Cloaked House in Marco de Canaveses

Raumhohe Verglasungen stellen Verbindung zur Natur her

Im Jahr 1951 vollendete der Architekt Mies van der Rohe ein Wochenendhaus für die Chicagoer Ärztin Edith Farnsworth, dessen allseitig verglaster Wohnraum zwischen der aufgeständerten Boden- und Deckenplatte zu schweben scheint. Neben- und Stauräume sind in eingestellten Boxen untergebracht, um eine freie Aussicht in die umgebende Natur nicht zu beeinträchtigen. Beinahe 70 Jahre später griffen die portugiesischen Architekten von 3r Ernesto Pereira aus Vila do Conde beim Cloaked House in Marco de Canaveses diese Prinzipien auf und schufen ein Ferienhaus, dessen Bewohner sich mit der bewaldeten Umgebung maximal verbunden fühlen können.

Das Gebäude liegt unterhalb der Straße an einem Hang und ist von Kastanienbäumen umgeben
Im Sommer ist das Ferienhaus von der Straße aus praktisch unsichtbar
Durch einen Vorsprung bildet die Bodenplatte eine Terrasse aus, die von Stützen und Streben aus Holz getragen wird

Das Haus liegt unterhalb der Straße an einem Hang und ist von Kastanienbäumen umgeben. Der dichten Vegetation verdankt es seinen Namen (engl. cloaked: verhüllt), denn im Frühling und Sommer schützt das Blattwerk vor unerwünschten Einblicken und direkter Sonne. Von der Straße ist der Bau dann praktisch unsichtbar. Eine steile Zufahrt führt zum Eingang an einer geschlossenen Stirnseite. Der Grundriss ist wie bei dem berühmten Vorbild längsrechteckig, die Hülle weitgehend aus Glas. Auf den Eingang folgt der Schlafraum und dahinter ein offener Koch-, Ess- und Wohnbereich. Getrennt sind diese Zonen durch eingestellte Boxen für Bad und WC sowie zwei Patios, die einmal von der Berg- und einmal von der Talseite in das Gebäudevolumen einschneiden. Diese gläsernen, transparenten Barrieren organisieren den Raum; Ausblicke zum Hang und ins Tal ergeben sich von überall.

Durch einen großzügig dimensionierten Vorsprung bildet die Bodenplatte eine scheinbar schwebende Terrasse aus, die von Stützen und Streben aus Holz getragen wird. Boden- und Deckenplatte sind mit Faserzement bekleidet, die Untersicht der Decke allerdings mit weißem Gipskarton. Aufgrund einer leichten Neigung des Dachs in Hangrichtung wird die Aussicht inszeniert und viel Tageslicht dringt in den Innenraum. Die allgegenwärtigen Bäume wachsen auch in den Patios und durch kleine Öffnungen des aufgeständerten Sonnendecks. Unbehandelte Holzstützen hinter der Glasfassade tragen das Dach und bilden eine Analogie zu den Baumstämmen. Durch die Entscheidung, die Materialien Stahl und Beton weitestgehend durch Holz und Faserzement zu ersetzen, ließ sich ein Budget von nur 100.000 Euro einhalten.

Glas

Ohne sichtbare Rahmen umfasst die Glashaut den Wohnraum. Um das zu ermöglichen, wurden Halteprofile aus Metall in Boden und Decke eingelassen, und die vertikalen Scheibenstöße profillos mit Silikonfugen ausgeführt. Die einzigen Fensterrahmen findet man an der Eingangstür und dem großen Schiebefenster der Terrasse. Die mächtigen Holzfassungen machen diese Öffnungen klar ablesbar. Das große Schiebeelement wird durch eine im Dachrand verborgene Schiene geführt. Zum Öffnen wird es über die Gebäudeecke hinaus verschoben, sodass sich der talseitige Patio verschließt.

Durch seine großen Glasflächen geht das Ferienhaus eine besondere Beziehung mit dem Baumbestand ein. Im Sommer bildet das Kastanienlaub einen wirksamen äußeren Sonnenschutz. Im Winter, wenn die Bäume kahl sind, erwärmen direkte Sonnenstrahlen den Innenraum und es wird Heizenergie gespart.

Die umlaufende Isolierverglasung hat äußere Scheiben von 6 mm Dicke und eine Doppelschicht aus 8 mm starken Scheiben innen. Der Scheibenzwischenraum ist 16 mm stark. Zum Schutz gegen direkte Sonneneinstrahlung wurden das Isolierglas mit einem zusätzlichen UV-Filter versehen. Das größte verwendete Scheibenformat war 2,80 x 2,55 m.

Bautafel

Architekten: 3r Ernesto Pereira, Vila do Conde
Projektbeteiligte: Ernesto Pereira, Daniela Leitão, Tiago Martins (Entwurfsteam); 3r Ernesto Pereira Arquitetura / (Re)construção, Vila do Conde (Bauunternehmer); Saint-Gobain Glass, Stolberg (Glashersteller: SGG Climalit Safe)
Standort: Marco de Canaveses, Portugal
Fertigstellung: 2017
Bauherr: privat
Bildnachweis: João Morgado, Porto; 3r Ernesto Pereira, Vila do Conde

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