Einfamilienhaus in Vila Nova de Gaia

Schieferboden in verschiedenen Formaten und Farben

Die portugiesische Stadt Vila Nova de Gaia gilt als Zentrum der Portweinproduktion. In dem südwestlich von Porto gelegenen Ort entstand nach einem Entwurf des Architekten Carlos Castanheira ein Wohnhaus, bei dem er zwei problematische Aspekte berücksichtigen musste: Erstens liegt das Grundstück in unmittelbarer Nähe zu einer geplanten Autobahn und zweites gilt es als landwirtschaftliches Reservegebiet, d.h. dort dürfen eigentlich nur landwirtschaftliche Gebäude entstehen. Er musste also eine Art Bauernhof mit gutem Schallschutz gen Norden entwerfen.

Der indische Schiefer im Ess- und Wohnbereich
Rauer Sichtbeton
Der Übergang zwischen innen und außen ist fließend

Mit seinem kreuzähnlichen Grundriss entspricht das 300 m² große Gebäude diesen Anforderungen so weit wie möglich. Ein zweigeschossiges Haupthaus bietet Platz für Eingang, Küche, Ess- und Wohnzimmer, eine kleine Galerie oberhalb der Küche dient als Arbeitszimmer. Nordöstlich des Haupthauses schließt sich ein eingeschossiger Querriegel mit Garagen, Lager und Technikräumen an und südwestlich ein zweiter querliegender Anbau mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern. Der Architekt bezeichnet diese Aufteilung als die eines Bauernhofes: 200 m² als Wohnung für den Bauern und 100 m² als Werkstatt, Lager und Unterstellmöglichkeit für Fahrzeuge.

Durch eine leichte Winkelverschiebung nimmt das Kreuz im Grundriss die Fluchten der beiden benachbarten Straßen auf. Gleichzeitig konnte dadurch an dem lärmgeschütztesten Ort – in der Verlängerung des Hauptgebäudes in der Tiefe des Gartens – eine großzügige Terrasse direkt am Haus entstehen, das so weit es ging, in das Grundstück hineingeschoben wurde. Die Schlafräume erhielten durch einen vorgelagerten Flur einen zusätzlichen Lärmschutz. Die Bauherren wünschten sich ein Gebäude, das sich mit seinem „Rücken" der Straße zuwendet und gen Südwesten zum Garten und zur Sonne öffnet.

Das auf den ersten Blick bestimmende Material ist Sichtbeton; fast alle tragenden Elemente des Gebäudes bestehen daraus. Castanheira wählte dafür möglichst raue Oberflächen, die einen Kontrast zum „vollkommenen, technologischen, japanischen Stil“ der heutigen Zeit darstellen sollen. Außer dem Beton wurden nur vier Baustoffe verwendet: Glas für die Fenster, Kupfer für die Dachdeckung, Holz für Fensterrahmen, Dachkonstruktion und Schlafzimmerfußböden sowie Schiefer für die Böden aller gemeinsam genutzten Bereiche im Innen- und Außenraum. Dazu gehören Wohn- und Esszimmer, Flure aber auch die Zufahrt zur Garage und die Terrasse.

Schiefer
Der Fußbodenaufbau besteht aus der Betonbodenplatte und einer Dämmschicht mit Aussparungen für die Fußbodenheizungsrohre. Darüber befinden sich leichte Zementfaserplatten, auf denen mit Zementkleber Bodenplatten aus indischem Schiefer (Ardósia Multicolor) vollflächig verklebt wurden. Verbaut wurden zwei unterschiedliche Formate: 60% der Platten sind 60 x 40 cm groß, 40% haben eine quadratische Grundform von 40 X 40 cm. Sowohl die unterschiedlichen Formate als auch die stark variierenden Farben ergeben ein lebendiges und unregelmäßiges Erscheinungsbild.

Castanheira verwendet gern diesen Schiefer, er hat ihn schon mehrfach in Wohnhäusern verbaut und bevorzugt das Material insbesondere in Kombination mit Fußbodenheizungen. Mit der Wahl des Steins, den Formaten und den Farbvarianten möchte er Uniformität vermeiden. Ein weiterer Grund für die Materialwahl sieht der Architekt in der Kontinuität von innen und außen, die mithilfe eines durchgehenden Bodenbelags auf einfache und unübertreffliche Art und Weise hergestellt werde. Seine Vorliebe für Schiefer sei aber auch mit einer Kurzform zu umschreiben: „Guter Preis, gute Qualität“.

Bautafel

Architekt: C. Castanheira & C. Bastai, Arquitectos, Vila Nova de Gaia
Projektbeteiligte:
Paulo Fidalgo, HDP Gabinete Projectos. Engenharia Civil, Vila Nova de Gaia (Statik)
Bauherrin: Maria de Fátima Tavares dos Reis Poças, Vila Nova de Gaia
Fertigstellung: 2008
Standort:
Rua do Cerro, Madalena; Vila Nova de Gaia
Bildnachweis: Fernando Guerra, FG + SG - Fotografía de Arquitectura, Lissabon; C. Castanheira & C. Bastai, Arquitectos, Vila Nova de Gaia

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