Casa Ed & Jo in Vila Nova de Famalicão

Geschickt verwoben auf mehreren Ebenen

Wenn ein dreieckiges Grundstück an zwei Seiten von Straßen begrenzt und zudem von enormen Höhenunterschieden geprägt ist, müssen sich die Planer etwas einfallen lassen, um ein helles, von Verkehrslärm abgeschirmtes Wohnhaus zu schaffen. Den Architekten von NOARQ gelang dies bei der Casa Ed & Jo im portugiesischen Vila Nova de Famalicão erstaunlich gut. Sie besannen sich auf das Patiohaus als traditionellen Wohntypus und passten es durch Eingriffe und Verschiebungen den örtlichen Gegebenheiten an. Als Basis dienten die Überreste eines maroden Vorgängers, samt den Umfassungsmauern des Geländes aus Naturstein, einer geräumigen Garage und dem Eingangsbereich. Wie selbstverständlich fügt sich der äußerlich verschlossene, in den Hang gebettete Flachbau in die Umgebung. Bei näherer Betrachtung erweist er sich als erstaunlich licht und großzügig.

Unter dem auskragenden Obergeschoss im Nordosten befindet sich der Eingang
Terrasse mit Blick auf die Rampe, die sich schützend um den privaten Freibereich legt
Um ein kantig-weißes Volumen zu erzielen und dem Bauwerk insgesamt homogene Wirkung zu verleihen, führten die Architekten von NOARQ die äußere Hülle einschließlich der Untersichten und Attiken mit einem Wärmedämmverbundsystem aus

An der Nordostecke des gänzlich umfriedeten Grundstücks befindet sich ein Schiebetor, durch das die Bewohner zu Fuß oder mit dem Auto ebenerdig zum Eingang gelangen. Die Eingangsebene ist weitgehend ins Erdreich gebettet. Sie umfasst außer der Garage einen Lagerraum, die Diele sowie die Treppe ins deutlich größere Obergeschoss, das als kantig-verschlossenes weißes Volumen weit über die Eingangszone hinausragt. Die Wohnräume der oberen Etage öffnen sich mit großen Verglasungen zum gen Süden abschüssigen Gelände. In die privateren Räume gelangt Tageslicht über vier kleine, unterschiedlich ausgeformte Patios an der Nord- und Westseite. Einer davon beherbergt eine Treppe, die hinauf aufs Dach führt; von dort wiederum senkt sich eine begrünte Rampe zum Garten. So zeigt sich das Bauwerk wie verwoben mit dem Erdreich, das nach außen von der Natursteinmauer gestützt wird. Die Wohnräume sind auf diese Weise schalltechnisch vom Straßenniveau entkoppelt. Im Garten befindet sich neben dem Freisitz auch ein kleiner Pool.

Flachdach
Aufgrund des im Nordwesten ansteigenden Geländes ist die Hausecke dort von Erdreich umschlossen (Abb. 16). Als Übergang zwischen dem begehbaren Dach und dem Freigelände bildeten die Architekten eine begrünte Rampe aus, die in den Garten zum Pool führt. Entlang der Südwestseite entsteht damit ein Lärmschutzwall um den privaten Freiraum samt der überdachten Terrasse. Das Gebäude ist eine Stahlbetonkonstruktion, das Flachdach teils bekiest und begrünt.

Um ein kantig-weißes Volumen und eine insgesamt homogene Wirkung zu erzielen, ist die äußere Hülle, einschließlich der Untersichten und Attiken, mit einem weiß verputzten Wärmedämmverbundsystem ausgeführt. Die Dämmung umschließt die Attika und geht über in die Flachdachdämmung, sodass keine Wärmebrücken entstehen. Die glatt verputzten Deckenuntersichten, die an die äußerst schmal gerahmten Verglasungen an der Südseite anschließen, werden durch eine vom Stahlbeton abgehängte Konstruktion hergestellt (Abb. 17).

Die Dachbegrünung wirkt auf das Kleinklima ebenso positiv wie auf das Innenraumklima. Im Winter schützt sie vor Auskühlung, im Sommer vor Überhitzung. Die Grünfläche speichert Regenwasser und gibt es an heißen Tagen durch Verdunstung ab, wodurch sich die Luft leicht abkühlt. Auch die Übertragung des Luftschalls von der Straße wird durch das Gründach gemindert, da die bewachsene Gesamtfläche eine größere Schwingungsträgheit aufweist. Feinstaub und Luftschadstoffe werden durch die Bepflanzung gefiltert. Gewählt wurde ein Begrünungssystem mit geringem Eigengewicht, das wenig Pflege erfordert. Die extrem saugfähige Filtermatte speichert langfristig auch kleine Niederschlagsmengen.

Bautafel

Architekt: NOARQ, Porto
Projektbeteiligte: Jose Carlos Nunes de Oliveira, Hugo Araujo, Joana Leite Pinto, Daniel Viana (Mitarbeiter Architekturbüro); Afonso Serra Neves, GEPEC – Sergio Cunha (Tragwerksplanung); Jorge Martins – GEPEC, Trofa (Hydraulik); Luis Felipe da Silva Santos Azevedo und Apro Engenharia – Ricardo Jorge Pereira Vasques, Vila Nova de Famalicão (Heizungs- und Klimatechnik)
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2017
Standort:
Rua Vieira da Silva, Vila Nova de Famalicão, Portugal
Bildnachweis: Joao Morgado, Cascais

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