Bürogebäude Swan 102.6 in Dortmund

Abstimmung der Projektbeteiligten durch Virtual-Reality-Echtzeit-Präsentationen

Das ehemalige Stahlwerksareal im Dortmunder Stadtteil Hörde wird seit einigen Jahren zum Wohn- und Naherholungsgebiet mit Gastronomie und Gewerbebebauung aufgewertet. Das Zentrum bildet der künstlich angelegte Phoenix-See, dessen Name auf die wechselvolle Geschichte des Areals anspielt. Seit 2011 entstehen rund um das neue Gewässer einige architektonisch hoch anspruchsvolle Bauwerke. Eines davon ist der Bürokomplex Swan 102.6 von Drahtler Architekten. Die Zahl bezieht sich auf die Höhe des Gebäudeensembles über dem Meeresspiegel, einem Schwan jedoch ähnelt es nicht. Vielmehr gleichen die beiden nebeneinanderliegenden und über ein sogenanntes Seegeschoss miteinander verbundenen Baukörper zwei Yachten – bereit für einen Törn über den See.

Das Ensemble besteht aus zwei gleichen Baukörpern, die durch einen eingeschossigen Trakt miteinander verbunden sind
Markantes Merkmal ist die terrassierte Seeseite: Geschossweise springt die Fassade immer weiter zurück
Der Bürobau ist nur durch einen Spazierweg und einen Grünstreifen vom Wasser getrennt

Die beiden viergeschossigen Bauten erheben sich auf einem Grundstück in leichter Hanglage, das nur durch einen Grünstreifen und einen Uferweg vom Wasser getrennt ist. Markant ist vor allem ihre terrassierte Seeseite, wo die Fassaden weit über das Erdgeschoss auskragen und dann etagenweise immer weiter zurückspringen. Die gebäudebreiten Terrassen bzw. Balkone an diesen Schmalseiten, von den Planern „Decks“ genannt, sind mit Böden aus Holzplanken und Geländern ausgestattet, die an eine Schiffsreling erinnern. Sie werden von den Mitarbeitern in den Pausen, aber auch für Betriebsfeiern und Veranstaltungen mit Kunden genutzt. Aufgrund der fast vollständig verglasten Erdgeschosszone scheinen die oberen Etagen wie schwebend. Ihre umlaufenden Fensterbänder erhielten farbige Sonnenschutzverglasungen, die je nach Lichteinfall sehr dunkel bis nahezu schwarz erscheinen. Sie sehen ein wenig wie Sonnenschutzgläser aus den 1970er und 80er-Jahren aus, beeinträchtigen aber nicht die Durchsicht von innen, wie es bei den frühen Ausführungen der Fall war. Im Kontrast dazu stehen die weißen Fassadenplatten, die den Yachtcharakter des Bürogebäudes noch verstärken.

Der eingeschossige Verbindungstrakt öffnet sich ebenfalls mit großflächigen Verglasungen nach Norden Richtung See, ist aber von anthrazitfarbenem Beton gefasst. Er wird vom Bauherrn Jan Opländer als Unternehmenssitz seiner Firma genutzt. Die darüber beidseitig auskragenden Obergeschosse lassen eine Art „Innenhof“ entstehen, der zum Verweilen einlädt. Von der südlich gelegenen Zufahrtstraße führt eine geschwungene Rampe in die Tiefgarage.

Um die Grundrisse möglichst flexibel aufteilen zu können und den Blick aufs Wasser uneingeschränkt zu ermöglichen, wurde auf Stützen verzichtet. Aus demselben Grund sind die Treppenhäuser nicht zentral, sondern jeweils in einer Gebäudeecke angeordnet. Auch bei der Innenraumgestaltung, für die ebenfalls Drahtler Architekten verantwortlich zeichnen, wurde darauf geachtet, die Aussicht nicht zu verstellen. Frei stehende Möbel oder Trennwände sind daher maximal 1,40 Meter hoch.

Neben dem Komfort für Nutzer und Besucher spielte Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle bei der Konzeption des Bürokomplexes. Für die Beleuchtung wurden im gesamten Gebäude BUS-gesteuerte LED-Leuchtmittel mit warmweißer (3.000 Kelvin) Farbtemperatur installiert. Die Lichtbänder sind versprengt angeordnet, um ihnen das Starre und Statische zu nehmen. Geheizt und gekühlt wird mit Geothermie und Bauteilaktivierung.

BIM

Bereits seit 2012 planen die Dortmunder Architekten mittels BIM-Software. Da in Deutschland viele Fachplaner allerdings erst nach und nach auf die neue Arbeitsmethode umstellen, war bei den bisherigen Projekten des Büros noch keine vollständige „Vernetzung“ aller Beteiligten möglich. Um Building Information Modeling jedoch weiter zu implementieren, setzt das Büro aktiv auf dessen Einsatz.

Die Planung und Ausarbeitung des Swan-Gebäudekomplexes erfolgte über die Leistungsphasen 2 bis 5 vollständig mit einem BIM-fähigen, digitalen 3D-Modell. Der Detaillierungsgrad reichte von der Gebäudegeometrie über die Fassadenstrukturen (einschließlich der Detailausbildungen z. B. Fensterbankanschlüsse, Absturzsicherungen, Fugenteilungen, Farbigkeiten, Bauteilansichtskanten etc.) und Treppenanlagen bis hin zur Innenraumgestaltung und Ausbauplanung (inklusive der Möbel, Material- Farb- und Beleuchtungskonzepte etc.). Da die beteiligten Tragwerksplaner ebenfalls BIM verwendeten, konnten sie am selben Datenmodell arbeiten. Dies war insbesondere aufgrund der stützenfreien Grundrisse hilfreich, weil mögliche Kollisionspunkte sofort erkannt und gelöst werden konnten.

Alle Abstimmungen mit dem Bauherrn und weiteren, nicht ins Datenmodell eingebundenen Fachplanern erfolgten anhand des 3D-Modells inklusive Virtual-Reality-Echtzeit-Präsentationen. Sie ermöglichten es den Beteiligten, sich mittels VR-Brillen in dem Modell wie in einem realen Gebäude zu bewegen und innerhalb von diesem zu interagieren, also beispielsweise Türen zu öffnen. Da die Bewegungen in Echtzeit berechnet werden, entsteht eine unmittelbare Erlebbarkeit, mit der sich Entwürfe und Konstruktionen  optimieren, Schwachstellen schneller erkennen und ingesamt Entscheidungsprozesse deutlich beschleunigen lassen.

Bautafel

Architekten: Drahtler Architekten, Dortmund
Projektbeteiligte: HEG Beratende Ingenieure, Dortmund (Tragwerksplanung); Freundlieb Bauunternehmung, Dortmund (Bauleistungen); Louis Opländer Heizungs- u. Klimatechnik, Dortmund und Inovis Ingenieure, Düsseldorf (HKL-Technik)
Bauherr: Opländer Phoenix-See, Dortmund
Fertigstellung: 2015
Standort:
Phoenixseestraße 10, 44263 Dortmund
Bildnachweis: Drahtler Architekten, Dortmund

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