Erweiterung eines Unternehmenssitzes in Ebikon

Leuchtendes Schatzkästchen

Wie zeitgenössische und bestehende Architektur harmonisch zusammenspielen, zeigt das Basler Architekturbüro Burckhardt mit der Erweiterung eines Unternehmenssitzes in der Nähe von Luzern. Zum Neubau auf dem Firmengelände gehören auch großzügiger Grünraum und eine ausgeklügelte, funktionale Lichtplanung.

Blick auf den Campus mit dem Pilatus-Massiv in der Ferne: Links das neue Schindler City Center, in der Mitte das sanierte Managementgebäude für rund 300 Mitarbeitende, im Vordergrund der neugestaltete Park.
Blick auf den Campus: Links das beleuchtete Schindler City Center, rechts das Managementgebäude.
Straßenansicht in Richtung Osten: Managementgebäude und Schindler City Center mit einheitlicher Fassadengestaltung.

Alt trifft neu

Der Schindler Campus liegt im schweizerischen Ebikon: Hier entstand in den 1950er-Jahren die vom Schweizer Architekten Roland Rohn entworfene Aufzugsfabrik. Der neue Gebäudekomplex, der die Fabrik und weitere Bestandsbauten aus verschiedenen Jahrzehnten rahmt, beherbergt das Personalrestaurant für die rund 300 Mitarbeiter sowie das sogenannte Schindler City Center. Die verschiedenen Gebäude werden zusammengefasst durch einen vom Luzerner Büro Freiraumarchitektur gestalteten Park mit Alpenkulisse. Neu angelegte Fußwege – wo sich früher Straßen und Schienen befanden – erschließen verschiedene Nutzungen wie Büros, Produktion, Lager, Parkhaus und Cafeteria.

Transparente Architektur

Burckhardt haben das bestehende Verwaltungsgebäude aus den 1970er-Jahren um ein Sockelgebäude und einen auskragenden Neubau ergänzt. Dabei schaffen horizontale weiße Brüstungsbänder und -streifen eine visuelle Verbindung zwischen den Baukörpern. Der achtgeschossige Bestandsbau wurde umgebaut und wird nun über den Sockelbau erschlossen, der die Lobby und das Mitarbeiterrestaurant beherbergt. Statt einer kleinteiligen Bürozellenstruktur ist im Bestandsbau jetzt ein Open Space mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten angelegt. Im viergeschossigen Neubau befindet sich das Schindler City Center, in dem die neuen Produkte des Unternehmens präsentiert werden, wobei die von außen sichtbaren Lifte und Rolltreppen ein wichtiger Teil der Gestaltung sind. Das auf Szenografie spezialisierte iart Studio für mediale Architekturen hat neben dem Ausstellungskonzept auch eine interaktive Lichtinstallation für das Foyer entworfen.

Lichtplanung: leuchtendes Schatzkästchen

Das ausgeklügelte Licht- und Beleuchtungskonzept vom Büro Bartenbach setzt auf funktionales Kunstlicht. In den Decken des Bestandgebäudes wurden LED-Downlights verbaut, die sämtliche Räume gleichmäßig und normgerecht ausleuchten und visuell sehr zurückhaltend sind. In allen dauerhaften Arbeitsbereichen, im Empfangsbereich, im Restaurant und im Auditorium kommen Leuchten mit Lichtfarbenwechsel zum Einsatz. So kann beispielsweise Tageslicht um aktivierendes, neutralweißes Licht – mit 4.000 bis 5.000 Kelvin – ergänzt werden. Oder es wird im Dunkeln auf 2.200 Kelvin heruntergedimmt, sodass ein stimmungsvolles Licht entsteht. Dabei wird die Lichtfarbe für das gesamte Gebäude zentral mit täglich zwei Schaltzeitpunkten gesteuert.

Wechselspiele

Offenheit und Weite, Aus- und Durchblicke kennzeichnen das Raumerlebnis im Neubau, wobei Transparenz und Sichtbezüge als wichtiges Gestaltungselement dienen. Durch die extensive Verwendung von Glas für die Fassade wirkt das Gebäude auch tagsüber durchlässig und luftig. Im Restaurant und in der Cafeteria sind die Leuchten in einer abgehängten Rasterdecke untergebracht, wobei ein Lichtfarbenwechsel ebenfalls für verschiedene atmosphärische Stimmungen sorgt. Auch das Besucherzentrum wird durch im Raster angeordnete Leuchten gleichmäßig ausgeleuchtet – mit einer Akzentuierung bestimmter Ausstellungsbereiche. Seine volle Wirkung entfaltet der Baukörper jedoch erst im Dunkeln, wenn er wie ein Schatzkästchen leuchtet. So werden beispielsweise Elemente wie die Lifte in der Raumtiefe beleuchtet. „Dies unterstützt die Orientierung im Raum, gibt dem Gebäudes als Ganzes aber auch eine entsprechende Präsenz“, sagt Stefan Prem vom Lichtplanungsbüro. -csh

Bautafel

Architektur Erweiterung: Burckhardt, Basel
Architektur Fabrikanlage 1953–57: Roland Rohn, Zürich
Projektbeteiligte: Bartenbach, Aldrans (Lichtplanung); iart Studio für mediale Architekturen, Münchenstein/ Basel (Szenographie); Freiraumarchitektur, Luzern (Landschaftsplanung)
Bauherrschaft: Schindler Aufzüge, Ebikon
Fertigstellung: 2020
Standort: Zugerstrasse 13, 6030 Ebikon, Schweiz
Bildnachweis: Pius Amreim, Rothenburg; Adriano Biondo, Basel; Beat Brechbühl, Luzern; Schindler Aufzüge, Ebikon; Burckhardt, Basel

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