Centre for Sustainable Energy Technology in Ningbo

Nachhaltigkeit erforschen

China ist das Land, in dem Wirtschaft und Energieverbrauch am schnellsten wachsen. Höchste Zeit, dass sich nachhaltiges Bauen dort etabliert. Eine Vorreiterrolle hierbei übernimmt das Centre for Sustainable Energy Technology (CSET) - sowohl im Hinblick auf Forschung und Lehre als auch auf die Architektur. Der Neubau von Mario Cucinella Architects gehört zu einem von der Nottingham School of the Built Environment gegründeten und geleiteten Institut im ersten staatlich unabhängigen Campus der Volksrepublik China. Er befindet sich in Ningbo, einer Millionen-Stadt an der Ostküste.

Centre for Sustainable Energy Technology in Ningbo
Centre for Sustainable Energy Technology in Ningbo
Centre for Sustainable Energy Technology in Ningbo

Vom ganzen Campus aus gut sichtbar steht der 22 Meter hohe Baukörper auf einer weitflächigen Wiese an einem Bach. Seine wie gefaltet wirkenden Glasfassaden sind von chinesischen Laternen und den Wandschirmen der traditionellen Holzhäuser inspiriert. Sie verleihen ihm Dynamik und lassen ihn aus jeder Perspektive anders wirken. Auch von Tag zu Nacht wechselt sein Erscheinungsbild.

In dem sechsstöckigen Turm sind auf 1.300 Quadratmetern ein Besucherzentrum, Forschungslabore und Unterrichtsräume für Masterstudiengänge untergebracht. Eine Eingangsrampe führt zur Rezeption im Souterrain. Von dort werden die Besucher in die Ausstellungsbereiche geleitet, während Mitarbeiter und Studenten die Arbeitsräume und Labore sowie die Lehr- und Büroflächen in den oberen Stockwerken erreichen.

Nachhaltig Bauen

Der außergewöhnliche Entwurf bezieht zahlreiche Nachhaltigkeitsaspekte ein und bietet ein „lebendiges Anschauungsobjekt" für die Forschung an Effizienztechnologien und regenerativen Energietechniken. Wo möglich, wurden lokal verfügbare Materialien mit geringem Primärenergieinhalt eingesetzt.

Das Gebäude ist gut gedämmt und schützt vor kalten Winterwinden genauso wie vor starker direkter Sonneneinstrahlung im Sommer. Nach Norden hin ist die Struktur geschlossen, auf den übrigen drei Seiten ist sie teilweise geöffnet. Sie ist komplett von einer zweiten Fassade aus Glas umschlossen. Die Nord-Süd-Orientierung des Gebäudes und die Fassadengestaltung minimieren den solaren Wärmeeintrag im Sommer, gewährleisten ausreichend Tageslicht und ermöglichen eine weitgehend natürliche Belüftung der Innenräume. Böden und Wände aus Beton bieten eine hohe thermische Kapazität. Eine große Öffnung im Dach bringt natürliches Licht in alle Etagen des Gebäudes und erzeugt gleichzeitig einen Kamin-Effekt, der eine effiziente natürliche Belüftung, auch für die freie Nachtlüftung, unterstützt.

Im Winter wird die Wärme in erster Linie über Zuluft zugeführt. Die Doppelfassade im Süden hilft, die Zuluft vorzuwärmen und über natürliche Konvektion in die Unterrichtsräume, Büros und Besprechungsräume zu verteilen. Die Luft für die Arbeitsräume und Labore wird über Erdreichwärmetauscher vorgewärmt. Als Ergänzung dient eine Betonkernaktivierung in den Decken, die von einer reversiblen, erdgekoppelten Wärmepumpe gespeist wird. Im Sommer wird auch auf den Erdreichwärmetauscher sowie die Betonkerntemperierung gesetzt. Muss die Zuluft entfeuchtet und gekühlt werden, übernimmt das eine Absorptionskältemaschine, die mit Hilfe von Vakuumröhrenkollektoren betrieben wird. Sie steht auf dem Dach und nutzt den natürlichen Abwind durch den Lichtschacht, von wo sie über die natürlich belüftete Fassade ausströmt.

Eine auf der Südseite des Gebäudes angeordnete Photovoltaikanlage liefert den Strom für die künstliche Beleuchtung sowie für Büroausstattung. Unter besonders guten Wetterbedingungen sollte die Energie auch ausreichen, um Aufzug, mechanische Lüftungsanlage und Kaltwasser-Klimasysteme zu versorgen. Aktuell nicht benötigte Energie kann entweder in Batterien gespeichert oder in das nahe gelegene Sportzentrum übertragen werden.

Bautafel

Architekten: Mario Cucinella Architects, Bologna/I
Projektbeteiligte: School of the Built Environment, University of Nottingham/UK (ökologische Maßnahmen); Luca Turrini, Bologna/I (Tragwerksplanung); University of Nottingham/UK, University of Nottingham/Ningbo (Projektmanagement); NADRG, Ningbo/CN (Architekt vor Ort); TiFS Engineers Srl, Padua/I (Lichtdesign); WEG, Ningbo/CN (Bauleitung)
Bauherr: University of Nottingham, Ningbo/CN
Fertigstellung:
2008
Standort:
Ningbo/CN
Bildnachweis: www.danieledomenicali.com (1-4,6); Mario Cucinella Architects, Bologna/I (5,7-9)

Fachwissen zum Thema

Unser Helligkeitseindruck hängt von der Beleuchtungsstärke und den Reflexionen der angestrahlten Gegenstände ab.

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Planungsgrundlagen

Licht und Behaglichkeit

In der nördlichen Hemisphäre erzielen Südfassaden im Winter die höchsten solaren Wärmegewinne, im Sommer lassen sie sich am leichtesten gegen Überhitzung schützen (im Bild: VM Häuser in Orestad/Kopenhagen, 2005; Architektur: BIG + JSD = PLOT, Kopenhagen).

In der nördlichen Hemisphäre erzielen Südfassaden im Winter die höchsten solaren Wärmegewinne, im Sommer lassen sie sich am leichtesten gegen Überhitzung schützen (im Bild: VM Häuser in Orestad/Kopenhagen, 2005; Architektur: BIG + JSD = PLOT, Kopenhagen).

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Solarenergie nutzen

Das Prinzip der Wärmepumpe

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