Campus in Nyanza

Einschaliges Lehmziegelmauerwerk

Nyanza liegt an der Verbindungsstraße zwischen Kigali und Butare, den beiden wichtigsten Städten des zentralafrikanischen Landes Ruanda. In Nyanza entstand durch eine private Initiative der Neubau eines Ausbildungszentrums mit IT-Schwerpunkt. Der Münchner Architekt Dominikus Stark entwarf für die landwirtschaftlich geprägte Region mit seinen verstreut liegenden einzelnen Lehmhäusern einen Komplex, der wie ein Findling selbstbewusst und klar aus der Landschaft aufragen soll.

Vorgelagerte Innenhöfe und Stützreihen als Filterzone
Detail Sichtmauerwerk aus Lehmziegelsteinen und Flechtwerk aus Papyrus
Zentrale Hauptplatz im Inneren

Auf einer Grundfläche von 2.400 m² sind die neuen Gebäude der Anlage und ein saniertes Bestandsgebäude um einen zentralen Platz gruppiert und ohne Fensteröffnungen zur Umgebung vollständig nach innen ausgerichtet. Auf dieses Gebäude verteilen sich die einzelnen Funktionen wie Verwaltung, Klassenräume, Sprachlabor, Bibliothek, Küche, Speisesaal, Internetcafé und Copyshop. Den Vorplatz und Eingang der Anlage bilden dabei das öffentlich zugängliche Internetcafé und der Copyshop. Als Filter zwischen den einzelnen Häusern und dem zentralen Platz im Inneren ordnete der Architekt vorgelagerte Innenhöfe und Stützreihen an. Einzig die Kantine ist direkt über den Hauptplatz zugänglich.

Zur Verbesserung des Raumklimas ist ein einfaches Querlüftungskonzept mit der Speichermasse der massiven Ziegelwände kombiniert. Die Ausrichtung des Dachtragwerks mit einem Gefälle zum Innenhof ermöglicht das Sammeln und Speichern des in diesen Breitengraden kostbaren Regenwassers.

Mauerwerk
Als Material für Wände, Stützen, Bodenbeläge und Sitzbänke wählte der Architekt Ziegelstein, da dieser vor Ort zur Verfügung stand und per Hand verbaut werden kann. Ziegelsteine aus Lehm sind ein sehr verbreitetes Material in Ruanda und verfügen über eine lange Bautradition.

Für das einschaliges Sichtmauerwerk mit einer Dicke von 42 cm bis 150 cm wurden vor Ort von vielen Ein-Mann-Unternehmen handgeformte, tonhaltige Lehmquader hergestellt und in einer Kooperative über Wochen zu Ziegelsteinen gebrannt. Insgesamt entstanden auf diese Weise an die 575.000 Mauersteine mit den Abmessungen von 20 cm Länge auf 10 cm Breite bei einer Höhe von 6,3 cm. Die Lehmziegelsteine wurden im Blockverband mit sichtbaren Mörtelfugen aus Zementmörtel vermauert.

Das Fundament besteht aus Bruchstein und einem umlaufendem Stahlbeton-Gurt. Lokale Korbflechterinnen übernahmen die Herstellung der Deckenverkleidungen aus Papyrus sowie das Flechtwerk der Kantinen- und Hoftore. Auf den Einsatz vom Werkstoff Holz wurde aufgrund des Holzmangels in Ruanda verzichtet.

Der Komplex des Education Center Nyanza ist mehrfach ausgezeichnet worden. Die Initiative Zweischalige Wand – Bauen mit Backstein prämierte das Projekt im Rahmen des Fritz-Höger-Preises 2011 mit dem Sonderpreis und beim Deutschen Ziegelpreis 2011 erhielt der Architekt für den Campus in Nyanza den Nachwuchspreis.

Bautafel

Architekten: Dominikus Stark Architekten, München; Markus Seifert, Adi Wiesenhofer, München (Mitarbeiter)
Projektbeteiligte: Marcel Enzweiler, München (Statik)
Bauherr: k.A.
Fertigstellung: 2010
Standort: Nyanza

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