Drei Wohngebäude in Wien

Einschaliges Mauerwerk aus hochwärmegedämmten Ziegeln

Rund um den künstlich angelegten Asperner See im Osten von Wien entsteht nach und nach die Seestadt Aspern, eines der größten Stadtentwicklungsgebiete Europas. Als Teil des 22. Bezirks der österreichischen Hauptstadt wird sie einmal 240 Hektar umfassen und Wohnraum für rund 20.000 Menschen bieten. In den drei Wohngebäuden, die Architekt Clemens Kirsch auf dem Baufeld D22 am südwestlichen Rand des ehemaligen Flughafenareals geplant hat, können ganz unterschiedliche Nutzergruppen Fuß fassen. Die beiden kompakten Solitäre und ein lang gestreckter Riegel mit jeweils vier bis sechs Geschossen wurden für eine partizipative Baugruppe, als Wohnheim für behinderte Kinder und Jugendliche sowie als Geschosswohnungsbau mit Mieteinheiten errichtet.

Parallel zur Johann-Kutschera-Gasse erstreckt sich ein sechsgeschossiger Riegel mit 78 Mietwohnungen und schirmt das Gelände ab
Laubengänge führen zu den Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen, die zum Teil als Maisonettes konzipiert sind
Das Ensemble von Südosten: Links das viergeschossige Wohnheim für behinderte Kinder und Jugendliche, im Hintergrund der Gebäuderiegel mit Mietwohnungen und rechts das kompakte Wohnhaus der Baugruppe

Das circa 5.200 Quadratmeter große Grundstück ist an drei Seiten durch Straßen gefasst, im Osten grenzt eine ähnlich strukturierte Bebauung an. Parallel zur Johann-Kutschera-Gasse, die den westlichen Abschluss am freien Feld bildet, erstreckt sich der sechsgeschossige Riegel mit 78 Mietwohnungen und schirmt das Gelände ab. Die beiden Treppenhäuser mit Aufzügen sind durchgesteckt, nehmen also die gesamte Gebäudetiefe ein. Laubengänge führen von dort zu den Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen im ersten, zweiten und vierten Obergeschoss, die zum Teil als Maisonettes konzipiert sind. Belichtet werden alle Wohnungen von zwei Seiten, an den Kopfseiten gibt es zusätzlich Fenster gen Norden oder Süden. Zu jeder Einheit gehören Terrasse, Loggia oder Balkon. Im Untergeschoss befinden sich Abstellräume, außerdem gibt es Fahrradstellplätze für die Bewohner.

Mit sechs Geschossen auf annähernd quadratischem Grundriss und einem Atrium für die zentrale Erschließung ist das Wohnhaus der Baugruppe Que[e]rbau deutlich kompakter. Es steht im Norden des Grundstücks und soll Lebensraum für alle Generationen bieten – ob Singles, Paare oder Familien in allen möglichen Konstellationen. Für das Erdgeschoss war eine lichte Raumhöhe von vier Metern vorgeschrieben, die nun für Gemeinschaftseinrichtungen wie beispielsweise ein Café genutzt werden. Die 33 Wohnungen auf den oberen Geschossen verfügen jeweils über einen Garten oder einen Balkon. Zusätzlich entstanden Gemeinschaftsräume und -terrassen im vierten und fünften Obergeschoss.

Das Wohnheim für behinderte Kinder und Jugendliche im Süden nimmt die Gebäudeflucht der beiden anderen Baukörper auf, steht also rechtwinklig dazu. Es ist viergeschossig und nicht unterkellert. Ein zentral an der Westseite platziertes Treppenhaus dient der Erschließung. Im Erdgeschoss befinden sich drei Wohneinheiten, Büroräume sowie ein Bewegungs- und ein Therapieraum. Die Obergeschosse beherbergen insgesamt drei Wohngemeinschaften für je vier Personen. Auf jeder Etage sind außerdem vier Einzelzimmer untergebracht; je zwei Bewohner teilen sich ein behindertengerechtes Bad. Jede Wohngruppe verfügt über einen gemeinsamen Wohn-Essbereich mit offener Küche sowie eine breite, nach Süden oder Westen orientierte Loggia.

Mauerwerk

Alle drei Häuser sind in Massivbauweise mit 54 cm starken, einschaligen Außenwänden aus hochwärmegedämmten, mit Mineralwolle verfüllten Planziegeln errichtet. Damit konnte auf ein Wärmedämmverbundsystem verzichtet werden. Die Architekten wählten einen rein mineralischen Wandaufbau und verzichteten auf erdölbasierte Dämmstoffe. Durch das große Ziegelformat von 50 x 25 x 24,9 cm ließ sich ein schneller Baufortschritt erzielen. Die Druckfestigkeit des Mauerziegels beträgt 10 N/mm². Das 50 cm starke Mauerwerk wurde innen mit 1,5 cm Kalk-Gipsputz glatt verputzt. Außen wurden zunächst 2 cm Leichtmörtelputz als Untergrund für ein Textilgitter und 3 mm Haftmörtel aufgebracht sowie abschließend 15 mm Silikat-Oberputz, ausgeführt als Reibeputz. Der U-Wert des Wandaufbaus beträgt 0,12 W/m²k.

Bautafel

Architekten: Clemens Kirsch Architektur, Wien
Projektbeteiligte: Herta Frischenschlager, Lidia Manolova, Berndt Sommer, Jenny Wensien, Wien (Architektenteam); PS Engineering, Wien (Haustechnik); Dr. Pfeiler, Graz (Baupysik); Harrer & Harrer, Krems/Wien (Statik); Rajek Barosch Landschaftsarchitektur, Wien (Freiraumplanung); Wienerberger, Wien (Mauerziegel Porotherm 50 W.i Plan)
Bauherr: Wohnbauvereinigung für Privatangestellte, Wien
Fertigstellung: 2017
Standort:
Seestadt Aspern, Baufeld D22, 1220 Wien
Bildnachweis: Hertha Hurnaus, Wien; Clemens Kirsch Architektur, Wien

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