Erweiterung des Lenbachhauses in München

Ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept mit LEDs

1929 wurde die Städtische Galerie im Lenbachhaus in unmittelbarer Nähe zum Münchner Königsplatz eröffnet. Neben einer einmaligen Sammlung zur Kunst des Blauen Reiter beherbergt das Haus u.a. zahlreiche Werke der Neuen Sachlichkeit sowie heimischer Künstler aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Einst nach den Plänen des Architekten Gabriel von Seidel als großzügige Villa im Stile der toskanisch inspirierten Neo-Renaissance für den Maler Franz von Lenbach errichtet, erfuhr das U-förmige, ockerfarbene Ensemble ab den 1950er Jahren mehrere Um- und Anbauten. Um den wachsenden Besucherzahlen nach der Jahrtausendwende gerecht zu werden und die Technik auf den neuesten Stand zu bringen, erhielt das Gebäude eine innere Neustrukturierung mitsamt Aufstockung und einen quaderförmigen Erweiterungsbau mit golden glänzender, profilierter Messing-Fassade. Geplant wurde die Generalsanierung mit Neubau vom Londoner Architekturbüro Foster and Partners.

Gelungenes Miteinander von alt und neu (Ansicht von der Richard-Wagner-Straße aus)
Das Erdgeschoss des Neubaus ist größtenteils verglast, darin spiegelt sich ein Flügel des Altbaus und der Königsplatz
Der neue, barrierefreie Haupteingang befindet sich an der Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau

Die größte Herausforderung bestand darin, die alten Strukturen zu erhalten und zu erneuern, die Wegeführung als Rundgang zu konzipieren und die neuen Ausstellungsräume mitsamt Foyer, Terrasse, Restaurant und Shop zu integrieren. Zunächst wurden Anbauten aus den 1970er Jahren entlang der Richard-Wagner-Straße entfernt und durch eine Aufstockung auf einem verbliebenen Altbauteil, ein neues Atriumgebäude und einen dreigeschossigen Neubau mit quadratischem Grundriss ergänzt. Die Fassaden der neuen Gebäudeteile sind aus Glas oder vertikalen Aluprofilen (gewellte Blech- und Rohrelemente in einem Messing/Gold-Ton), die den Farbton der Bestandsbauten aufnehmen. So ergibt sich zur Richard-Wagner-Straße hin ein einheitliches Fassadenbild, in dem dennoch alt und neu abzulesen sind.

Der neue barrierefreie Haupteingang orientiert sich zum Königsplatz hin und befindet sich an der Schnittstelle zwischen Alt- und Neubau, und nicht mehr wie früher im historischen Museumshof. Von hier gelangen die Besucher ins dreigeschossige Atrium, von dessen Decke sich eine gläserne Installation des dänisch-isländischen Künstlers Olafur Eliasson gen Boden hinab zu drehen scheint. Das Atrium dient als Verteiler für alle Räume des Museums, von hier gelangen die Besucher zum Vortragssaal, den Serviceeinrichtungen sowie das Café und Restaurant im Erdgeschoss des im Süden angrenzenden Neubaus. In allen Obergeschossen sind Wechselausstellungen und die Bestände untergebracht. Teilweise sind die Wände farbig, aber auch schwarz gestaltet, versetzt zueinander angeordnete Türen stellen eine Sichtverbindung zwischen den einzelnen Raumfolgen her. Im obersten Geschoss erfolgt die Belichtung teils auf natürlichem Wege über Öffnungen in den Sheddächern.

Elektro
In den Bereichen, wo die Beleuchtung nicht natürlich erfolgt, werden über 170.000 LEDs eingesetzt. Maßgebend für diese Entscheidung waren die gute Farbwiedergabe der trägheitslos steuerbaren Lampen, ihre Energieeffizienz sowie Wartungsfreiheit. Eine vergleichende Versuchsanordnung einerseits mit Leuchtstoffröhren und andererseits mit Shed-Oberlichtern inklusive des Prototypen eines LED-Moduls trug zur Entscheidungsfindung bei.

Die wichtigsten Punkte des neuen Beleuchtungskonzepts sind die Farbwiedergabe, die sowohl acht Pastell-Testfarben berücksichtigt, als auch die gesättigten Farben, einen speziellen Hautfarbton und das Blattgrün. Sie alle sind wichtig, um die Farbenpracht der Kunstwerke wiederzugeben. Sämtliche LED-Leuchten können in ihrer Farbtemperatur von Warm- bis Kaltweiß eingestellt, bei strengen konservatorischen Anforderungen auf bis zu zehn Prozent ihres Maximallichtstroms gedimmt werden. Die hohe Farbwiedergabe von über 95% wird bei sämtlichen Farbtemperaturen und bei allen Dimmwerten eingehalten. Dieses System wird als High CRI-Beleuchtungssystem (CRI = Colour Rendering Index) bezeichnet. Aus wahrnehmungspsychologischen Gründen wurde, wie sonst üblich, keine Pulsweitenmodulations-Dimmung verwendet, da dies bei empfindlichen Menschen zur Wahrnehmung eines Flimmerns beim Dimmen führen kann. Aus diesem Grund entschieden sich die Planer für eine Konstantstrom-Dimmung.

Mit insgesamt vier LED-Lichtlösungen können die verschiedenen Anforderungen im Lenbachhaus erfüllt werden. Neben zwei Indirekt-Lichtsystemen (Shed- und Voutensysteme), die auf linearen Light-Engines aufbauen, dienen flächig ausgebildete LED-Module für die Beleuchtung der Spannfoliendecken. Außerdem gibt es punktuell abstrahlende LEDs, für die Stromschienen-Strahler entwickelt wurden. Über Tablet-PCs lassen sich insgesamt 91 voreingestellte Lichtszenarien abrufen. Darüber hinaus kann jede Leuchte vor Ort individuell eingestellt werden.

Passend zum gesamten Farbkonzept des Gebäudes, mit seinen neuen Fassadenteilen in Gold/Messing- und Ockertönen, ist das Museum mit klassischen, quadratischen Schaltern in Messing ausgestattet.

Bautafel

Architekten: Architekturbüro Foster and Partners, London
Projektbeteiligte:
Ernst² Architekten (Projektmanagement); PEG Planungsbüro für Energie- und Elektrotechnik, Gilching (Planung Elektrotechnik), Ingenieurbüro Bamberger, Walting und Licht Kunst Licht, Berlin (Lichtplanung), Osram, München (LED-Ausstellungsbeleuchtung); Jung, Schalksmühle (Schalter)
Bauherr: Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Fertigstellung: 2013
Standort: Luisenstraße 33, München
Bildnachweis: Städtische Galerie im Lenbachhaus, München; Jung, Schalksmühle und Osram, München

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