Busbahnhof in Aarau

Luftgestütztes Folienkissen als Wetterschutz

Für das organisch geformte, transluzente Dach über dem Busterminal des Bahnhofsvorplatzes von Aarau hat sich schnell der Spitzname Wolke durchgesetzt. Die imposante Überdachung mit einer Fläche von 1.070 Quadratmetern und einem Volumen von 1.810 Kubikmetern gilt als weltweit größtes Einkammer-Folienkissen. Sie bildet das Kernstück der Gesamtplanung zur Neugestaltung des Bahnhofsplatzes nach Plänen der Zürcher Architekten Vehovar & Jauslin.

Das Großkissen wird in seinem Inneren durch einen frei geformten Stahltisch gehalten
Elf gelenkig gelagerte Stützen sind oben durch Stahlträger eingespannt; ein unregelmäßiges Netz aus Stahlseilen auf beiden Außenseiten gibt dem Kissen seine Form
In der Mitte bleibt der Ausblick zum Himmel frei

Die Schweizer Gemeinde Aarau im Kanton Aargau bildet einen wichtigen Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs innerhalb der Region. Rund 40.000 Bahn- und Busreisende bewegen sich hier täglich. Die Planer konzipierten einen aufgeräumten Platz mit dem Busterminal als Zentrum, dessen leichtes, gewölbtes Luftkissendach mit seiner geschwungenen Form prägend ist. Es soll die Reisenden in einer hellen und freundlichen Umgebung begrüßen. In der Aufsicht einer Nierenform ähnlich, umschließen die äußeren Konturen eine dreigliedrige, blasenartige Öffnung in der Mitte. Sie eröffnet den Passanten Ausblick zum Himmel. So bietet das Dach den notwendigen Wetterschutz, der Raum jedoch bleibt offen und lichtdurchflutet.

Flachdach
Die Dachkonstruktion als luftgestütztes Folienkissen aus dem Kunststoff ETFE entstand in enger Zusammenarbeit mit Ingenieuren von Form TL aus Radolfzell. Die Planer entschieden sich für das leichte, lichtdurchlässige Material, weil es dem gewünschten Raumeindruck am besten entspricht. Foliendächer lassen sich vielseitig gestalten, sind langlebig, witterungsbeständig und aufgrund der geringen Oberflächenspannung selbstreinigend. Das Großkissen wird in seinem Inneren durch einen frei geformten Stahltisch gehalten: Elf gelenkig gelagerte Stützen sind oben durch Stahlträger eingespannt; ein unregelmäßiges Netz aus Stahlseilen auf beiden Außenseiten gibt dem Kissen seine Form.

Die notwendigen Leitungen für Entwässerung, Beleuchtung, Umluft und Messtechnik verlaufen unsichtbar im Inneren der Konstruktion. Die Kissen werden durch einen permanenten Luftwechsel unter Spannung gehalten, der durch ein Umluftsystem betrieben wird. Die notwendige Lufttrocknung erfolgt unterirdisch innerhalb eines historischen Posttunnels. Bei der Gestaltung der Dachhaut arbeiteten die Architekten mit dem Zürcher Gestalter Paolo Monaco zusammen. Für die untere Folie entwickelte er ein silberfarbenes Blasennetz als Druckmuster, die obere Folie wurde blau eingefärbt. So bleibt das Dach transluzent, spendet Schatten und verhindert zugleich die unerwünschte Abstrahlung von Kunstlicht in den Nachthimmel.

Bautafel

Architekten: Vehovar & Jauslin Architektur, Zürich
Projektbeteiligte: Suisseplan, Aarau (Generalplanung); Form TL Ingenieure für Tragwerk und Leichtbau, Radolfzell (Tragwerksplanung); Atelier Derrer, Zürich (Lichtplanung); Paolo Monaco, Zürich (Foliendesign)
Bauherr: Stadt Aarau
Standort: Busbahnhof Aarau
Fertigstellung: 2014
Bildnachweis: Niklaus Spoerri, Vehovar & Jauslin Architektur, beide Zürich sowie Form TL, Radolfzell

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