Doppelkindergarten in Rüti

Aktive und passive Maßnahmen zur Klimatisierung

In dem wachsenden Örtchen Rüti, das zusammen mit den beiden Dörfern Winkel und Seeb die Gemeinde Winkel unweit des Flughafens Zürich bildet, entstand nun zwischen dem alten Schulhaus aus dem Jahr 1964 und der Heilpädagogischen Schule ein Doppelkindergarten nach Plänen von Brandenberger Kloter Architekten aus Basel. Für die Heizung und Warmwasserbereitung dient als Wärmequelle eine Wärmepumpe, aber auch auf die Integration passiver Maßnahmen legten die Architekturschaffenden Wert.

Das Grundstück für den neuen Doppelkindergarten besitzt eine leichte Hanglage, an die sich das Gebäude durch eine Höhenverschiebung der Ebenen anpasst.
Von Westen oder Osten aus gesehen wirkt das Gebäude wie ein eingeschossiger Pavillonbau.
Durch die Fassadenbekleidung aus hellem, sandfarbenem Backstein und grauen Belchtafeln, welche umlaufend die Kante des Flachdachs absetzen, fügt sich der niedrige Baukörper unauffällig in die Umgebung ein.

Der Entwurf nimmt die leichte Hanglage des Grundstücks als Ausgangspunkt für die räumliche Organisation: Der Neubau ist in zwei um ein Halbgeschoss versetzte Ebenen gegliedert – Hort und Mittagstisch auf der unteren, die Kindergärten auf der oberen. Durch die Fassadenbekleidung aus hellem, sandfarbenem Backstein und grauen Belchtafeln, welche umlaufend die Kante des Flachdachs absetzen, fügt sich der niedrige Baukörper unauffällig in die Umgebung ein.

Am kindlichen Maßstab orientiert

Den Grundriss prägt eine einfache Schottenbauweise, durch die die Räume allesamt nach Osten und Westen orientiert sind. Quer dazu, in der Gebäudemitte liegen einige Nebenräume sowie die Erschließung. Sie ist angelegt wie eine innere Straße, mit Aufweitungen und Engstellen. Diese Rhythmisierung mag kleinteilig wirken, die Verantwortlichen wollten sich damit jedoch am kindlichen Maßstab orientieren. Nischen und Flächen machen aus dem Innenraum eine spannende Erlebniswelt. Im Zentrum des Gebäudes verbindet eine breite Treppe die obere und die untere Ebene, deren Stufen in teils doppelter Höhe zum Spielen und Aufenthalt einladen. Die Etagen sind somit geschickt miteinander verwoben, wodurch sich ein durchgängiges Raumerlebnis ergibt.

Innen bestehen die tragenden Wände aus weiß geschlämmten Backsteinen, was den haptischen Bedürfnissen der Kinder entgegenkommen soll und zudem für eine gewisse Oberflächenrobustheit sorgt. Fensterrahmen, Einbauten und die Böden der Aufenthaltsräume sind aus hellem Eichenholz gefertigt, den oberen Raumabschluss bilden weiße Akustikdecken. Für viel Tageslicht im Innenraum sorgen schmale Oberlichterbänder, die sich aus der mehrfachen Höhenstaffelung des Dachs ergeben.

Wärmeenergie aus der Luft

Die wichtigste Wärmequelle für das Gebäude ist eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie wird gleitend nach der Außentemperatur reguliert und ist mit einem Kulissenschalldämpfer ausgestattet, damit die Lautstärke unter den erlaubten 45 dB liegt. Die Warmwasserbereitung erfolgt durch einen Beistell-Wassererwärmer mit integriertem Heizregister, dessen benötigte Wärme ebenfalls von einer Wärmepumpe erzeugt wird. In den Räumen erfolgt die Übergabe der Wärme in allen Bereichen durch eine Fußbodenheizung. Sie wird mittels einer elektrischen Einzelraumtemperaturregelung sowie einem Differenzdruckregler gesteuert, der vor jedem Fußbodenheizungsverteiler installiert ist. Pro Ebene ist ein Raumthermostat vorgesehen, die Vorlauftemperatur beträgt 30 °C. Die Betriebstechnik ist teilweise automatisiert, wodurch der Stromverbrauch im Alltag minimiert werden kann.

Wertvolle gebäudetechnische Ergänzungen

Der Heizwärmebedarf liegt bei rund 14 kWh/m², womit die Vorgaben des schweizerischen Minergie-Gebäudestandards erfüllt sind. Dieser Wert wird auch durch eine Reihe passiver Maßnahmen erreicht: Die Außenwände bestehen aus Verblendmauerwerk und Ortbetonwänden, die tragenden Innenwände aus Holz sind hochwertig gedämmt. Damit sind die Voraussetzungen für einen guten Wärmeschutz im Winter sowie einen Überhitzungsschutz im Sommer geschaffen. Beton und Mauerwerk wirken als thermische Masse und speichern einen Teil der internen Abwärme sowie des solaren Wärmeeintrags und wirken somit ausgleichend auf das Innenraumklima. Großzügige Vordächer filtern außerdem die direkte Sonneneinstrahlung und vermeiden einen zu großen Wärmeeintrag. Zur Nachtauskühlung werden die Lüftungsflügel automatisch geöffnet, ebenso das Oberflicht über dem Haupteingang. Daraus ergibt sich ein natürlicher Kamineffekt, durch den die verbrauchte, kühlere Luft hinausgesogen wird. Aber auch individuelles Lüften ist jederzeit möglich. -tg

Bautafel

Architektur: Brandenberger Kloter Architekten, Basel
Projektbeteiligte: Buri Bauphysik & Akustik, Volketswil (Bauphysik, Brandschutz, Akustik); Frei + Partner, Baden (Heizungs/Lüftung, Sanitär); Haller Ingenieure, Baar (Tragwerk); Hänggi Basler Landschaftsarchitektur, Bern (Landschaftsarchitektur); zfp architektur, Bülach (Bauleitung); Wyder Elektroplanung, Zürich (Elektro); Jäckli Geologe, Zürich (Geologe); Gossweiler Ingenieure, Bülach (Geometer); MB Grafik, Michael Birchmeier, Basel (Signaletik); Nitya Un-Ju Park, Zürich (Textildesign)
Bauherr/in: Primarschulgemeinde Winkel
Fertigstellung: 2020
Standort: Lufingerstrasse 30, 8185 Winkel, Schweiz
Bildnachweis: Basile Bornand, Basel

Fachwissen zum Thema

Luft-Wasser-Wärmepumpe für die Außenaufstellung

Luft-Wasser-Wärmepumpe für die Außenaufstellung

Wärmepumpen und Solarenergie

Luft/Wasser-Wärmepumpen

Die Erwärmung von Trinkwasser macht mitunter einen großen Teil des Energieverbrauchs im Gebäude aus. Entsprechenden Einfluss kann man durch die richtige Planung des Trinkwassersystems auf diesen nehmen.

Die Erwärmung von Trinkwasser macht mitunter einen großen Teil des Energieverbrauchs im Gebäude aus. Entsprechenden Einfluss kann man durch die richtige Planung des Trinkwassersystems auf diesen nehmen.

Warmwasser

Trinkwassererwärmung

Luft/Wasser-Wärmepumpe

Luft/Wasser-Wärmepumpe

Heizung

Wärmeerzeugung

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Heizung sponsored by:
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de