Erweiterung des Tokyo Metropolitan Teien Art Museum

Ganzglaskonstruktion und individuell gefertigtes Ornamentglas

Nicht nur ursprünglich ein Wohnhaus, sondern auch ein Gesamtkunstwerk des Art Déco ist das Gebäude, das heute das Tokyo Metropolitan Teien Art Museum beherbergt. Es steht inmitten eines großen Gartens im Stadtbezirk Minato der japanischen Millionenmetropole. Der Prinz Asaka Yasuhiko ließ es sich 1933 als moderne Residenz errichten, nachdem er einige Jahre in Frankreich zugebracht hatte. Der Entwurf stammt von dem japanischen Architekten Gondo Yokichi, die Innenausstattung von dem französischen Künstler Henri Rapin. Heute dient das Kleinod als Kunstmuseum, in dem auch die originale Inneneinrichtung ausgestellt ist. Seit Ende 2014 steht ihm ein stattlicher Erweiterungsbau zur Seite, der in Zusammenarbeit des Künstlers und Fotografen Hiroshi Sugimoto mit dem Architekturbüro Kume Sekkei entstand.

Der Entwurf für den Neubau entstand in einer Zusammenarbeit des Künstlers und Fotografen Hiroshi Sugimoto mit dem Architekturbüro Kume Sekkei
Ein wichtiges Element der Gesamtanlage ist der Verbindungsgang zwischen dem Haupthaus und dem Erweiterungsbau
Der gläserne Verbindungsgang passiert einen Hof und eine Terrasse, bevor er ins Atrium des Neubaus mündet

Neben das baukörperlich stark differenzierte ehemalige Wohnhaus, das einen Innenhof umschließt, stellten sie ein ähnlich großes Museumsgebäude mit zwei großen Ausstellungssälen. Zur Gartenseite öffnet es sich mit großflächigen Verglasungen, ansonsten ist es mit Naturstein verkleidet. Analog zur gartenseitigen Pfeilerhalle des Haupthauses sind entlang der Südfassade des Neubaus die schlanken Stahlstützen nach außen gelegt und bilden vor der hohen Glasfassade des Atriums und des hier platzierten Cafés einen lang gestreckten überdachten Umgang.

Im Gegensatz zur dichten und formal reichen Ausstattung des Bestandsgebäudes sind die Säle der Erweiterung klar und schmucklos. Sie stehen im Dienst der hier auszustellenden Kunst und erweitern zudem die Möglichkeiten des Museums, auch Filme, Musik und Performances zu zeigen. Dagegen sind das Atrium und das Café sowie der große Saal mit einer plastischen wellenförmigen Deckenkonstruktion aus Beton, einer Kappendecke nicht unähnlich, etwas aufwendiger konstruiert.

Glas
Ein wichtiges Entwurfselement ist der Verbindungsgang zwischen dem Haupthaus und dem Erweiterungsbau. Er führt aus dem Altbau heraus an einem Hof und einer Terrasse entlang und mündet zwischen den beiden Ausstellungssälen in das Atrium des Neubaus. Seine kunstvoll gewellte Verglasung ist eine Referenz an die Formensprache des Art Déco und die von René Lalique entworfenen Eingangstüren des Bestandsgebäudes. Die Konstruktion der Verglasung ist doppelschalig und besteht aus einer äußeren Hülle aus Gussglas mit einer eigens entwickelten Struktur, die bei einfallendem Sonnenlicht eigenwillig plastisch wirkende Schattenmuster auf dem Boden erzeugt. Vor der Ornamentglas-Ebene befindet sich innen liegend eine einachsig zwischen Decken und Boden spannende Verbundsicherheitsverglasung.

Die großen Verglasungen an der Südseite des Erweiterungsbaus sind als Ganzglaskonstruktion ausgeführt. Sie werden innen durch orthogonal zur Fassadenebene gestellte Glasbalken aus Verbundsicherheitsglas (VSG) konstruktiv unterstützt. In vertikaler Spannrichtung messen die Verglasungen der Fassade 3,00 Meter, in horizontaler Richtung variieren die Scheibenformate zwischen 0,70 und 1,35 Metern. Statisch belastet wird die Glasebene nur durch ihr Eigengewicht und horizontale Kräfte aus Wind und Nutzlast.

Bautafel

Architekten: Hiroshi Sugimoto, New York und Kume Sekkei, Tokio
Projektbeteiligte: Mihoya Glass, Tokio (Glashersteller)
Bauherr: Tokyo Metropolitan Government, Tokio
Fertigstellung: 2014
Standort: 5 Chome-21-9 Shirokanedai, Minato, Tokyo 108-0071, Japan
Bildnachweis: Tokyo Metropolitan Teien Art Museum, Tokio

Fachwissen zum Thema

Im Inneren der Floatwanne

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Herstellung/​Eigenschaften

Geschichte der Glasherstellung

Glasdach der Mensa der TU Dresden mit einem Trägerrost aus Glasbalken

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Glas-Primärtragwerke

Glasbalken

Gussglas am Haus der Zukunft (Futurium) in Berlin, Architekten: Richter Musikowski

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Basisgläser

Ornamentglas

Glastrichter im unterirdischen Besucherzentrum des Grazer Universalmuseums Joanneum (Architekten: eep, Graz mit Nieto Sobejano, Madrid)

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Glas-Primärtragwerke

Statische Scheiben aus Glas

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