Butzenscheiben

Historische Glastechnik, Licht, Farbe und Künstlerfenster

Butzenscheiben, auch als Flaschenböden, Nabelscheiben, Linsen oder Mondscheiben bezeichnet, sind kreisrunde Glasscheiben mit einem Durchmesser von etwa 5 bis 15 cm und einer Dicke von 2 bis etwa 5 mm. Zu Zeiten, als die Herstellung größerer Glasformate technisch noch nicht möglich war, wurden mehrere dieser kleinen Glasscheiben zu einer größeren Fläche als transparente Füllung einer Fensteröffnung zusammengesetzt.

Die Technik und vor allem deren Verwendung lässt sich mindestens bis zum 15. Jahrhundert zurückverfolgen und mit Texten, Stichen und Gemälden belegen. Beispielsweise zeigt Jan van Eyck in seinem Gemälde Mariä Verkündung, das etwa um 1434 bis 1436 entstand, mehrere Fenster mit Butzenscheiben. Auf dem Gemälde ist deutlich zu erkennen, dass die Butzenscheiben verschiedene Farben haben und mit Stegen zusätzlich ausgesteift wurden.
Diese kleinen Scheiben entstehen, wenn ein heißer Glastropfen zu einer hohlen Kugel mundgeblasen wird. Diese kugelförmige Blase wird dann mit einem Stab in der Mitte fixiert, von der Pfeife abgelöst, wiederum erhitzt und mit Drehungen aufgeweitet und schliesslich abgeflacht. Die charakteristischen konzentrischen Ringe um den Butzen-Nabel als Halterung resultieren aus diesem handwerklichen Ablauf.
Die Ränder der filigranen Scheiben wurden mit Blei als einem weichen und biegsamen Metall schützend eingefasst. Die gerahmten Scheiben wurden dann versetzt oder gerade angeordnet, je nachdem welches Muster gewünscht war, und die Bleifassungen anschliessend miteinander verlötet, um eine stabile gitterartige Struktur zu bilden.

Historische Herstellung

Der Ausdruck Butze lässt sich auch mit Nabel, Nase, Narbe oder Nippel übersetzen und verweist auf den Herstellungsprozess. Die kleinen Scheiben entstehen, wenn ein heißer Glastropfen zu einer hohlen Kugel mundgeblasen wird. Die kugelförmige Blase wird dann mit einem Stab in der Mitte fixiert, von der Pfeife abgelöst, wiederum erhitzt, mit Drehungen geweitet und schließlich abgeflacht. Die charakteristischen konzentrischen Ringe um den Butzen-Nabel als Halterung resultieren aus diesem handwerklichen Ablauf. Die Ränder der filigranen Scheiben wurden mit Blei als einem weichen und biegsamen Metall schützend eingefasst. Die Anordnung der gerahmten Scheiben erfolgte geradlinig oder versetzt, je nachdem welches Muster gewünscht war. Durch das Verlöten der Bleifassungen entstand dann eine stabile gitterartige Struktur. Passend geschnittene Glasreste aus missglückten Butzenscheiben füllten die Zwickel zwischen den Kreisen, denn angesichts des teuren Materials und der aufwendigen Herstellung wurde ressourcenschonend und abfallfrei gearbeitet.

Die Technik und deren Verwendung lässt sich mindestens bis zum 15. Jahrhundert zurückverfolgen und mit Texten, Stichen und Gemälden belegen. Beispielsweise zeigt Jan van Eyck in seinem Gemälde Mariä Verkündigung, das um 1434 bis 1436 entstand, mehrere Fenster mit Butzenscheiben. Auf dem Gemälde ist deutlich zu erkennen, dass die Butzenscheiben verschiedene Farben haben und mit Stegen zusätzlich ausgesteift wurden. Butzenscheiben fanden jedoch nicht nur in Kirchen und Kapellen Verwendung, sondern auch in Rathäusern und anderen repräsentativen Gebäuden sowie in Gasthäusern.

Charakteristika, Bauphysik und Schutz

Da Butzenscheiben bauphysikalisch keinerlei thermische oder energetisch wirksame Werte aufweisen, wurden sie etwa ab Mitte des 20. Jahrhunderts als problematische, technisch unzulängliche und damit obsolete Materialien eingestuft. Sie galten zudem als spießig und wurden als Bestandteile einer historisierenden Butzenscheibenromantik abgewertet.

Zerbrochene, zerkratzte oder durch unsachgemäße chemische Reinigungsmittel beschädigte Scheiben wurden meist nicht mehr repariert, sondern durch moderne industriell erzeugte Flachgläser ersetzt. Mittlerweile hat ein Umdenken dazu geführt, Butzenscheiben als hohe handwerkliche Kunst wertzuschätzen. Keine Scheibe gleicht einer anderen. Die Farbigkeit reicht von hellen, grünlich-gelblich transparenten bis zu satten roten und blauen nahezu opaken Tönen. Die Scheiben können zudem kleine Blasen als Einschlüsse enthalten, also gebläselt sein, vergleichbar mit bullicante bei Murano-Glastechniken. Das brillante Licht, die Streuung durch die feinen Rillen der Kreise und das Funkeln der eingeschlossenen Bläschen wird als lebendig und authentisch wahrgenommen.

Für einen konservatorischen sowie mechanischen Schutz können Butzenscheiben mit Vorsatzscheiben versehen oder aus Gründen der Stabilität mit diesen auch verklebt werden. Eine komplette Umhüllung mit einer Kastenfenster-Konstruktion bietet einen thermisch-energetischen Schutz.

Künstlerfenster

Zur Wiederentdeckung führte maßgeblich Gerhard Richters Arbeit für den Kölner Dom. Die Glasfelder eines Fensters im südlichen Querhaus waren im 2. Weltkrieg zerstört worden. Für die Fläche von 106 Quadratmetern entwarf der Künstler ein buntes pixelartiges Mosaik aus 11.262 Glasscheiben. Das Glas wurde in 72 verschiedenen Farben in einer Glashütte nach mittelalterlichen Rezepturen hergestellt. Die Auswahl der Farben beruht auf Recherchen zu historischen Kirchenfenstern im Kölner Dom. Jede einzelne Scheibe ist mundgeblasen und dann auf das Format von 9,6 x 9,6 cm Kantenlänge zugeschnitten. In den Maßwerk-Feldern des Fensters sind die kleinen quadratischen Scheiben entsprechend gekürzt.

Das Konzept basiert auf Gerhard Richters Gemälde 4096 Farben aus dem Jahr 1974. Keine gegenständlichen Darstellungen, sondern Licht und Farbe sind das Thema des Fensters. Die Anordnung der Farbpixel wurde für eine Fensterhälfte mittels eines Zufallsgenerators bestimmt und auf der anderen Hälfte gespiegelt übernommen.   

Zur Enthüllung im Jahr 2007 kritisierte der damalige Kardinal das Kunstwerk als „entartet“. Heute gilt das Richterfenster als einzigartig beeindruckendes und öffentlich zugängliches Kunstwerk. In der Kathedrale von Reims befinden sich vergleichbare Künstlerfenster von Imi Knoebel. -sj

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