Einfamilienhaus in Mühlhausen

Energetische Sanierung und Modernisierung eines Fachwerkhauses von 1697

Die thüringische Stadt Mühlhausen liegt genau am geografischen Mittelpunkt von Deutschland. Von seiner einstigen Bedeutung zeugen zahlreiche historische Bauwerke wie die Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert oder die gotische Marienkirche. Zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert entstanden in der Altstadt viele Fachwerkhäuser, die mit ihren bunten Fassaden dicht an dicht das heutige Straßenbild prägen. Eines davon befindet sich in der Holzstraße und wurde nach jahrelangem Leerstand durch das ortsansässige Architekturbüro Die Bauhütte energetisch saniert und grundlegend modernisiert. Das gelb verputzte, denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1697 dient nun einer vierköpfigen Familie als Zuhause.

Die Rückseite/Südansicht des Gebäudes nach den Umbauten
Im Dachgeschoss wurde neben dem Schlafzimmer für die Eltern ein kleiner Wohnbereich angeordnet
Eine kleine Galerie unter dem Schrägdach

Zunächst wurde die Substanz des dreigeschossigen Gebäudes untersucht, um mögliche Bauschäden auszuschließen. Die konstruktiven Schäden waren überschaubar, die alten Fachwerkträger und Gefache konnten erhalten bleiben. Kleinere Umbauten aus dem Jahre 1895 konnten in die neue Nutzung integriert werden, jüngere Anbauten aus den 1930er Jahren hingegen entfernt. Nach der konstruktiven Instandsetzung, erhielt die Fassade neuen Putz. Zwischen das Fachwerk wurden Schilfrohrmatten als Dämmstoff integriert; das im Dachgeschoss ist mit Schafwolle gedämmt. Die Innenwände sind nun aus flächendeckendem Lehmputz aufgetragen. Auch die Fenster und das Dach wurden erneuert.

Im Inneren entstanden 180 m² Fläche, die nach Wünschen der Familie neu organisiert wurden: Im EG sind nun eine Küche mit Essbereich und ein großzügiges Wohnzimmer mit angeschlossener Terrasse angeordnet. Eine hölzerne Treppe führt in das erste Obergeschoss, welches den beiden Kindern vorbehalten ist. Im Dachgeschoss befindet sich das elterliche Schlafzimmer mit einem kleinen privaten Wohnbereich. Im gesamten Gebäude blieben die historischen Dielenfußböden und Türen aus Lärchenholz weitestgehend erhalten. Die zwei Bäder und die Küche wurden nach heutigen Standards vollständig erneuert.

Gebäudetechnik
Die Beheizung des historischen Fachwerkhauses erfolgt über eine strombetriebene Luft/Wasser-Wärmepumpe, die in einiger Entfernung zum Haus in einer kleinen Nische im Garten aufgestellt ist. Die Wärmeträgerflüssigkeit in der Wärmepumpe entzieht der Außenluft ihre thermische Energie. Je wärmer die Luft, desto mehr Energie kann entzogen und folglich gewonnen werden. Über einen Wärmetauscher wird diese Energie an das Wasser abgegeben, welches in einem geschlossenen Rohrsystem zirkuliert. Auf diese Weise erwärmt sich das Wasser und kann zum Heizen und zur Warmwasseraufbereitung verwendet werden.

Um das historische Erscheinungsbild auch im Inneren optisch nicht zu beeinträchtigen, entschieden sich die Architekten für Wandflächenheizungen. Fußbodenheizungen wurden ausgeschlossen, da man hierfür den alten Dielenfußboden hätte aufständern müssen. Auch wollten die Bauherren vor den Fenstern keine störenden Radiatoren. So verläuft nun nicht sichtbar, hinter den mit Lehm verputzten Innenwandflächen ein System aus dünnen Rohren. Diese temperieren die Innenräume und geben eine für den Menschen angenehme Strahlungswärme ab.

In den Sommermonaten können die Wärmepumpe und die Wandheizung auch zum Kühlen des Gebäudes eingesetzt werden. Dann funktioniert das Prinzip genau umgekehrt: Kühleres Wasser verläuft durch die Rohre der Wandheizung und entzieht der warmen Raumluft seine thermische Energie. Das zirkulierende Wasser erwärmt sich, der Wärmetauscher gibt diese Energiemenge an die Wärmeträgerflüssigkeit weiter, die dann diese nicht mehr gebrauchte Wärmemenge an die kühler temperierte Außenluft abgibt. Dieses Prinzip der Kühlung wird als Natural Cooling bezeichnet, dabei ist die Wärmepumpe bis auf deren Regelung ausgeschaltet.

Um fortwährend warmes Wasser an den Entnahmestellen innerhalb des Gebäudes bereitstellen zu können, wurden in einem kleinen, historischen Gewölbekeller unterhalb des Erdgeschosses ein Warmwasser- sowie ein Pufferspeicher mit einem Volumen von 700 Litern aufgestellt. Ersterer ist knapp 1,90 m hoch und enthält bis zu 400 Liter Warmwasser. Das wärmegedämmte, weiße Gehäuse enthält einen emaillierten, verkalkungsarmen Wärmetauscher, ein Thermometer, einen PTC-Fühler (elektronischer Temperaturfühler) und eine Signal-Schutzanode aus Magnesium für einen optimalen Korrosionsschutz.

Bautafel

Architekten: Die Bauhütte, Mühlhausen
Projektbeteiligte: Elektroservice Roland Kiel, Horsmar (Installation Haustechnik); Stiebel Eltron, Holzminden (Hersteller Wärmepumpe, Warmwasserspeicher)
Bauherr: Familie Schlegel, Mühlhausen
Fertigstellung: 2005
Standort: Holzstraße 9, 99974 Mühlhausen
Bildnachweis: Die Bauhütte, Mühlhausen

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