Einfamilienhaus in Küsnacht

Geschliffener Betonboden, archaisch raue Wände und Decken

Ein Doppelwohnhaus aus den 1960er Jahren musste weichen, sein japanisch inspirierter Garten aber wurde zur Ausgangslage eines neuen Wohnhauses in Küsnacht. Zwischen die geschwungenen Wege, den Teich mit Seerosen und die eher zart strukturierten japanischen Bäume und Sträucher setzen die Architekten Fuhrimann und Hächler jedoch keinen schwerelosen Gartenpavillon, sondern einen kraftvoll gegliederten, robusten Sichtbetonbau mit großen Öffnungen und tiefen Terrassen.

Blick aus dem Wohnbereich zur Küche
Blick aus der Küche zum Wohnbereich und in den japanischen Garten
Der Wohnbereich ist mit weiß geölter Birke ausgekleidet und durch Niveauversprünge in Boden und Decke leicht differenziert

Zunächst als kompakter zweigeschossiger Ergänzungsbau für nur eine Hälfte des vorhandenen Doppelwohnhauses konzipiert und auch bereits im Rohbau fertiggestellt, konnte das Gebäude auf halber Strecke unvorhergesehen vergrößert werden. Plötzlich und unverhofft stand auch die zweite Haushälfte zum Verkauf, wurde erworben und ebenfalls ersetzt. Den Bauherren bescherte das eine Vergrößerung ihres Raumprogramms um einen Spa- und Fitnessbereich samt Schwimmbad und den Architekten bereitete der Bau in zwei Phasen konzeptionell offensichtlich keine Schwierigkeiten. Sowohl das baukörperliche als auch das innenräumliche Gefüge erscheinen aus einem Guss.

Das Untergeschoss beherbergt eine große Garage und die Spa- und Fitnessräume, das Erdgeschoss in fließender Folge Wohn-, Ess- und  Arbeitsbereiche sowie das Schwimmbad. Im zurückgestaffelten Ober- und noch knapperen Dachgeschoss befinden sich Schlaf- und Arbeitszimmer mit üppigen Dachterrassen. Während die Aufenthaltsräume sich mit großen Verglasungen zum Garten und zur Landschaft mit Zürichsee und Bergpanorama öffnen, bilden der Aufzug, die Treppen und die Bäder den inneren Kern des Hauses.

Der zusammenhängend und fließend konzipierte Raum des Erdgeschosses ist durch Niveausprünge in Boden und Decke, teilweise auch durch Materialwechsel zoniert. Dabei wirkt das Abweichen vom dominierenden Material Beton stets wie eine handwerklich sorgfältig hergestellte Intarsie: Der Wohnbereich ist an Wand und Boden mit weiß geöltem Birkenholz ausgekleidet, das Schwimmbad mit Valser Granit, ebenso die Bäder; präzise, glänzend und passgenau sind auch die farbig lackierten Holzeinbauten in der Küche.

Die Betonoberflächen der Wände und Unterdecken sind bewusst nicht in bester Sichtbetonqualität (SB4 oder in der Schweiz Typ 4) hergestellt worden, sondern als handwerklich erstellter, „sichtbarer Beton“ mit einheitlicher Struktur  (SB2 oder Typ 2). Die verwendete Schnell-Schalung sorgt dabei nicht für die beim Sichtbetonbau typischen Rundlöcher, sondern hinterlässt Schlitze als handwerkliche Spuren des Arbeitsprozesses und gibt den Wänden und Decken einen gewollt archaischen Ausdruck.

Boden
In deutlichem Kontrast zu der rau verbliebenen Oberfläche der Wände und Deckenuntersichten sind die Betonböden des Wohnhauses – dort wo sie nicht mit Birkenholz ausgelegt sind – glatt geschliffen und von geradezu terrazzoähnlicher Oberflächenqualität. Hier am Boden ist der Beton mit braunen, beigefarbenen und dunkelgrauen Gesteinskörnern durchsetzt und flächendeckend bis zum Größtkornquerschnitt geschliffen. So unterscheidet er sich nicht nur in der glatt-glänzenden Textur, sondern auch durch seine gewisse Buntheit und Musterung von den Wänden und Decken im eigentlich gleichen Material. Besonders deutlich wird diese Konzeption an den Treppenläufen, deren Auftrittflächen geschliffen, deren Wangen aber, wie die aufgehende Wand, rau und unbehandelt sind.

Das Beispiel beweist, dass eine mehrfach geschliffene und anschließend durch Politur und Wachsen oder Ölen verdichtete Betonoberfläche in Glanz, Farbtiefe und Wirkung einem traditionellen und aufwendigen Terrazzoboden kaum nachsteht. (ck)

Bautafel

Architekten: Andreas Fuhrimann und Gabrielle Hächler, Zürich
Projektbeteiligte: Marion Clauss (Projektleitung), Langsdorff Kultivierte Gärten, Rüti (Garten); Landschaftsarchitekt Walter Leder (), Zürich (Original-Gestaltung Japanischer Garten)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2012
Standort: Güstraße 27, 8700 Küsnacht
Bildnachweis: Valentin Jeck, Uerikon

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