Energieeffizienter Wohnungsbau in Ansbach

Heimisches Holz, Pelletsheizung und 600 m² Photovoltaikmodule

Gut zwei Kilometer nördlich des Ansbacher Zentrums entstand nach Plänen von Deppisch Architekten eine neue Wohnanlage mit insgesamt 37 Mietwohnungen. Die Entwürfe dafür stammen aus einem Wettbewerb, den die Architekten 2009 für sich entschieden hatten. Gefördert wurde der Wohnkomplex im Rahmen des von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern initiierten Projekts e % – energieeffizienter Wohnungsbau*.

Insgesamt vier Gebäude gruppieren sich auf dem Grundstück und formen einen Innenhof
Zugang zum Hof, über den die Wohnbauten erschlossen werden
Gelungene Materialmischung aus Holz und Beton

Die Wohnanlage ist ein Ersatz für drei 1960er-Jahre-Bauten, die zu modernisieren unwirtschaftlich gewesen wären. Sie befindet sich in einer gewachsenen Siedlungs-Struktur, direkt gegenüber ist eine Schule. Die Architekten gruppierten einen dreigeschossigen Gebäuderiegel auf der Westseite des annähernd rechteckigen Grundstücks, einen viergeschossigen Riegel im Osten sowie im Süden und Norden jeweils einen eingeschossigen Flachbau und schufen somit einen Gemeinschaftshof. Über vier Rampen, zwei im Norden und zwei im Süden, erreicht der Besucher den Innenhof der Wohnanlage, der mit Bänken und Bäumen ausgestattet ist. Er bietet Spielfläche für Kinder und dient als Treffpunkt für die Bewohner. Parkmöglichkeiten befinden sich außerhalb der Anlage im Norden und Süden an der Straße.

Die einzelnen Gebäude werden über den Hof erschlossen. In den mehrgeschossigen Bauten im Westen und Osten befinden sich die Wohnungen während in den eingeschossigen Flachbauten, aufgrund der fehlenden Unterkellerung, Müllcontainer, Fahrradständer, Heizungs-, Elektro- und Lagerräume untergebracht sind. Weitere erforderliche Nebenräume, wie Abstell-, Wasch- und Trockenräume sind im Erdgeschoss in den Zugangsbereichen der Wohnungen. Über vier innen liegende, durch Lichtkuppeln belichtete Treppenhäuser und Aufzüge werden jeweils drei Wohnungen erschlossen.

Es gibt Zwei-Zimmerwohnungen für eine Person, Drei-Zimmerwohnungen für zwei Personen und Vier-Zimmerwohnungen für vier Personen. Die Wohnungen sind zwischen 50 und 92 m² groß und haben einen offenen Wohn-Essraum mit integrierter Küche. Die Grundrissgestaltung ist veränderbar. Außer im Erdgeschoss werden die Wohnungen jeweils von zwei Seiten belichtet. Alle Wohnungen haben mindestens einen Zugang ins Freie: über umlaufende Loggien an den Längsseiten der Wohnbauten, die den Blick in den Hof oder die Umgebung erlauben. Außerdem erzeugen diese Loggien ein horizontales Erscheinungsbild, das von der waagrechten Holzschalung der Fassade unterstützt wird.

Sämtliche Wohneinheiten der Anlage sind barrierefrei, im EG einige rollstuhlgerecht gestaltet. Denn Ziel des Bauherrn, der Josef-Stiftung, war es, Wohnraum für alle Generationen und ganz unterschiedliche Mieter zu schaffen: Junge und Alte, Singles, Paare und Familien mit Kindern, Menschen mit und ohne körperliche Einschränkungen. Also einen Querschnitt der Gesellschaft abzubilden, und deshalb sind auch die Mieten in unterschiedlichen Stufen einkommensorientiert gefördert.

Nachhaltig Bauen
Neben den Kriterien der Energieeffizienz lag für die Architekten der Schwerpunkt in der Auswahl von sowohl langlebigen als auch natürlichen Baustoffen. Im Vordergrund stand dabei der nachwachsende Baustoff Holz. Die Gebäude sind in Holzbauweise errichtet und erfüllen mit hochgedämmter Gebäudehülle energetische Kennwerte, die 60% unter der Energieeinsparverordnung 2009 liegen. Die Fassade ist mit vorvergrautem, heimischen Weißtannenholz horizontal verschalt. Die eingeschossigen Nebengebäude und die Sockel der beiden Wohngebäude sind in Sichtbeton gefertigt. Um die Bauzeit zu verkürzen, wurden die Sockelgeschosse mit Betonfertigteilen ausgeführt. Die Außenwände der Hauptgebäude sind Holz-Ständerkonstruktionen, die tragenden Innenwände und Deckenelemente aus unbehandeltem Brettsperrholz.

Im Kontrast zu der relativ dunklen Gebäudehülle steht die helle Gestaltung der Innenräume: Für die Decken in den Wohnungen kam unbehandeltes Fichtenholz und für die Böden Eichenholzparkett zum Einsatz, die Wandflächen sind verputzt und weiß gestrichen. Auch die ganz in weiß gestalteten Treppenhäusern wirken sehr hell und freundlich, Oberlichter leiten ausreichend Tageslicht hinein. In den gemeinschaftlichen Bereichen sind die Böden aus geglättetem, hellgrauen Estrich. Die reduziert gestalteten, raumhohen Fenster haben Holzrahmen und Dreifachverglasungen.

Raumwärme und Warmwasser werden durch eine Pelletsheizung erzeugt, die in einem zentralen Heizkessel die kleinen Presslinge aus Holzspänen und Sägemehl verfeuert. Die Wärme wird über eine Fußbodenheizung an die Räume abgegeben. Zur Stromerzeugung ist eine Photovoltaikanlage zum Eigenverbrauch auf dem Dach installiert. Insgesamt erzeugen 600 m² PV-Module 60.000 kWh pro Jahr.

* Das Modellvorhaben fördert Maßnahmen zur energetischen Optimierung des Wohnungsbaus, dazu gehören beispielsweise die Nutzung und der verstärkte Einsatz nicht-fossiler Energieträger und die Verminderung des Energiebedarfs durch eine nachhaltige Gebäudekonzeption.

Bautafel

Architekten: Deppisch Architekten, Freising
Projektbeteiligte:
Reinhard Zingler, Matthias Jakob (Projektarchitekten als Vertreter des Bauherrn); Planungsgesellschaft Dittrich, München (Tragwerksplanung); Müllerblaustein, Blaustein (Holzbau, Fenster, Türen, Fassade); Vogt und Partner, Freising (TGA-Planung); Helmut Leuker Landschaftsarchitekt, Freising (Landschaftsplanung)
Bauherr: Joseph-Stiftung, Kirchliches Wohnungsunternehmen, Bamberg
Fertigstellung:
2013
Standort:
Herbartstraße 10-16, Ansbach
Bildnachweis: Sebastian Schels, München; Bernhard Schneider, Joseph-Stiftung, Bamberg

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