kunsthaus-Erweiterung (EGKE); Bauherrenvertretung: Amt für Hochbauten
Fertigstellung: 2020
Standort: Heimplatz 1, 8001 Zürich
Bildnachweis: Juliet Haller, Amt für Städtebau, Zürich; David Chipperfield Architects, Berlin

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Die Lichtdurchlässigkeit einer Verglasung bemisst sich an dem für Menschen sichbaren Spektralbereich von 380 nm bis 780 nm.

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Herstellung/​Eigenschaften

Lichtdurchlässigkeit

Für eine ausreichende Tageslichtversorgung gilt: Auf 50% der Fläche sollen mindestens 300 Lux während 50% der Tageslichtstunden erreicht werden. Auf 95% der Fläche sollen mindestens 100 Lux während 50% der Tageslichtstunden erreicht werden.

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