Dortmunder U - Zentrum für Kunst und Kreativität

Energetische Sanierung und Umbau des historischen Turmgebäudes

Westlich des Dortmunder Zentrums prägt ein Turmgebäude mit einem großen goldenen U auf seinem Dach die Silhouette der Innenstadt. Das nach diesem Buchstaben Dortmunder U genannte Gebäude wurde 1926/27 nach den Plänen des Ingenieurs Emil Hoog errichtet. Bis 1994 beherbergte das 70 Meter hohe Stahlbetongebäude mit roter Ziegelfassade den Stammsitz der Dortmunder Union-Brauerei. Nach ihrem Auszug wurden viele Gebäude abgerissen. Nur der denkmalgeschützte Turm, das Dortmunder U, blieb als Relikt erhaltenswerter Industriearchitektur bestehen und ging in den Besitz der Stadt Düsseldorf über. Diese beauftragte das Büro Gerber Architekten damit, das Gebäude zu einem Zentrum für Kunst und Kreativität umzubauen.

Dachkrone des Dortmunder U-Turms
Dachkrone mit Medienfassade
Eingangsbereich mit Rolltreppen

Die sieben Geschosse des U-Turms werden im Eingangsbereich von einer seitlich gelegenen Erschließungsebene durchbrochen, die alle Ebenen vom Erdgeschoss bis zur Dachterrasse miteinander verbindet. Neben einem zentralen Foyer befinden sich hier zudem ein Förderzentrum, ein Kino, ein Shop und ein Café. Im ersten Obergeschoss sind die Räume der Universität und der Fachhochschule angeordnet, im zweiten und dritten ein Bildungszentrum und ein Kunstverein. Auf Ebene vier, fünf und sechs hat das Museum Ostwall seine Räumlichkeiten gefunden, und der neu geschaffene Oberlichtsaal im sechsten Geschoss bietet Raum für Wechselausstellungen. Ein Restaurant, welches im sogenannten Kathedralenraum in der siebten Etage untergebracht wurde, kann temporär als Veranstaltungsraum und Diskothek genutzt werden. Von der großen Dachterrasse hat man einen weiten Blick über Dortmund und das Ruhrgebiet.

Eine Vielzahl von ungewöhnlich beleuchteten Rolltreppen ermöglicht den Zugang zu den einzelnen Geschossen. Über drei Etagen sorgen bespielte Projektionsflächen an der vertikalen Treppenhauswand für multimediale Präsenz, während der Besucher auf der Rolltreppe vorbeifährt. Das Foyer im Erdgeschoss wird ebenfalls durch mehrere elliptisch gebogene Projektionsflächen eingerahmt, die Filmsequenzen typischer Szenen aus dem Ruhrgebiet zeigen.

Sanierung und Modernisierung
Für die energetische Sanierung des Gebäudes wurden großflächige Wandabschnitte mit einer innen liegenden Wärmedämmung aus 5 cm dickem, plattenweise verlegtem Schaumglas versehen. Die mit Bitumenkaltkleber verbundenen Fugen wurden als dampfdichte Schale ausgeführt, um Kondensat und Diffusionsfeuchte im Bauteilquerschnitt zu verhindern. In unebenen Bereichen musste ein Kalkzement-Leichtunterputz aufgebracht werden. Ebenso wurden die horizontal und vertikal verlaufenden Stahlträger mit Schaumglas ummantelt.

Die Fassade wurde, in Anlehnung an die vorhandenen Ziegelflächen, verputzt und Rostrot angestrichen. Im vierten und fünften Geschoss fügten die Architekten Erker ein, die als Lounge bzw. Bibliothek genutzt werden. Sie lockern mit ihrer interessanten Formgebung das Gesamtbild der Fassade auf und sorgen zudem im Inneren für bessere Lichtverhältnisse.

Auch die Dachflächen wurden einer energetischen Sanierung unterzogen. Dazu wurde das Metalldach des Kathedralenraums im siebten Obergeschoss komplett neu aufgebaut. Hier entschieden sich die Planer für ein Metalldachsystem bestehend aus Unterkonstruktion, Notabdichtung, 11 cm Schaumglas-Wärmedämmung, Sekundärabdichtung und Kupferdeckung.

Spektakulär ist die umlaufende Medienfassade, die horizontal in die Gefache des U-Turms eingebaut wurde. In einer Höhe von 50 Metern werden auf einer Fläche von 625 m² Videoinstallationen gezeigt. Diese sogenannte Bilderuhr besteht aus insgesamt 1,7 Millionen lichtstarken LED, die in 6.000 leicht geneigten Lamellen integriert wurden. Hier können sich Passanten täglich wechselnde, künstlerische Filmsequenzen ansehen. Sobald eine Filmsequenz zu Ende ist, geben die unbespielten, leicht transparenten Lamellen einen kurzen Blick auf die dahinterliegende Konstruktion der Dachkrone frei.

Bautafel

Architekten: Gerber Architekten, Dortmund (Eckhard Gerber, Projektplanung und Ausführung); Gerber Architekten in Zusammenarbeit mit Gernot Schulz, Köln (Wettbewerb 2006); Emil Moog, Dortmund (Bestand)
Projektbeteiligte: Assmann Beraten und Planen, Dortmund (Projektsteuerung); Kuehn Malvezzi Architekten, Berlin (Ausstellungsarchitektur); Graner und Partner, Bergisch Gladbach (Bauphysik); Schäferdach, Menden (Dacharbeiten); Rockwool, Gladbeck (Dachdämmung Sheddach); Männig Trockenbau, Irxleben (Trockenbau, F-30 Beschichtung)
Bauherr: Stadt Dortmund
Fertigstellung: 2010 (Umbau); 1927 (Bestand)
Standort: Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund
Bildnachweis: D. Haas-Arndt, Hannover und Hans Jürgen Landes, Dortmund

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