Büroturm Green Factory in Seongnam

Akustisch wirksame Stoffe in verschiedenen Transparenzgraden

Mit seinen knapp 24 Millionen Einwohnern zählt die Metropolregion Sudogwon rund um die südkoreanische Hauptstadt Seoul zu einem der größten Ballungsräume der Welt. In Seongnam, einer Satellitenstadt im Zentrum dieser Region hat sich das Internetunternehmen Next Human Network ein grün-gläsernes Büroturm errichten lassen. Geplant von dem US-amerikanischen Architekturbüro NBBJ in Zusammenarbeit mit Samoo Architects aus Südkorea ragt der quaderförmige Bau mehr als 130 Meter in die Höhe, stellt damit aber keine ungewöhnliche Erscheinung in der von Hochhäusern geprägten Stadtsilhouette dar. Entsprechend seiner prägnanten Glasfassade mit den innen liegenden Lamellen in leuchtenden Grüntönen trägt das 28-geschossige Gebäude den Namen Green Factory.

Ein flacheres, längliches Eingangsgebäude schließt leicht versetzt im Osten an den Turm an
Als Sonnenschutz wurden breite, semitransparente vertikale Sonnenschutzlamellen in verschiedenen Grüntönen auf der Innenseite der Glasfassade angebracht
Der Garten auf dem Dach des Eingangsgebäudes

Die Erschließung erfolgt über ein sehr viel niedrigeres Eingangsgebäude, das leicht versetzt im Osten an den Hochhausturm anschließt. Zur Straße hin zeigt sich der Flachbau mit einer leicht zurückgesetzten, gläsernen Vorhangfassade; sämtliche anderen Außenflächen sind mit Naturstein verkleidet. Wie ein Rahmen umschließen sie die Eingangsfassade. Oben auf dem Gebäude befindet sich ein Dachgarten für die Mitarbeiter des Unternehmens, der von der Straße aus nicht einsehbar ist.

Mit einer Bruttogeschossfläche von insgesamt rund 95.000 Quadratmetern bietet das Gebäude Platz für etwa 4.000 Angestellte. Neben Büroarbeitsplätzen beinhaltet es Verkaufsflächen, ein Auditorium mit 800 Sitzplätzen, mehrere Cafés, eine Kinderkrippe sowie ein unterirdisches Parkhaus. Aufgrund seiner relativ kompakten Grundfläche kommt es im Innenbereich ohne Stützen aus. Dafür umgibt ein Kranz von mächtigen quadratischen Sichtbetonstützen die offenen Bürogeschosse. Treppenhaus, Aufzüge, Sanitär- und Nebenräume sowie Besprechungsboxen und einigen Einzelbüros sind zu einem Kern zusammengefasst im Nordosten des Gebäudes angeordnet. Um ihn herum liegen jeweils L-förmige Besprechungszimmer. Als Wandverkleidung für die eingestellten Räume im offenen Großraum wählten die Architekten je nach Geschoss unterschiedliche Materialen wie zum Beispiel Stahl, Ziegel oder Holz.

Ziel der Innenraumplanung war es, möglichst optimale, blendfreie Arbeitsplatzbedingungen für die zahlreichen Softwareprogrammierer zu schaffen. Dies erforderte unter anderem einen wirksamen Sonnenschutz. Eingesetzt wurden breite, semitransparente Sonnenschutzlamellen in verschiedenen Grüntönen auf der Innenseite der Glasfassade, die sich unabhängig voneinander bewegen lassen.

Akustik
Auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmte Schallschutzvorhänge sorgen für eine gute Raumakustik im gesamten Gebäude. In den offenen Großraumbüros mindern Stoffe in Orange-, Gelb-, Grün- und Weißtönen störende Geräusche und verbessern gleichzeitig die Sprechakustik. Darüber hinaus sind sie ein wesentliches Element des Farbkonzepts. Dort, wo ruhigere Bereiche wie etwa die verglasten Besprechungsboxen abgegrenzt werden sollten, dämpft ein leichter Vorhangstoff mit einem Schallabsorptionsgrad von αw = 0,15 die Umgebungsgeräusche. Seine halbtransparente Beschaffenheit erlaubt Durchblicke, verhindert jedoch einen zu starken Hall. Verantwortlich dafür ist die strukturierte, voluminöse Oberflächenstruktur des Stoffes, der trotz seiner geringen Dichte schalldämmend wirkt.

In anderen Bereichen des Hochhauses, wo es nicht auf Transparenz ankam, sichert ein schwerer, flammhemmender Vorhang mit einem Absorptionsgrad von αw = 0,70 die ruhige Arbeitsatmosphäre. Entlang der Fassade kam ein besonders transparenter Schallschutzstoff mit einem Lichttransmissionsgrad von 10 bis 14% zum Einsatz. In den Ruhebereichen trennen verspielt wirkende Vorhänge mit Lochmuster einzelne Sitzecken ab.

Bautafel

Architekten: NBBJ, Los Angeles und Samoo Architects & Engineers, Seoul
Projektbeteiligte: Hyundai Engineering & Construction Ltd, Seoul (Bauunternehmer); WM Protek AB, London (Lüftungskonzept); Création Baumann, Langenthal (Akustikstoffe)
Bauherr: Next Human Network, Seongnam
Fertigstellung: 2010
Standort: 178-1 Jeongja-dong, Bundang, Seongnam, Südkorea
Bildnachweis: Eun Young Park, Seoul; Roland Halbe, Stuttgart; Création Baumann, Langenthal

Fachwissen zum Thema

Anforderungen an moderne Arbeitswelten

Büro/​Arbeiten

Anforderungen an moderne Arbeitswelten

Grundlagen

Halligkeit und subjektive Nachhallzeit

Vorhangstoff zur Verbesserung der Raumakustik

Vorhangstoff zur Verbesserung der Raumakustik

Schallabsorption

Schallabsorption durch Vorhänge

Seminarräume und Besprechungszimmer

Büro/​Arbeiten

Seminarräume und Besprechungszimmer

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de