Einfamilienhaus in Eschenz

Stroh als Trag- und Dämmschicht

Mit einem knappen Budget hat der Architekt Felix Jerusalem in Eschenz am Untersee zwischen Stein am Rhein und Mammern ein Wohnhaus für eine vierköpfige Familie realisiert, das fast ausschließlich mit nachwachsenden Dämmmaterialien ausgeführt wurde.

Stroh als Baumaterial wird durch die transparente Hülle sichtbar
Im Innern prägt der Kamin den zentralen Wohnraum
Eingangsbereich mit Blick auf die Treppe zur Arbeitsgalerie

Das Gebäude ist im Wesentlichen eingeschossig. Mit Rücksicht auf die möglicherweise noch vorhanden archäologischen Ablagerungen aus römischer Zeit und den hohen Grundwasserspiegel wurde auf eine vollständige Unterkellerung verzichtet und das Gebäude als Pfahlbau konzipiert. Lediglich der kleine Weinkeller und die Arbeitsgalerie unter dem Pultdach weichen von der Eingeschossigkeit des schlichten Baukörpers ab. Der massive Betonkern, der bis in den Erdboden reicht nimmt die Garderobe, Bad und WC sowie die Küchenzeile auf. Im Süden schließen die Kinderzimmer an den Kern an. Nach Norden schließt der großzügige Wohnzimmer und das Elternzimmer an.

Besonderer Blickfang im Wohnraum ist der freihängende Kaminofen, der dem hohen Raum eine außergewöhnliche Wirkung verleiht.

Nachhaltig Bauen
Die eigentliche Besonderheit des Gebäudes liegt in der Konstruktion selbst. Der Wetterschild des Hauses besteht aus transparenten Lichtwellplatten, die aus glasfaserverstärktem Polyesterharz hergestellt sind. Die 25 cm dicke Gebäudehülle dahinter, ein Sandwich aus gepresstem Stroh, ist Trag- und Dämmschicht in einem. Sie scheint durch die transparenten Fassadenplatten hindurch und kommt so bei wechselnden Lichtverhältnissen entsprechend vielfältig zur Geltung. Zwischen zwei hoch verdichteten Strohfaserplatten mit einer Stärke von jeweils 40 mm befindet sich eine 20 cm starke Dämmschicht, die ebenfalls aus Strohfasern besteht. Diese Sandwich-Konstruktion wurde für das gesamte Gebäude verwendet.

Durch die Vorfertigung der Sandwichelemente konnte das gesamte Gebäude innerhalb von vier Monaten fertig gestellt werden. Mit der Konstruktion werden U-Werte von 0,2 W/m²K erreicht. Bei einer Energiebezugsfläche von rund 230 m² weist das Gebäude einen Energiebedarf von rund 45 kWh/m²a auf. Es wird über eine Fußbodenheizung mit sehr niedrigen Vorlauftemperaturen und über den offenen Kamin beheizt.

Bautafel

Architekten: Felix Jerusalem ETH/SIA, Zürich
Projektbeteiligte: Création Holz, Herlsau (Konstruktionsplanung); SJB.Kempter.Fitze, Frauenfeld (Tragwerksplanung); Scobalit, Winterthur (Fassadenplatten)
Bauherr: Familie Stokholm, Eschenz
Fertigstellung: 2005
Standort: Sagiweg 2, 8264 Eschenz (TG), Schweiz
Bildnachweis: Felix Jerusalem

Fachwissen zum Thema

Glossar A-Z

Biomasse

Neben der Funktionalität eines Gebäudes sollte immer die zeitlose, ansprechende Gestaltung berücksichtigt werden (im Bild: Barnimpanorama, Naturparkzentrum – Agrarmuseum Wandlitz (2013); Architektur: rw+, Berlin).

Neben der Funktionalität eines Gebäudes sollte immer die zeitlose, ansprechende Gestaltung berücksichtigt werden (im Bild: Barnimpanorama, Naturparkzentrum – Agrarmuseum Wandlitz (2013); Architektur: rw+, Berlin).

Planungsgrundlagen

Planung eines nachhaltigen Gebäudes

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