Campus Personenverkehr der Deutschen Bahn in Frankfurt

Planungs- und Bauzeit dank digitaler Planungsmethoden optimiert

Einen der letzten wichtigen Bausteine entlang der wachsenden Europa-Allee in Frankfurt am Main bildet der neue Campus Personenverkehr der Deutschen Bahn, der im Jahr 2020 fertiggestellt wurde. Digitale Planungsmethoden halfen bei der Planung und Realisierung – vor allem, nachdem im Jahre 2017 die DB als Mieterin feststand und folglich als Nutzerin eigene Wünsche und Anforderungen in das Projekt einbrachte.

Der Campus besteht aus den zwei Gebäudeteilen Brick und Tower und bietet Platz für 3.500 Angestellte.
Der Tower, der als wichtiger städtebaulicher Hochpunkt in unmittelbarer Nähe zur Messe und Frankfurter Skyline fungiert, besteht aus einem 17-geschossigen Turm, der aus einem siebengeschossigen Blockrand in die Höhe wächst.
Die Eingangshalle vom Gebäudeteil The Brick fungiert als Haupterschließung des Baus an der anschließenden Hauptstraße.

Der Campus besteht aus den zwei Brick und Tower genannten Gebäudeteilen und stammt aus der Feder des Frankfurter Architekturbüros Schmidtploecker. Dabei wurde ab 2010 zunächst die sechsgeschossige Blockrandbebauung Brick betreut; 2017 übernahm das Büro die Gesamtplanung für das komplette Areal, zu dem zusätzlich der Tower gehört: ein weiterer Blockrand, aus dem ein Hochhaus mit 17 Vollgeschossen wächst. Insgesamt bilden die beiden Entwürfe ein zusammenhängendes Ensemble in zentraler Lage.

Reminiszenz an die Frankfurter Industriearchitektur

Prägend für das gesamte Ensemble ist die markant gerasterte, rotbraune Ziegelfassade. Sie wird durch einen doppelgeschossigen Sockel und die Homogenität der darüber liegenden Regelgeschosse strukturiert. Als Hochpunkt bricht der Tower aus dieser Struktur in die Höhe. Das oberste Bürogeschoss der niedrigen Gebäudeteile springt dabei leicht zurück und ist durch eine Putzfassade abgesetzt. So wird eine stereotype Massivität vermieden, die durch das große Bauvolumen schnell hätte entstehen können. Die raumhohen, teilöffenbaren Metall-Fenster in der Ziegelfassade sind eine Reminiszenz an die Frankfurter Industriearchitektur, durch die der Standort ehemals geprägt war.

Städtebaulicher Lückenschluss in der Europa-Allee

Die Blockrandbebauung Brick gliedert sich in zwei U-förmige Gebäudeteile, die einen zentralen Innenhof umschließen. Verbunden sind sie über die Tiefgarage im Untergeschoss sowie über die Eingangshalle im Erdgeschoss. Letztere fungiert als Haupterschließung des Baus an der anschließenden Hauptstraße. Während das Erdgeschoss neben dem Empfang einen Konferenzbereich sowie ein Betriebsrestaurant beherbergt, wurden alle weiteren Geschosse als flexible Büroflächen im Ausbauraster von 1,35 m geplant. Die Haustechnik samt Technikzentrale befindet sich in der obersten Ebene.

Westlich davon liegt der Tower, der als wichtiger städtebaulicher Hochpunkt in unmittelbarer Nähe zur Messe und Frankfurter Skyline fungiert und als Stahlbetonskelettbau unterzugsfrei mit Flachdecken errichtet wurde. Dieser Gebäudeteil besteht aus einem 17-geschossigen Turm, der aus einem siebengeschossigen Blockrand in die Höhe wächst. Trotz der direkten Anbindung an das Brick, verfügt der Tower zusätzlich über eine eigene, zentrale Erschließung in der Erdgeschosszone. Darüber liegen 15 Vollgeschosse mit Büroflächen, den oberen Abschluss bildet das Technikgeschoss.

Das Fassadenraster des Bricks wurde in der Fassade des Tower fortgeführt, wodurch die Zusammengehörigkeit der Bauten betont wird. Um dabei gleichzeitig die Homogenität und Härte der Ziegelfassaden aufzubrechen, wurde ein einfacher gestalterischer Kniff vorgenommen: Für die Fensterlaibungen, -stürze sowie die Fensterbänke wurden profilierte Fertigteile eingesetzt, sodass ein spannungsvolles Relief entsteht und die große Fassadenfläche dynamisch und gelockert wirkt.

