Einfamilienhaus in Schwyz

Festung mit zwei Schieferdeckarten

Ein Grundstück am Hang, im Süden und Westen begrenzt durch zwei Bachläufe – das klingt romantisch und nicht ungewöhnlich für eine Schweizer Gemeinde. Dennoch bot die Bauaufgabe in Schwyz, wo auch das planende Büro Marty Architektur seinen Sitz hat, einige Herausforderungen. Zu den Gewässern hin musste ein Abstand von rund fünf Metern eingehalten werden; die von Norden in südöstliche Richtung verlaufende, steil ansteigende Straße bewirkt einen dreieckigen Zuschnitt.

Von Westen erscheint das Wohnhaus nach Plänen von Marty Architektur einer Festung ähnlich.
Der untere, kleinere Baukörper ist mit großformatigen Schieferplatten bekleidet. Rückwärtig und nicht sichtbar befestigt, erzeugen sie eine ruhige Wirkung, eher wie Mauerwerk.
Eine schmale und lange Terrasse trennt das Wohnhaus von der Straße.

Die Architekten entwarfen zwei kantige, ineinander verschränkte und in der Höhe gestaffelte Baukörper mit flachen Dächern. Der obere erstreckt sich parallel zur Straße, ein schmaler terrassierter Platz bildet den Übergang. Eine Treppe führt von dort zum tiefergelegenen Eingang, der auch über eine Zufahrt von der Straße erreichbar ist. Während sich der größere, längliche Baukörper auf drei Etagen zur Hangseite öffnet, umfasst der kleinere zwei Geschosse und steht abgewinkelt dazu. Dort befindet sich auch eine Doppelgarage.

Festung am Hang

Aus westlicher Richtung fällt der Blick zunächst auf eine helle Betonwand, die die Zufahrt parallel zum Verlauf des Dorfbaches abschirmt und an den hangseitigen Gebäudeteil herangeführt ist. Das Wohnhaus ist komplett mit Schiefer bekleidet, sodass Sichtbeton und Schieferfassade im Zusammenspiel mit der Terrassierung und der versetzten Anordnung an eine steinerne Festung denken lassen. Entsprechend der Hanglage wird das Gebäude auf der mittleren Etage erschlossen.

Zwei Baukörper, zwei Schieferdeckarten
Das Haus ist als Betonbau über Erdpfähle gesichert. Der untere Teil, auf dem sich eine Dachterrasse befindet, ist mit großformatigen Schieferplatten in Symmetrischer Deckung bekleidet. Die zwei Zentimeter dicken und 120 x 50 cm großen Steine sind mit Hinterschnittankern, also rückwärtig und nicht sichtbar, befestigt. Sie erscheinen dicht gefügt, ohne Überdeckung und mit bruchrauer Oberfläche eher wie großformatiges Mauerwerk.

Die Fassade des höheren Baus – gleichsam des Haupthauses – ist mit unterschiedlichen Plattenformaten in Dynamischer Deckung ausgeführt. Der Läuferverband zeigt fünf Gebindehöhen, die ein lebhaftes und robustes Erscheinungsbild ähnlich Bruchsteinmauerwerk erzeugen. Die Schiefer schimmern sanft und reflektieren das Licht der Umgebung abhängig von Sonnenstand und Witterung.

Die Fassade ist mit 20 cm dicker Steinwolle gedämmt. Die dunkel gerahmten Fenster sind von passenden, kupferfarbenen Laibungen aus Aluminiumblech gefasst. -us

Bautafel

Architektur: Marty Architektur, Schwyz
Projektbeteiligte: Rathscheck Schiefer, Mayen (Schieferbekleidung); Martin Schönenberger Bedachungen, Schwarzenbach (Fassade, Dachdecker)
Bauherrschaft:
privat
Fertigstellung: 2019
Standort: Schwyz
Bildnachweis: Rathscheck Schiefer, Mayen

Fachwissen zum Thema

Das lebhafte Erscheinungsbild der Dynamischen Deckung entsteht durch verschiedene Steingrößen und Gebindehöhen in unregelmäßiger Abfolge

Das lebhafte Erscheinungsbild der Dynamischen Deckung entsteht durch verschiedene Steingrößen und Gebindehöhen in unregelmäßiger Abfolge

Deckungsarten

Dynamische Deckung an der Fassade

Rückseite einer Schieferplatte mit Hinterschnittverankerung

Rückseite einer Schieferplatte mit Hinterschnittverankerung

Konstruktion

Fassade mit Hinterschnitttechnik

Vorgehängte Schieferfassade in Horizontaler Deckung an einem Sozialen Wohnungsbau im dänischen Køge (Architektur: BSAA/Urbanlab nordic, 2011)

Vorgehängte Schieferfassade in Horizontaler Deckung an einem Sozialen Wohnungsbau im dänischen Køge (Architektur: BSAA/Urbanlab nordic, 2011)

Konstruktion

Fassadenkonstruktionen

Beispiel Einfamilienhaus in Grevenbroich: Bei dieser Deckung sind weder Höhen- noch Seitenüberdeckung erforderlich und Schiefer kann als Natursteinfassade mit offenen Fugen verwendet werden

Beispiel Einfamilienhaus in Grevenbroich: Bei dieser Deckung sind weder Höhen- noch Seitenüberdeckung erforderlich und Schiefer kann als Natursteinfassade mit offenen Fugen verwendet werden

Deckungsarten

Symmetrische Deckung an der Fassade

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