Enfilade und Suite

Raumflucht, Sichtachsen, Addition

Eine Enfilade ist eine Addition von Türen in einer präzisen schnurgeraden Achse, die mehrere Zimmer streng linear zu einer Suite miteinander verbindet. Suite und Enfilade sind Begriffe aus den französischen Höfen und bedeuten Folge im Sinne von Abfolge, Aneinanderreihung und Fädelung, wie Perlen an einer Schnur. Diese architektonische Raumorganisation wurde im Barock entwickelt und diente als zeremonielle Verdeutlichung von Hierarchien. Je mehr Türen ein Besucher durchschreiten durfte, also je näher er dem König kam, desto wichtiger wurde sein Rang symbolisch verdeutlicht.

Achse zwischen Tür und Fenster, Apartment der Erbprinzessin im Residenzschloss Ludwigsburg
Spiegelsymmetrisches Tordurchgang, Rom

Das Schloss Mannheim wurde im Barock zwischen 1720 und 1731 erbaut als eines der größten Schlösser Europas. Im Wettstreit der Adeligen um die spektakulärsten Schlossanlagen soll Mannheim genau ein Fenster mehr als das Schloss Versailles haben. Mit mehreren Flügeln und Höfen hat das Schloss Mannheim eine Länge von 450 Metern. Die Prunkräume, also die Wohn-, Repräsentations- und Empfangsräume des Kurfürsten, später des Großherzogs und seiner Frau, liegen dabei als zusammenhängende Zimmerflucht – als Suite – auf einer schnurgeraden Achse, die bei geöffneten Flügeltüren als ein langer Gang sichtbar wird:  einer Enfilade.

Enfiladen sind heute oft Bestandteile von Besucherleitwegen in Museen, also verknüpfen Kabinette und Säle in einer thematischen Reihenfolge. Sie finden sich aber auch als Durchwegung beim Shop-in-Shop-Prinzip in luxuriösen Warenhäusern.

Der Begriff Suite wird derzeit in Hotels verwendet und bezeichnet eine Nutzungseinheit, die sich aus mehreren Räumen zusammensetzt, z.B. mehreren Schlafzimmern, einem Wohnzimmer, einem Esszimmer und ggf. auch weiteren Arbeitszimmern als Präsidenten-Suite.  

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de