BIM-Einsatz durch Eigeninitiative

Die Mieterin des Gebäudes, die Deutsche Bahn, stand 2017 fest. Ihrem Wunsch, flexible Raumstrukturen und anpassbare Büroflächen zu ermöglichen, kann das Gebäude dank eines flexiblen Ausbaurasters auch in Zukunft entsprechen. Nichtsdestotrotz erforderte der enge Zeitplan bis zum Bezug im Jahr 2020 eine zügige Ausführungsplanung.

Obwohl der Einsatz von BIM nicht explizit gefordert war, entschied sich das Architektenteam aufgrund des Zeitmangels sowie der spezifischen Anforderungen der DB für eine Umsetzung als BIM-Planung und konnte von seinen Erfahrungen in diesem Bereich profitieren. Das Architekturmodell wurde mit einer büroeigenen BIM-Planungssoftware modelliert, hinzu kam das Fachmodell der Tragwerksplaner, das mit einer anderen Software erstellt wurde. Die Prüfung sowie die gesamte Koordination der verschiedenen Fachmodelle wurden dann mit einem professionellen Modellprüfungsprogramm vorgenommen.

Die Fachmodelle wurden für verschiedene Planungsaufgaben genutzt: Aus dem Modell konnten unter anderem Ansichten, Schnitte sowie Visualisierungen des Gestaltungskonzepts, Pläne zur Koordinations- und Trassenplanung sowie ein FM Flächenkataster für die Koordination der hochinstallierten Technikbereiche und Technikzentralen gezogen werden.

Modellierungstiefe bis zu LOD 300

Die Modellierungstiefe reichte basierend auf den individuellen Modellierungsvorgaben der Architekten bis zu einem Level von LOD 300. Im Modell sind dabei Grundattribute als Bürostandard eingeflossen; die Werk- und Montageplanung der TGA wurde ebenfalls mit dem Modell abgeglichen. Der Datenaustausch erfolgte über IFC 2x3, DWG und PDF-Dateien. -tw

Bautafel

Architekten: Schmidtploecker Planungsgesellschaft, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Technisches Büro Konstruktiver Ingenieurbau, Züblin / Stuttgart (Tragwerksplanung); TechDesign-Gesellschaft für Technische Ausrüstung und Energietechnik, Frankfurt am Main (TGA-Fachplanung); Aldinger Architekten, Stuttgart (Entwurf Fassade Tower); CBF-Christian Bonik, Bensheim (Fassadentechnik); Heidersberger Fassadenbau, Greven (Fassadenbau); ITA Ingenieurgesellschaft für technische Akustik, Wiesbaden (Akustikplanung); Ingenieurbüro für Bauwesen ICR, Darmstadt (Brandschutzplanung); TP Elektroplan, Frankfurt am Main (Elektroplanung); Prof. Eger, Darmstadt (Verkehrsplanung); Prof. Quick und Kollegen, Darmstadt (Bodengutachten); freiraum X, Frankfurt am Main (Landschaftsarchitektur); M.O.O.CON, Frankfurt am Main (Innenarchitektur); Arge LPS // Lupp, Prinzing, Schmid, Frankfurt (Generalunternehmer); Albert, Steyerberg (Stahlbetonbau); Stanecker Betonfertigteilwerk, Borchen (Fertigteiltreppen)
BIM-Lösungen: Allplan (Objektplanung Schmidtploecker), Revit (Tragwerksplanung Züblin)
Bauherr/in: Aurelis, Eschborn
Fertigstellung: 2020
Bildnachweis: Lars Gruber, Darmstadt; emptyform/tjie, Darmstadt; Schmidtploecker Planungsgesellschaft, Frankfurt am Main

Fachwissen zum Thema

Die Leistungen der TGA-Planung umfassen in der Regel Heizung, Sanitär, Klima und Lüftung, Elektrotechnik und Gebäudeautomation sowie die Beförderungstechnik

Die Leistungen der TGA-Planung umfassen in der Regel Heizung, Sanitär, Klima und Lüftung, Elektrotechnik und Gebäudeautomation sowie die Beförderungstechnik

Projektabwicklung

BIM in der TGA-Planung

Der Informationsgehalt von BIM-Modellen steigt entlang der Planungs- und Ausführungsphasen und wird anhand des Level of Detail definiert.

Der Informationsgehalt von BIM-Modellen steigt entlang der Planungs- und Ausführungsphasen und wird anhand des Level of Detail definiert.

Modellinhalte

Was bedeutet LOD/LOI?

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Integrales Planen sponsored by:
Graphisoft Deutschland GmbH
Landaubogen 10
81373 München
Tel. +49 89 74643-0
https://graphisoft.com