EDF Campus in Paris-Saclay

Fassadenpaneele aus gespritztem Hochleistungsbeton

In Saclay, einer Gemeinde rund zwanzig Kilometer südwestlich von Paris, entsteht derzeit eines der größten Forschungs- und Wissenschaftszentren weltweit. Neben einer neuen Universität und mehreren Hochschulen haben sich hier verschiedene staatliche und private Forschungseinrichtungen angesiedelt. Darunter ist auch ein Fortbildungszentrum für die 160.000 Mitarbeiter der französischen Elektrizitätsgesellschaft EDF Energy. Es wurde nach Plänen des Pariser Architekturbüros Ecdm auf einem 26.000 Quadratmeter großen Grundstück errichtet. In dem Neubau sollen die Angestellten nicht nur an Schulungen teilnehmen können, sondern auch an Veranstaltungen und gemeinsamen Aktivitäten, die für Abwechslung vom Arbeitsalltag sorgen und den Zusammenhalt untereinander stärken.

Bis auf das verglaste Zwischengeschoss bedecken Paneele aus eingefärbtem, ultrahochfesten Beton die Fassaden
An das Hauptgebäude schließt nördlich ein lang gezogener Riegel an
Blick vom Foyer in den Innenhof des Hauptgebäudes

Das als EDF Campus bezeichnete Weiterbildungszentrum setzt sich aus einem sechs-, teils siebengeschossigen Hauptgebäude und einem dreigeschossigen Riegel zusammen. Der Hauptbau ist um einen zentralen Innenhof herum organisiert und in der Außenansicht dreiteilig gegliedert: Die unteren Ebenen, die vor allem für die Fortbildung genutzt werden, prägen hochformatige Öffnungen in einer dunkelbraunen Sichtbetonhülle. Darüber folgt ein zickzackförmig verglastes Geschoss, in dem unter anderem Ausstellungsflächen, Fitness- und Ruheräume, eine Mediathek und ein Restaurant zu finden sind. Die beiden oberen Stockwerke sind niedriger ausgebildet und dienen der Unterbringung der Mitarbeiter; insgesamt 270 Zimmer stehen dafür zur Verfügung. Umschlossen werden sie von einer grauen Betonfassade mit querformatigen Fensteröffnungen. Trotz der unterschiedlichen Gestaltung wirkt der Baukörper als eine Einheit. Nördlich an ihn schließt ein lang gestrecktes Gebäude mit reflektierender Metallfassade an, in dem weitere Seminarräume und Büros untergebracht sind.

Im Gegensatz zu der nach außen zurückhaltenden Farbgebung sind die zum Innenhof ausgerichteten Fassaden mit blutroten Metallpaneelen verkleidet bzw. in einem zweiten kleinen Hof leuchtend blau verputzt. Im Inneren beider Häuser wurden viele Oberflächen roh belassen, doch findet man hier auch verspielte Details, wie etwa die in Form einer Acht gestalteten Leuchten, die das Foyer und die zentralen Bereiche im verglasten fünften Obergeschoss prägen. Im Nebengebäude erschließen geschwungene Stege die beiden oberen Etagen.

Beton
Der Stahlbetonskelettbau des Hauptgebäudes wurde in Ortbeton errichtet, die Fassaden bestehen aus Faserbetonelementen. Sie sind bis zu 2,70 m breit, bis zu 7,00 m hoch, 60 cm tief und nur 1,5 cm stark. Hergestellt wurden sie aus ultrahochfestem Beton (UHPC) in einem für die beteiligten Unternehmen neuartigen Verfahren. Denn die Paneele wurden nicht in Schalungen gegossen, sondern in Spritzbetonbauweise im Werk gefertigt. Auf diese Weise ließen sich problemlos die gewünschten Formen realisieren. Der mit Fasern verstärkte Hochleistungsbeton basiert auf einer sehr feinen Körnung und einer leistungsfähigen Zementmatrix. Er weist ein dichtes Gefüge, eine geringe Porosität und eine sehr hohe Festigkeit auf. Da für diesen Spezialbeton ein geringer Wasserzementwert erforderlich ist, dies aber die Fließfähigkeit beeinträchtigt, wurden ihm vergleichsweise große Mengen an Fließmittel zugesetzt, die eine Verflüssigung des Betons während des Mischvorgangs bewirkten.

Mit Ausnahme der verglasten fünften Etage wurden die vorgefertigten Betonelemente vor den tragenden und gedämmten Außenwänden aller Geschosse montiert. Sie wurden so angebracht, dass sie sowohl die Rollladenkästen als auch die Fensterrahmen zum größten Teil verdecken. Die Anschlüsse zwischen den einzelnen Elementen sind in den unteren Geschossen – frontal betrachtet – x-förmig ausgebildet. Den dunkelbraunen bzw. gleichmäßig grauen Farbton erzielte man durch Zugabe von Farbpigmenten. In den beiden oberen Geschossen sind die Betonpaneele jeweils 2,70 m breit. Damit entsprechen sie einer Zimmerbreite und einem Zweifachen des grundlegenden Fassadenrasters von 1,35 m. -chi

Bautafel

Architekten: ecdm, Emmanuel Combarel und Dominique Marrec, Paris
Projektbeteiligte: Jean Pierre Miécaze, Paris (Tragwerksplanung); Thor ingénierie, Setec (Gebäudetechnik); VP & Green, Paris (Fassadenplaner); Calq Architecture, Paris (Bauleitung); Phyotconseil & Pascal Cribier, Paris (Landschaftsarchitektur); Acoustique Vivié & Associés, Paris (Akustik); C & E ingéniérie, Paris (Planung Fassadenpaneele); Ductal, Lafarge Holcim, Paris (Ultra-Hochleistungsbeton)
Bauherr: EDF, Sofilo
Standort: 13 Boulevard Gaspard-Monge, Plateau de Saclay, 91120 Palaiseau, Frankreich
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Jérémy Bernier für ecdm

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Farbenfrohe Anstriche sind ein Mittel, um betongraue, elementierte Fassaden und Tragstrukturen abwechslungsreicher zu gestalten, so wie hier in Podgorica.

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Oberflächen

Farbiger Beton

Hochfester Stahlfaserbeton

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Betonarten

Faserbeton

Textilbewehrungen erlauben dünnwandige Bauteile auszubilden, da die nicht-rostenden Matten verglichen mit Stahlbewehrungen eine deutlich geringere Betondeckung benötigen.

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Bewehrung

Textilbewehrung

Mit Hochleistungsbeton lassen sich Bauteile deutlich filigraner gestalten, sodass sich Material und damit auch Energie einsparen lassen.

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Betonarten

Ultrahochleistungsbeton

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