Bürogebäude Luisenblock West in Berlin

460 Holzmodule auf sechs Etagen

Auf einem Areal westlich der Luisenstraße im Parlamentsviertel in Berlin-Mitte befindet sich ein neues Bürogebäude mit rund 400 Büros für den Deutschen Bundestag. Errichtet wurde es nach Plänen des Berliner Architekturbüros Sauerbruch Hutton. Unter Leitung des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung setzte die Bietergemeinschaft Kaufmann Bausysteme und Primus Developments das Projekt als Ge­ne­ral­über­neh­mer und -­un­ter­neh­mer um. Um die dringend benötigten Büroräume rasch verfügbar zu machen, war eine modulare Holzbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad vorgesehen.

Sauerbruch Hutton planten das Bauwerk mit Büros für die Mitglieder des Deutschen Bundestags.
Auf einem Erdgeschoss aus Beton erheben sich sechs Geschosse in modularer Holzbauweise. Durch einen H-förmigen Grundriss entstehen Höfe gen Norden und Süden.
Farbige Glaselemente und eine vorgehängte Aluminiumfassade lösen das strenge Raster der modularen Ordnung auf.

H-förmiger Grundriss bildet Innenhöfe

Das rund 7.660 Quadratmeter große Grundstück liegt in unmittelbarer Nähe zur Spree. Höhe und Kubatur des Neubaus orientieren sich am Marie-Elisabeth-Lüders-Haus an der Südseite gegenüber. Der Grundriss ist H-förmig und bildet Höfe im Norden und Süden. Nordwestlich benachbart ist das Gebäude der Bundespressekonferenz an der Reinhardtstraße.

Zur Straße orientiert sich der Eingangshof. Der nördliche Innenhof ist durch eine Glaswand als Lärmschutz gegenüber dem Stadtbahnviadukt abgeschirmt. Er steht als Treffpunkt und für Pausen zur Verfügung. Die gläserne Trennwand wird gehalten von einer Stahlstruktur, die auf jeder zweiten Etage eine Verbindungsbrücke zwischen dem östlichen und westlichen Gebäudeflügel herstellt und somit das Fluchttreppenhaus ergänzt.

Vorgehängte Aluminiumfassade mit farbigen Glaspaneelen

Die Bodenplatte einschließlich der Fundamente, das Erdgeschoss mit Technik- und Abstellräumen sowie die beiden Erschließungskerne sind aus Betonfertigteilen und Ortbeton erstellt, mit Oberflächen in Sichtqualität für alle relevanten Bereiche. Auf dem massiven Mittelsteg befindet sich ein Riegel, in dem die Heiz- und Kühltechnik untergebracht ist. Insgesamt 460 vorgefertigte Holzmodule kommen ab dem ersten Obergeschoss zum Einsatz.

Die Modulbauweise ist von außen nicht erkennbar. Eine vorgehängte Fassade aus Recycling-Aluminium und Glas dient als Witterungsschutz und löst das strenge Raster der Module auf. Das Fugenbild der Aluminiumfassade folgt dem Raster nicht. Farbige Glaspaneele, die in freier Abfolge entweder transparent mit Siebdruck oder als geschlossene Einheit angeordnet sind, sorgen für eine Auflösung des Rasters und geben dem Gebäude ein markantes, freundliches Erscheinungsbild. Die Farben haben keinerlei Bezug zu den Parteien im Bundestag, sie sind vielmehr ein wiederkehrendes Gestaltungsmerkmal von Sauerbruch Hutton.

Nachhaltige Vorfertigung in Holz

Die Büromodule messen 3,20 x 6,75 Meter. In den Gebäudeflügeln sind sie an einem zentralen Flur angeordnet und durch das mittige Treppenhaus verbunden. Die Module bestehen aus massivem Fichten-Brettsperrholz. Vor ihrer Fertigung wurde ein Prototyp im Maßstab 1:1 erstellt. Danach wurden die Module in Berlin gefertigt, um kurze Transportwege und somit reduzierte Emissionen zu ermöglichen. Nur die Sondermodule mit den Sanitäranlagen wurden in Österreich gefertigt.

Gemäß dem sogenannten Wood Cycle-Konzept verpflichtete sich die Bietergemeinschaft, dass durch Neupflanzung von Bäumen in den nächsten 15 Jahren die verbaute Holzmenge von 5.000 Kubikmetern (Brettsperrholzplatten und Konstruktionsvollholz aus Fichte) nachwachsen wird. Der Holzanteil an allen verwendeten Materialien liegt nach Angaben des Generalunternehmers bei 75 Prozent. Dank des hohen Vorfertigungsgrades betrug die Bauzeit weniger als 15 Monate.

Die Module und ihre Bestandteile

Der Aufbau der Module beginnt mit der Fertigung des Bodenelementes, dann werden die Wände, die Decke und die statisch erforderlichen Vollholzbalken montiert. Anschließend werden die Module mit einer Trittschallschicht, Teppichfliesen, Datenkabel zur Steckdose, Sockelleiste, einem Deckensegel als Heiz-, Kühl- und Akustikelement, der Beleuchtung, Türen und dem Sonnen- und Blendschutz der Fensterelemente ausgestattet. Der Ausbaugrad beträgt etwa 85 Prozent. Die Holzoberflächen sind in den Büros sichtbar belassen. Die einzelnen Büromodule sind durch Türen miteinander verbunden. Manche Module haben keine Seitenwand, da sie Teil eines größeren Raums sind, der auf der Baustelle zusammengesetzt wird.

Bautafel

Architektur: Sauerbruch Hutton, Berlin
Projektbeteiligte: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat VI 2, Berlin (Projektleitung); Kaufmann Bausysteme, Reuthe und Primus developments, Hamburg (Ge­ne­ral­über­neh­mer/Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer); Kaufmann Bausysteme, Reuthe (Holzmodule)
Bauherr/in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Berlin/Bonn
Fertigstellung: 2021
Standort: Luisenstraße 20, Berlin
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin

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