Einfamilienhaus in Toronto

Schiefer als Wärmespeicher

Als eine amerikanische Familie 2009 aus dem heißen Arizona ins kalte kanadische Toronto zog, sollte ihr neues Haus optimal auf die Sonne und deren Wärmeeintrag ausgerichtet sein. Nach dem Erwerb eines Grundstücks in einer noblen städtischen Wohngegend beautragten sie den Architekten Paul Raff mit der Planung. Das 353 m² große Haus erhielt den Namen Cascade House, denn sein erster Eindruck ist geprägt durch ein großes Fenster mit ungewöhnlichen Glasstreifen, die an einen Wasserfall denken lassen.

Wohnzimmer mit Schieferwand
Fassade mit grün schimmernden Glas-Kaskaden zur Straße hin
Glasfassade mit dahinter liegender Schieferwand im Inneren des Hauses (Südansicht)

Das Gebäude verfügt über zweieinhalb Geschosse und ist voll unterkellert. Im Erdgeschoss befindet sich ein großzügiges Familienzimmer mit freiem Zugang zur Küche und Blick in den Garten. Zwischen Eingang und Familienbereich liegen Ess- und Wohnzimmer, beides so abzutrennen, dass die Kinder und Eltern unterschiedlichen Interessen nachgehen können, aber nicht müssen. Das Treppenhaus zum Obergeschoss verläuft parallel zu einer außergewöhnlichen Schieferwand, die vom Keller bis nach oben als raumgestaltendes Element mit kleinen Öffnungen ausgeführt wurde. Im 1. OG ist genug Platz für drei große Schlafzimmer, zwei Bäder und ein separates Arbeitszimmer. Das 2. OG beinhaltet nur ein geräumiges Elternschlafzimmer mit angrenzendem Bad. Durch die Ausbildung als Staffelgeschoss bietet es ausreichend Sichtschutz zur Straße. Im Keller befinden sich ein Spielzimmer an der Schieferwand, ein Technikraum und das Gästezimmer.

Die Fensterflächen des gesamten Hauses sind wie gewünscht auf einen größtmöglichen Wärmeeintrag bei tiefstehender Sonne im Winter ausgerichtet. Die haushohe Schieferwand – als Rückgrat des Hauses bezeichnet – speichert die Wärme und gibt sie in den kalten Nächten langsam wieder an die Raumluft ab. Gleichzeitig erleichtern hohe Räume die Kühlung im Sommer.

Die namensgebende Glasfront gen Osten besteht aus 475 vertikal aneinandergesetzten, schweren und unregelmäßig geschnittenen Glasstreifen, die leicht schräg stehen. Sie stellen nicht nur einen guten Sichtschutz zur Straße her, sondern versorgen das dahinterliegende Wohnzimmer mit eigentümlich kunstvollem Licht. Architekt und Bauherren verstehen den „gläsernen Wasserfall“ eher als Kunstwerk denn als Fenster.

Schiefer
Neben der inneren Schieferwand wurden auch die Fassaden nach Süden und Osten mit Schiefer gestaltet. Nach Westen und Norden hingegen schützen Faserzementplatten die Außenwände.

Die tragende Innenwand besteht aus Betonsteinen und wurde als eine Variante der Trombe-Wand geplant, einer Kombination aus Kollektor- und Speicherwand zur passiven Nutzung der Sonnenenergie. Allerdings liegt bei der ursprünglichen Trombe-Wand die dazugehörende Glasfront nur etwa 10 - 15 cm davor, beim Wohnhaus in Toronto sind es fast zwei Meter. Die Betonsteine sind mit einfachen schwarzen Schieferfliesen versehen, auf Stoß gesetzt und mit Fliesenkleber befestigt. Auf dem Fliesenplan (siehe Abb. 21 und 22) ist gut zu erkennen, mit wie viel Akribie und Gestaltungswillen die unterschiedlichen Formate und Oberflächen (spaltrau und poliert) zu einem Kunstwerk kombiniert wurden. Auch der Treppen- und Teile des Bodenbelags bestehen aus Schieferfliesen.

Die beiden Schieferfassaden erhielten eine vollflächig verklebte Bekleidung mit einem grünen Naturschiefer namens Mettowee Slate Cleft, der sowohl in Kanada als auch in den USA abgebaut wird. Die Platten sind etwas dicker als 1,2 cm und weisen sehr unterschiedliche Formate auf, stammen allerdings alle von Rohblöcken mit den Maßen 30 x 30 cm. Auch für die Fassaden erstellte der Architekt genaue Verlegungspläne, die wiederum das Wechselspiel von spaltrauen und polierten Oberflächen aufgreifen.

Die Kombination von Glas und Schiefer liegt laut Architekt Raff nahe: Beide Materialien reagieren auf Lichteinfall in immer neuen Schattierungen und Nuancen.

Bautafel

Architekt: Paul Raff Studio, Toronto
Projektbeteiligte: Scott Torrance Landscape Architect, Toronto (Landschaftplanung); Neumann Associates, Toronto (Statik); Stone Tile International, Toronto (Schieferfliese), Acme Slate, Scarborough, Ontario (Fassadenschiefer)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2008
Standort: Forest Hill, Toronto
Bildnachweis: Ben Rahn/ A-Frame, Toronto; Steve Tsai, Toronto; Paul Raff Studio, Toronto

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