Bürokomplex in Aarhus

Niedrigenergiestandard durch Meerwasserkühlung und Photovoltaik

Als Bestseller wird ein Handelsartikel mit überdurchschnittlich hohen Absatzzahlen bezeichnet. Bestseller nennt sich aber auch ein dänisches Modeunternehmen, das 1975 als Familienbetrieb anfing und heute in zweiter Generation bereits 15.000 Mitarbeiter hat. Gegründet wurde es im kleinen Ort Brande, sein Hauptsitz befindet sich rund 80 Kilometer entfernt in Dänemarks zweitgrößter Stadt Aarhus direkt an der Ostsee. Nah am dortigen Containerhafen entstand jetzt nach Plänen des ebenfalls in Aarhus ansässigen Architekturbüros C. F. Møller der neue Firmensitz für die hier arbeitenden rund 800 Mitarbeiter, die zuvor auf mehrere Standorte in der Stadt verteilt waren.

Das Gebäude setzt sich aus einem Sockel und fünf unterschiedlich hoch aufragenden Baukörpern zusammen
Die gerasterten Natursteinfassaden verbinden die Gruppe der unterschiedlich hohen Baukörper zu einem großen Ganzen
Der Bürokomplex ist wie alle Neubauten am Hafen als Niedrigenergiegebäude konzipiert

Das Gebäude steht exponiert am Hafenbecken und setzt sich aus einem ein- bis dreigeschossigen Sockel und fünf unterschiedlich hoch aufragenden Baukörpern zusammen. Zwischen den fünf- bis zwölfgeschossigen Bürogebäuden bieten zahlreiche Dachterrassen und begrünte Höfe Pausen- und Kommunikationsbereiche mit weitem Ausblick auf die Bucht. Im Erdgeschoss ist der Sockel durch eine Straße in zwei Teile geteilt und kann öffentlich durchquert werden. Gleichzeitig befindet sich hier die Ein- und Ausfahrt der dreigeschossigen Tiefgarage, in der 450 Autos und 400 Fahrräder Platz haben.

Der fußläufige Zugang zum Gebäude erfolgt im Nordwesten über einen Vorplatz. Das Eingangsfoyer entwickelt sich hier mit breiten Treppen zu einer langen dreigeschossigen Achse und Passage quer zum darunter verlaufenden Tiefgaragen-Einschnitt. In diesem öffentlichen Zentrum werden regelmäßig die neuen Kollektionen der über 20 hier vertriebenen Marken vor bis zu 1.000 Zuschauern präsentiert. Daneben befinden sich im großen Sockelbereich Showrooms, Film- und Fotostudios, ein Auditorium und ein großzügiger Cafeteria- und Restaurantbereich. Die Büros der Mitarbeiter liegen fernab des geschäftigen Treibens in den fünf Türmen.

Eine helle Rasterfassade verbindet die Gruppe der unterschiedlich hohen Baukörper zu einem großen Ganzen. Die nach Nordosten und Südwesten weisenden Fassaden sind vollverglaste Pfosten-Riegel-Konstruktionen, an den beiden anderen Seiten dominiert ein Raster aus hellgrauem sizilianischem Naturstein. Mit demselben Stein sind auch im Inneren die Böden und Treppenstufen und die meisten Wandflächen verkleidet. Oberflächen aus Sichtbeton und Brüstungen aus Leichtmetall harmonieren mit dem Stein, Türen und Einbauten, teilweise auch Böden aus dunklem Eichenholz kontrastieren dazu.

Gebäudetechnik
Der Bürokomplex ist wie alle Neubauten am Hafen als Niedrigenergiegebäude konzipiert und darf den in den dänischen Vorschriften zum energieeffizienten Bauen als Maximum festgelegten Primärenergiebedarf für Heizung, Licht und alle mechanischen Systeme von 52,1 kWh/m² im Jahr nicht überschreiten. Ein ausgefeiltes Technikkonzept in Kombination mit einer gut gedämmten und luftdichten Gebäudehülle tragen dazu bei, dass der zulässige Höchstwert hier um die Hälfte unterschritten wird.

