Drehkippbeschläge

Drehkippbeschläge sind Beschläge mit Einhandbedienung. Sie dienen dazu, Fenster und Fenster-Türflügel durch Betätigung eines Handhebels, auch Griff oder Olive genannt, in eine Drehlage oder eine durch die Scherenausführung begrenzte Kippstellung zu bringen.

Sie sind die am häufigsten gewählten Beschläge an Fenstern im Wohnungs- und Objektbau und finden Anwendung an lotrecht eingebauten Fenstern und Fensterflügeln aus Holz, Kunststoff, Aluminium oder Stahl und deren entsprechenden Werkstoffkombinationen, z.B. Holzfenster mit Aluminium-Vorsatzschale. Einbruchhemmende Fenster und Fenster-Türflügel sowie solche für Feuchträume erfordern Sonderbeschläge bzw. Beschläge aus Sonderwerkstoffen.

Funktion von Drehkippbeschlägen

Gebräuchliche Fenster-Drehkippbeschläge verschließen Fenster und Fensterflügel und bringen sie in verschiedene Lüftungsstellungen. Beim Schließen muss eventuell die Gegenkraft einer Dichtung überwunden werden. Abweichende Benutzungen entsprechen nicht der bestimmungsgemäßen Verwendung.

Geöffnete Fenster und Fensterflügel erreichen nur eine abschirmende Funktion und erfüllen keine Anforderungen an Fugendichtigkeit, Schlagregensicherheit, Schalldämmung, Wärmeschutz und Einbruchhemmung. Eine fixierte Offenstellung von Fenstern und Fenster-Türflügeln ist nur mit feststellenden Zusatzbeschlägen möglich.

Bestandteile

Ein handelsüblicher Drehkippbeschlag besteht aus:

  • einem Getriebe mit Handgriff bzw. Olive
  • einer Eckumlenkung
  • einer Schere mit Scherenlager
  • einem Drehkipplager
  • einem Kipphalter
  • einem Riegel
  • einer Schließplatte
  • Schubstangen

Stand der Technik sind verdeckt liegende Beschläge, dabei sind nur die Bänder und der Drehgriff bzw. die Olive sichtbar, alle anderen Bauteile sind im Fensterprofil oder bei Aluminium-Systemprofilen, in Profilkanälen und Profilaussparungen untergebracht. Nur bei Holzfenster an Restaurierungsobjekten können noch aufliegende Beschläge Verwendung finden, sie erfordern aber dann i.d.R. eine Zweihand-Bedienung.

Stellvarianten

Eine Drehung des Handgriffs, bzw. der Olive wird im Getriebe in eine geradlinige Bewegung der Schubstangen umgewandelt. Drei Stellungen sind möglich:

  • Verschlussstellung
    Eine Drehbewegung an Griff im Uhrzeigersinn bewegt über die Schubstangen die Riegelbolzen in den Schließplatten, die Schere wird verriegelt und der Flügel ist mit dem Blendrahmen formschlüssig verbunden und an die Mitteldichtung gepresst. Das Fenster schließt und erfüllt die vom Hersteller garantierten bauphysikalischen Anforderungen.
  • Kippstellung
    Eine Drehbewegung an Griff gegen den Uhrzeiger bewegt über die Schubstangen die Riegelbolzen in den Schließplatten, sie werden an Schere und Rahmen entriegelt, der Riegelschieber drückt in den Kipphalter, der Flügel kann aus der Lotrechten kippen bis die Schere die Neigung begrenzt.
  • Drehstellung
    Griff bzw. Olive befinden sich in Mittelstellung, die Schere ist verriegelt, Riegelbolzen und Riegelschieber sind entriegelt und der Flügel lässt sich durch Drehen öffnen bzw. aufschwenken.

Zeitgemäße Drehkippbeschläge besitzen eine Fehlbedienungssperre. Sie verhindert, dass die Olive aus der Kippstellung – bei gekipptem Flügel – direkt in die Drehstellung geschaltet werden kann. Der Flügel würde nur an seinem unteren Band „hängen“ und zu Boden schlagen.

Vorgaben der Hersteller

Drehkippbeschläge werden von den herstellenden Unternehmen für maximale Flügelgrößen gefertigt und müssen nach den Vorschriften der herstellerspezifischen Beschlageinbauzeichnung montiert werden. Die Vorschriften des Herstellers, welche die Kombination der Beschläge betreffen, z.B. den Einsatz von Zusatzscheren, die Gestaltung der sichtbaren Beschlagteile oder die Einschränkungen für einbruchhemmende Fenster und Fenstertüren sind verbindlich. So darf nicht ohne Rückfrage beim Hersteller die Olive oder die darunter sitzende Rosette ausgetauscht werden und gleiche Beschläge für stark unterschiedliche Formate verwendet werden.

Fehlgbrauch

Große Probleme bereiten der Fehlgebrauch von Drehkippbeschlägen und die nicht bestimmungsgemäße Produktnutzung, z.B. durch

  • Hindernisse im Dreh- oder Kippbereich des Flügels
  • Windstöße, die z.B. den Flügel gegen die Laibung drücken und durch Hebelkraft aus dem Beschlag „hebeln“
  • Zusatzlasten auf Flügel oder Fenster, wie Jalousien u.ä.
  • Greifen in Falz beim Schließen
  • Gegenstände im Falzbereich, wie Schmutzpartikel, Steinchen u.Ä.; sie beschädigen evtl. die Mitteldichtung oder „hebeln“ den Beschlag auf den Bändern.

Eine regelmäßige Wartung von Drehkippbeschlägen ist zu empfehlen.

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Alurahmen-Fenster im Düsseldorfer Neuen Zollhof, Architektur: Frank O. Gehry

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Fenstertüren werden oft als Balkon- oder Terrassentüren eingesetzt. Im Bild das Beispiel einer Glas-Faltwand mit Holzrahmen (Serie Woodline von Solarlux).

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