Bürogebäude Kuggen in Göteborg

Ein kunterbuntes Zahnrad aus glasierten Terracotta-Fliesen

Inmitten des Göteborger Gewerbeviertels Lindholmen im Stadtteil Lundby, unweit des Fährhafens Fredirikshavn, befindet sich das erst vor kurzem fertiggestellte Bürogebäude Kuggen (dt. Zahnrad). Zwischen grauer Industriearchitektur, großflächigen Parkplätzen und Schiffsanlegestellen sticht der zylinderförmige, knallbunte, dekonstruktivistische Bau des schwedischen Wingårdh Arkitektkontor hervor.

Das Bürogebäude Kuggen in Göteborg
Im fünften Obergeschoss wurde zur möglichen Verschattung ein Sonnenschutz montiert
Detail des Sonnenschutzes

Die ungewöhnliche Form des 22,40 Meter hohen Gebäudes erklärt sich u.a. aus dem Entwurfsansatz bezüglich des Sonnenschutzes: Jedes der fünf Geschosse ragt ein kleines Stück über die darunterliegende Ebene heraus – im Süden mehr, im Norden weniger. So kann sich das Gebäude quasi selbst verschatten. Im fünften Obergeschoss wurde ein außen liegender, umlaufender Sonnenschutz installiert, der mit Solarzellen bestückt wurde. Dem Stand der Sonne folgend, lässt er das Gebäude zu jeder Tageszeit anders erscheinen.

Das Erdgeschoss ist öffentlich zugänglich. Ein Café lädt Studenten des naheliegenden Sciene Parks und Berufstätige aus dem näheren Umfeld zum Verweilen ein. Das erste Obergeschoss kann ebenfalls von der Öffentlichkeit genutzt werden. Hier ist wohl auch die größte Schnittstelle zwischen den täglichen Nutzern und den Besuchern des Gebäudes, denn die vorhandenen Büroflächen können auch als Ausstellungsräume umgenutzt und beliebig zusammengeschlossen und erweitert werden. Die verbleibenden drei Obergeschosse sind allein der gewerblichen Büronutzung vorbehalten.

Drei fixe Betonkerne dienen der Erschließung und der Unterbringung von Schächten, Sanitärräumen und Teeküchen. Das Stützraster passt sich der runden, zahnradähnlichen Form der Grundfläche an. So steht einer individuellen und flexiblen Nutzung der Etagen nichts im Wege, da relativ einfach Büroeinheiten getrennt oder auch miteinander verbunden werden können.

Fliesen und Platten
Die Fassade des neuen Bürogebäudes erscheint als willkürliche Aneinanderreihung von drei- und viereckigen Segmenten. Die dreieckigen Fensterflächen stehen auf ihrer Spitze, sodass das Licht tief in den Raum einfallen und eine maximale Auslastung des Tageslicht gewährleistet werden kann.

Die einzelnen Fassadenplatten bestehen aus glasiertem Terracotta und wurden in den unterschiedlichsten Farbtönen, von Grün über Orange bis zu verschiedenen Rotnuancen, vor die Rohbauebene montiert. Die auskragenden, sichtbaren Unterseiten der Geschossplatten sind wie die Fassadenplatten ebenfalls aus Terracotta, allerdings in glasiertem Schwarz gehalten. Der außen liegende Sonnenschutz in der fünften Etage besteht aus etlichen schmalen, bunten Streifen. Je fünf bis sechs kleine, hohle Quadrate eines Farbtons sind zu einem solchen Streifen zusammengefasst. Durch die Aneinanderreihung der einzelnen Elemente entsteht ein farbenfrohes Spiel, welches sensorgesteuert die Verschattung zu jeder Tageszeit ermöglicht.

Eigens für das Gebäude vorgefertigt und auf die gewünschten Dimensionen zugeschnitten, wurden die stanggepressten Platten aus Ton gebrannt, vollständig durchfärbt und glasiert. Bedingt durch hohe Brenntemperaturen und lange Brennzeiten ist das Material sehr fest und langlebig. Außerdem ist es frost-, korrosions-, farb- und lichtbeständig sowie unempfindlich gegen aggressive Medien. Das gesamte Material ist recyclebar.

Entstanden ist ein Bürogebäude, welches sich nicht nur durch seine Form, sondern auch durch die farbige Gebäudehülle von den benachbarten Gebäuden abhebt.

Bautafel

Architekten: Wingårdh Arkitektkontor, Göteborg
Projektbeteiligte: Moeding Keramikfassaden, Marklhofen (Herstellung und Lieferung der Fliesen); Staticus, Vilnius (Gestaltung, Produktion, Installation und Montage der Fassade und des Sonnenschutzes)
Bauherr: Chalmersfastigheter, Göteborg
Fertigstellung: 2011
Standort: Lindholmsplatsen, Göteborg
Bildnachweis: Wingårdh Arkitektkontor, Göteborg; Staticus, Vilnius

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