Die Be- und Entlüftung des Gebäudes wird auf zweierlei Wegen sichergestellt. Zum einen gelangt die frische Luft über Öffnungen in der Fassade ins Gebäude. Für das Ableiten der warmen Luft nutzte man hier den Kamineffekt: Die warme verbrauchte Luft steigt in den drei Innenhöfen nach oben und entweicht über Öffnungen in den gläsernen Dächern. Sollte diese natürliche Ventilation zur Aufrechterhaltung des Innenraumklimas nicht ausreichen, schalten sich raumlufttechnische Geräte an, die mit einer geringen Luftwechselrate sehr effizient arbeiten.

Beheizt wird das Gebäude durch die Fernwärme der Stadt Aarhus, gekühlt wird mithilfe des Wassers der Ostsee. Eine unterirdische Station pumpt das kühle Meerwasser in die thermisch aktivierten Deckenträger des Stahlbeton-Skelettbaus. Das kühle Wasser zirkuliert dort und entzieht der Raumtemperatur thermische Energie, sodass sich die Lufttemperatur in den Büroetagen abkühlt. Das erwärmte Wasser wird anschließend wieder zurück in das Hafenbecken geleitet und kühlt dort mit der Zeit wieder ab.

Auf einzelne Dachflächen verteilt wurden insgesamt 900 Quadratmeter Photovoltaik-Module installiert. Die einzelnen Kollektoren sind recht unauffällig in die Gebäudehülle integriert und versorgen den Firmensitz ganzjährig mit Strom. Im gesamten Gebäude erfolgt die Beleuchtung mit wartungsarmen und energieeffizienten LEDs. Bewegungsmelder in den Erschließungszonen und in den sanitären Bereichen sorgen dafür, dass das Licht nur dann brennt, wenn es auch benötigt wird.

Bautafel

Architekten: C. F. Møller Architects, Aarhus
Projektbeteiligte: COWI, Kongens Lyngby (Generalunternehmer); Riis Retail, Kolding (Restaurantplanung)
Bauherr: Bestseller, Brande
Fertigstellung: 2015
Standort: Inge Lehmanns Gade 2, 8000 Aarhus
Bildnachweis: Adam Mørk, Kopenhagen

Baunetz Architekt*innen

Fachwissen zum Thema

yk_Baunetz

Luft/Luft-Wärmepumpe, Zentralgerät und Verteilermodule in einem Kellerrraum

Kühlen/​Klimatisieren

Arten von Klimaanlagen

Die freie Lüftung erfolgt auf natürliche Weise, ohne Ventilator: Unter Einfluss von Wind, thermischem Auftrieb oder dem Gewichtsunterschied der Luft bei Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen strömt die frische Außenluft über undichte Öffnungen in der Gebäudehülle ins Innere

Die freie Lüftung erfolgt auf natürliche Weise, ohne Ventilator: Unter Einfluss von Wind, thermischem Auftrieb oder dem Gewichtsunterschied der Luft bei Temperaturdifferenzen zwischen innen und außen strömt die frische Außenluft über undichte Öffnungen in der Gebäudehülle ins Innere

Lüftung

Freie Lüftung

Bei der Errichtung von neuen PV-Anlagen auf Dächern oder an Fassaden ist zunächst keine Genehmigung erforderlich.

Bei der Errichtung von neuen PV-Anlagen auf Dächern oder an Fassaden ist zunächst keine Genehmigung erforderlich.

Erneuerbare Energien

Photovoltaik

Beispiel eines Solarmoduls zur Stromerzeugung

Beispiel eines Solarmoduls zur Stromerzeugung

Elektro

Stromerzeugung und -versorgung

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Gebäudetechnik sponsored by:
Stiebel Eltron | Kontakt 0 55 31 - 702 702 | www.stiebel-eltron.de