Clubhaus Varkenoord in Rotterdam

Satteldach als Tribüne

Eine gute Möglichkeit, einen Stadtteil aufzuwerten und die Identifikation der Anwohner mit ihrem Umfeld zu stärken, sind Einrichtungen für Sport und Kultur. So auch in Rotterdam, wo unweit des Stadions „De Kuip“ das Clubhaus Varkenoord nach Plänen von NL Architects einen Baustein bildet, um das durch hohe Arbeitslosigkeit geprägte südliche Stadtgebiet attraktiver zu machen. So entsteht in Nachbarschaft zum Stadion des niederländischen Fußballclubs Feyenoord Rotterdam bis 2030 ein groß angelegtes Sportgelände. Drei Fußballfelder, eine Beachvolleyballanlage und zwei Hockeyfelder sind bereits in Betrieb – Zentrum und Blickfang dieses ersten Bauabschnittes ist das 2017 vollendete Clubhaus.

Das begehbare Dach weist mit seinen Treppen- bzw. Staffelgiebeln und großen Verglasungen gen Nordwesten und Südosten
Der Sockel beherbergt die Umkleiden, darüber sind die Clubräume weitgehend verglast
Das lang gestreckte Gebäude ist von Sportflächen umgeben (Ansicht Nordost)

Zum einen dient es den drei dazugehörigen Sportvereinen als Heimstatt, zum anderen bietet es Umkleiden, Sanitäranlagen und Lagerflächen. Die Architekten schufen ein ungewöhnliches, zweigeteiltes Bauwerk, dessen abgetreppte Dachfläche als Tribüne nutzbar ist. Das Erdgeschoss ist ein lang gestreckter Sockelbau mit geschlossenen Längsseiten, die als Schräge ausgebildet sind. Auf dieser Basis erhebt sich ein rundum verglastes Obergeschoss, überhöht durch ein mächtiges, gekapptes Satteldach aus Betonelementen. Dessen treppenartige Ausformung ermöglicht die Nutzung als Dachterrasse und Tribüne zu den anliegenden Sportfeldern. An den Traufseiten kragen Wege wie Galerien aus.

Der Sockelbau beherbergt die Umkleiden, die in verschieden farbige Zonen gegliedert sind. Mehrere Ausgänge führen zu den jeweiligen Trainingsbereichen. Die schrägen Außenwände sind teils mit Betontreppen versehen und mit Kunstrasen belegt. So weckt das Erdgeschoss Assoziationen zu einem Deich, wie er die niederländische Küste vielfach prägt. Der Rasenbelag stellt außerdem einen Bezug zu den angrenzenden Trainingsflächen her: Er ist wie diese begehbar und kann für das Training mitgenutzt werden.

Das an den Giebelseiten ebenfalls vollständig verglaste Obergeschoss ist für die Vereine in drei Zonen unterteilt (Abb. 32). Zwei Betonkerne beinhalten die Treppenhäuser und Nebenfunktionen. Zu beiden Seiten dieser Erschließung ist der im übrigen einsehbare Dachraum durchbrochen von Dachterrassen, die mit den Tribünen verbunden sind.

Dach

Das begehbare Dach des Clubhauses weist mit seinen Treppen- bzw. Staffelgiebeln gen Nordwesten und Südosten. Es handelt sich um eine Stahlkonstruktion mit vorgefertigten Betonteilen, deren Last über Stahlstützen entlang der Fassade sowie die Betonkerne abgetragen wird. Im gekappten First sind Photovoltaikmodule zur solaren Energiegewinnung aufgeständert (Abb. 27,28).

Dachaufbau (60 min Feuerwiderstand) von außen nach innen:

  • vorgefertigte Betonplatten (100 mm, Format 2.360x1.500 mm / Stufen 500 bzw. 400 mm hoch), imprägniert und mit Anti-Rutsch-Beschichtung versehen
  • Unterkonstruktion auf Stahlträger (IPE 160)
  • Zweilagige bituminöse Dachabdichtung
  • PIR-Dämmung 212 mm
  • Dampfbremse
  • 60 mm Porenbetonplatten
  • 200 mm Lochstegträger
  • 18 mm Multiplex mit 13% Perforationen als Akustikabsorber auf Holzlattung inkl. Brandschutzfolie

Bautafel

Architekten: NL Architects, Amsterdam  
Projektbeteiligte: Pieters Bouwtechniek, Amsterdam (Tragwerksplanung); Sweco Nederland, De Bilt (Beratung für Installationen); Betsema bouw, Zoetermeer (Bauunternehmen)
Bauherr: Gemeinde Rotterdam
Standort: Sportcampus Rotterdam, Rotterdam Zuid
Fertigstellung: 2017
Bildnachweis: Sebastian van Damme, Rotterdam; NL Architects, Amsterdam

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