Einfamilienhauses in Bad Camberg im Taunus

Vier-Generationen-Haus

Das bestehende Wohnhaus im Vordertaunus wurde als kleines Nachkriegshaus in Eigenleistung errichtet, mehrfach umgebaut und zum Teil auch erweitert. Das mit dem neuen An- und Umbau entstandene Raumgefüge wurde von den Architekten Reinhardt und Jung aus Frankfurt speziell für ein "Vier-Generationen-Haus" entworfen: Ein statisch selbstständiger Anbau wurde von der Rückseite an das bestehende Gebäude angebaut. Dadurch ist die Funktion des Treppenhauses erweitert worden, er bildet nun einen kommunikativen, zentralen Raum und stellt gleichzeitig das räumlich verbindende Element für alle Bewohner dar.

Kaminzimmer
Außentreppe
Schnitt

Mit dem Anbau erweitern sich die einzelnen Wohnräume durch ein Split-Level-System. Eine neue Treppenanlage verknüpft nicht nur die Innenräume untereinander sondern schafft ebenso eine Beziehung zum Außenraum. Diese Bewegungsebene zeichnet sich als konstruktives Band in der Fassade ab, jeweils anschließend an die einzelnen Geschosse und Absätze, vom Garten bis zur Dachterrasse. Der Anbau verknüpft die räumliche Struktur von Bestand und Erweiterung und zeigt gleichzeitig durch sein unabhängiges, leichtes und zugleich kraftvolles Erscheinungsbild eine neue Architektur in dem homogenen, eher traditionellen Umfeld.

Sanierung/Modernisierung
Der Anbau besteht im Wesentlichen aus zwei strukturellen Teilen, der untere Teil der Konstruktion ist ein Sockel aus Stahlbeton, der obere Teil ist eine leichte Haube die aus dem Stahlbetonsockel herauswächst. Als Wandaufbau wurde ein konventioneller Sandwich-Aufbau mit Holzverkleidung gewählt.

Der Bestand des Grundhauses war im Hinblick auf Energieeffizienz und vorhandene Bauschäden als sanierungsbedürftig eingestuft worden. Dem entsprechend wurden folgende Maßnahmen ergriffen: Der Keller wurde trockengelegt und neu abgedichtet, die gesamte Gebäudehülle erhielt ein Wärmedämmverbundsystem und die Bestandsfenster konnten mit Isolierglasscheiben ausgestattet werden. Der Kamin, das neue Zentrum des Hauses, verbindet die Ebenen des Bestandes und die Erweiterungsflächen. Um ihn herum befinden sich großflächige Schamottfelder, die über eine Befeuerung im Kaminzimmer die angrenzenden Räume mitwärmen. Eine lang bekannte Baumaßnahme aus dem Bereich der klassischen Bauernhaus-Typologie.

Die Erweiterung des Wohnraumes zusammen mit der Umstrukturierung des Bestandes verändert das komplette Raumgefüge. Versetzte Küchen, zentrale Kernstücke mit Kamin und Sanitärzellen und die neue Zuordnung von Nutzern strukturieren das Bestandshaus um. Das neue Raumgefüge wird damit zum Lebensraum von vier Generationen. In zwei Einheiten sind jeweils zwei Generationen zusammengefasst; Erdgeschoss bewohnen Urgrossmutter und Großmutter, Obergeschoss und Dachgeschoss werden zu Spiel- und Lebensraum einer Kleinfamilie. Nahe dem Eingangsbereich liegt der Büroraum für das Büro des Vaters, mit Anschluss an den Lichthof. Damit unterstützt das Projekt das soziale Netz der (Groß-)Familie, es ermöglicht ein Miteinander und gewährt dennoch Rückzugsmöglichkeiten und Schlupfwinkel.

Bautafel

Architekten: reinhardt_jung, Frankfurt a.M.
Projektbeteiligte: Bollinger und Grohmann, Frankfurt a.M. (Statik)
Bauherr: Katja und Brian Jones
Fertigstellung: 2007
Standort: Bad Camberg im Taunus
Bildnachweis: reinhardt_jung, Frankfurt

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