Die neue Heimat

Die neue Heimat

Hg. Andres Lepik und Hilde Strobl

1950-1982. Eine sozialdemokratische Utopie und ihre Bauten
Edition Detail, München 2019
236 Seiten, 230 x 265 mm, zahlreiche Fotografien und Planzeichnungen
Hardcover

Preis: 29,90 EUR

ISBN 978-3-95553-476-9

In einem Zeitraum von nur 30 Jahren verwirklichte die „Neue Heimat“ in Deutschland insgesamt etwa 400.000 Wohnungen, davon über 90 Prozent Sozialwohnungen. Angesichts des aktuellen Mangels an bezahlbaren Unterkünften ist die Beschäftigung mit der größten und bedeutendsten nicht-staatlichen Wohnungsbaugesellschaft im Europa der Nachkriegszeit daher nicht nur für Historiker interessant.

Der Katalog zur Schau im Architekturmuseum der Pinakothek der Moderne in München ist so umfassend und kenntnisreich geschrieben, dass ihm die drei Jahre intensive Recherche der Herausgeber deutlich anzumerken sind. Beeindruckend ist dabei auch, in welcher Breite der damalige Siedlungsbau betrachtet wird. Der Fokus dieser Rezension liegt auf dem Kapitel „Von konventionell bis rationell. Zur Bautechnik der Neuen Heimat“ von Autorin Silke Langenberg. Es steht beispielhaft für die sorgfältige Aufarbeitung und zeigt vor allem auf, wie sich neue Schaltechniken in dem untersuchten Zeitraum entwickelten. Dazu zählen etwa Gleitschalverfahren zur Erstellung von Installations- und Treppenkernen, Kletterschalungen im Bereich der Fassade, Schalwagen oder versetzbare Schalelemente zur Betonage von Schotten und nicht zuletzt die werkseitige Vorfertigung auf Schaltischen.

Die einzelnen Entwicklungsschritte beleuchtet die Autorin anhand von Beispielen. Am Anfang steht dabei – noch ganz im Zeichen des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg – die konventionelle Bauweise mit Ziegelmauerwerk und holzgeschalten Ortbetondecken, wie etwa beim Bau der Siedlung Hohnerkamp in Hamburg. Ab den 1960er Jahre ließ man dann Wand- und Deckenelemente teilweise in sogenannten Feldfabriken nahe den Baugrundstücken fertigen – so etwa bei der Großsiedlung in Kiel Mettenhof. Das dazugehörige 25-stöckige Hochhaus wurde im sogenannten „Allbeton“-Verfahren, einer Kombination aus Ortbeton und Vorfertigung, errichtet. Im Jahr 1966 entstanden bereits etwa 34 Prozent aller Bauten der „Neuen Heimat“ mit vorgefertigten Bauteilen, die nun auch werkseitig auf der Grundlage firmeneigener Montagebausysteme hergestellt wurden. Auch in den 1970er Jahren war der Wohnraumbedarf noch groß – bei deutlich gestiegenen Lohn- und Materialkosten. Die Industrialisierung des Bauprozesses nahm daher weiter zu und sorgte verstärkt für Kritik an der durch sie bedingten, einförmigen Gestaltung.

Eingebettet ist das informative Kapitel zur Bautechnik in kluge Beiträge, die unter anderem die baugeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Zusammenhänge im Umfeld der „Neuen Heimat“ beleuchten. Ein Fotoessay von Myrzik und Jarisch trennt den theoretischen ersten Teil von den Beispielprojekten, die chronologisch in Abschnitte gegliedert sind. Bauzeitliche Fotografien und Pläne ermöglichen es dem Leser in diesem zweiten Teil der Publikation, ein Gefühl für die ursprüngliche Wirkung der Großwohnsiedlungen zu bekommen.

Insgesamt macht es der Katalog möglich, die Umstände des Siedlungsbaus dieser Epoche zu einem günstigen Preis besser kennenzulernen.

Aus dem Inhalt:

  • „Hohe Häuser, lange Schatten“. Die Bauten des Gewerkschaftsunternehmens Neue Heimat
  • Urbanität durch Dichte. Die Neue Heimat und ihr Leitbild
  • Die Neue Heimat und der Städtebau – und heute?
  • Die Wohnungsfrage
  • Eliten im Selbstgespräch. Die Rolle der Konzernzeitschrift „Neue Heimat Monatshefte“ in der deutschen Baudebatte nach 1950
  • „Spielplätze und sonstige Anpflanzungen“. Landschaft, Familie und Kindheit gestalten, 1955-1980
  • Von konventionell bis rationell. Zur Bautechnik der Neuen Heimat
  • Von der Ladenzeile zum Shoppingcenter. Eine Entwicklungsgeschichte
  • Veränderung verhandeln. Neue Heimat und danach
  • Fotoessay von Myrzik und Jarisch
  • Tradition und Neubeginn in der Nachkriegszeit. Der Wiederaufbau von Wohnsiedlungen
  • Das Antimodell zum Wohnen in der Stadt. Von der Gartenstadt zur „gegliederten und aufgelockerten Stadt“
  • „Wohnungen, Wohnungen und nochmals Wohnungen“. Die Produktion der Stadt in Serie – homogene Strukturen, Funktionstrennung und Nachbarschaften
  • „Wenn Sie wollen, können Sie bei uns eine ganze Stadt bestellen.“ Der Traum vom Urbanen und die autonome Großsiedlung für die Masse
  • Zurück zur Stadt! Von der Flächen- zur Altstadtsanierung
  • Weiter wohnen wie gewohnt? Versuchssiedlungen und Bürgerbeteiligung
  • Von der Universität über Krankenhäuser bis zu Einkaufszentren – „wir machen alles.“ Neue Heimat kommunal und Neue Heimat Städtebau

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Die Schalung ist unter anderem für das spätere Aussehen der Betonoberfläche verantwortlich, hier beim Bau eines Einfamilienhauses in Owing.

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Beispiel Freiformschalung

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Gleitschalungen kommen zum Einsatz, wenn fugenlose Bauwerke oder kurze Bauzeiten mit hohen Tagesleistungen erforderlich sind.

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