Clariant Innovation Center in Frankfurt

Weiß bedruckte Glasfassade mit Eiskristall-Effekt

Ohne die Produkte der Chemieindustrie wären wir wohl aufgeschmissen, stecken sie doch in nahezu allem, was uns umgibt. In Pigmenten für Farben und Lacke beispielsweise, wie sie das Spezialchemieunternehmen Clariant im Frankfurter Industriepark Höchst herstellt. Im neuen Clariant Innovation Center arbeiten zusätzlich rund 500 Wissenschaftler an der Weiter- und Neuentwicklung von Farbpigmenten. Das Forschungszentrum entstand nach Plänen von HPP Architekten am südöstlichen Rand des Industrieparks.

 Nach außen zeigt sich das Forschungszentrum klar strukturiert mit einer durchgehend weiß bedruckten Glasfassade, die bei bewölktem Himmel wirkt als ob sie von Eiskristallen überzogen wäre
Die Gebäudehülle ist als hinterlüftete, doppelschalige Fassadenkonstruktion ausgebildet
Die Pixelmuster der Glasfassade sollen den Bezug zu den Pigmenten des Chemieunternehmens herstellen

Die Grundform des viergeschossigen Stahlbetonbauwerks bilden drei ineinander verzahnte Quader: In den beiden äußeren befinden sich die miteinander gekoppelten Labor- und Auswertungsbereiche, im mittleren Baukörper sind im Erdgeschoss die zentralen Sondernutzungseinheiten untergebracht, in den Obergeschossen die offenen Büroflächen. Die Bruttogeschossfläche des Gebäudes beträgt insgesamt 34.600 Quadratmeter. Büros und Labore sind entlang der Fassaden angeordnet, drei großzügige Atrien mit elliptischen Grundrissen mittig in jeweils einem Quader. Sie sorgen für ein kommunikatives Umfeld und ermöglichen durch die offene Raumstruktur mit von Geschoss zu Geschoss versetzten Deckenausschnitten vertikale und horizontale Blickbezüge. Durch Glastrennwände geschützte Besprechungsareale bieten akustisch abgeschirmte Kommunikationsinseln.

Das Gebäude wird über Fernwärme beheizt, mechanisch be- und entlüftet sowie über eine Klimaanlage auf Basis natürlicher Kältemittel gekühlt. Durch den Einsatz energieeffizienter Haustechnik konnte der Energieverbrauch reduziert, die im Industriepark geltenden Umwelt- und Klimaschutzstandards übertroffen und die Anforderungen der Energieeinsparverordnung 2009 unterschritten werden: Der Primärenergiebedarf ist um 29,5% geringer als in der EnEV gefordert, der bauliche Wärmeschutz (Gebäudehülle) um etwa 35% im Mittel. Auch der sommerliche Wärmeschutz (Kühlenergieeinsparung) soll den zulässigen Sonneneintragskennwert deutlich unterschreiten.

Glas
Transparenz und Kommunikation dienten den Architekten als gestalterische Leitbilder bei ihrem Entwurf. Nach außen zeigt sich das Forschungszentrum klar strukturiert mit einer durchgehend weiß bedruckten Glasfassade, deren Pixelmuster den Bezug zu den Pigmenten des Chemieunternehmens herstellen soll. Durch die teilelementierte Bauweise konnte sie zu einem Großteil vorgefertigt werden, was den Bauprozess deutlich beschleunigte.

Die Gebäudehülle ist als hinterlüftete, doppelschalige Fassadenkonstruktion ausgebildet. Die innere Primärfassadenebene (Wärmedämmebene) ist eine Rahmenkonstruktion mit einer zweifachen Wärmeschutzisolierverglasung (Ug = 1,0 W/m²K). Im Hinblick auf mögliche Trennwandstellungen und einer möglichst hohen Nutzerflexibilität ist sie gemäß eines Ausbaurasters von 1,20 Meter vertikal untergliedert und über Dehnpfostenprofile in jeder zweiten Achse fensterbandartig gekoppelt. Sämtliche Elemente sind mit Öffnungsflügeln ausgestattet; in den Laborbereichen für Wartungs- bzw. Reinigungszwecke des Fassadenzwischenraums sowie in den Büros ergänzend hierzu auch zur individuellen Öffnung bzw. Spaltlüftung durch die Gebäudenutzer. In den bodentiefen Fassadenelementen der Büroflächen sind zusätzlich festverglaste Unterlichter integriert. In den Laboren hingegen sind die Fassadenelemente kürzer und ohne Unterlichtverglasung ausgeführt. Sie sind oberhalb von Betonbrüstungen angeordnet, in denen raumseitig Mehrzweck-Medienkanäle aus Aluminium untergebracht sind. Sämtliche geschlossenen Brüstungs- und Wandflächen sind als hinterlüftete Kaltfassaden ausgebildet und vollständig mit Mineralwolle gedämmt.

Der Fassadenzwischenraum ist im Fensterbandbereich mit Raffstoren ausgestattet, deren Steuerung sowohl übergeordnet als auch individuell durch die Nutzer erfolgen kann. Durch diese witterungsgeschützte Anordnung der Raffstore ist ihre dauerhafte Funktionsfähigkeit gewährleistet und ein guter Sonnenschutz.

Die vorgelagerte Sekundärfassade sorgt – trotz unterschiedlicher Aufteilung der Primärfassade in den Büro- und Laborbereichen – für ein einheitliches Erscheinungsbild der einzelnen Gebäudeteile. Gleichmäßig gegliedert besteht sie aus Einfachverglasungen (Prallscheiben), die als Verbundsicherheitsglas mit unterschiedlich changierenden Siebdruckverläufen ausgebildet sind. Die Verglasungen sind im doppelten Ausbauraster von 2,40 Meter sowie geschossweise in drei Einzelelemente mit 60 Millimeter hohen, horizontal durchlaufenden Öffnungsschlitzen zur Hinterlüftung des Fassadenzwischenraums untergliedert und verdeckt in Aluminium-Lisenenprofile eingehängt. In den opaken Brüstungsbereichen sowie vor den geschlossenen Wandflächen sind sie zu sogenannten Shadowboxen modifiziert. Diese verstärken die gestalterisch gleichmäßige Gesamtwirkung auch über die geschlossenen Fassadenbereiche hinaus.

Bautafel

Architekten: HPP Hentrich-Petschnigg & Partner, Düsseldorf
Projektbeteiligte: Schwarzbart & Partner, Frankfurt (Tragwerksplanung); DS-Plan, Jürgen Einck, Köln (Fassadenplanung); Infraserv, Höchst (TGA); DS-Plan, Dr. Christian Fischer, Köln (Akustik/Bauphysik); Rheinlicht, Düsseldorf (Lichtplanung);  Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln (Außenraumgestaltung)
Bauherr: Clariant Produkte Deutschland, Group Technology Services, Group Engineering, Frankfurt
Standort:
Industriepark Höchst, 65926 Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2013
Bildnachweis: H.G. Esch, Hennef-Stadt Blankenberg für HPP Architekten

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