Bürogebäude Goods Shed North in Melbourne

Green Star für ein denkmalgeschütztes Gebäude

Westlich vom Zentrum der australischen Stadt Melbourne erstreckt sich ein ehemaliges Industriehafengebiet, das unter dem Namen Melbourne Docklands bekannt ist. Ende der 1990er-Jahre wurde für dieses etwa 700 ha große Areal ein Masterplan entwickelt, der die Verwandlung der Docklands in einen lebhaften Stadtteil vorsah. Wohn- und Geschäftsbauten, Cafés, Restaurants und Bars sowie öffentliche Parkanlagen und Promenaden entlang der 7 km langen Wasserkante sollten entstehen und sind heute zum Teil fertiggestellt. Im Zuge der Baumaßnahmen werden auch historische Gebäude saniert. Eines davon ist ein denkmalgeschütztes Lagerhaus aus dem Jahr 1889, mit dessen Umbau die Architekturbüros BVN Architecture und Elenberg Fraser beauftragt wurden. Das heute unter dem Namen Goods Shed North bekannte Gebäude diente ursprünglich der Lagerung von Eisenbahngütern, war aber seit den 1980er-Jahren nicht mehr in Benutzung. Seit dem Umbau sind darin Büroräume untergebracht, die von zwei Bauherren separat genutzt werden. Die Gestaltung der Räumlichkeiten ist auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens abgestimmt, unterliegt aber einem übergeordneten Konzept.

2.400 Pflanzen reinigen als feste Bestandteile der Innenarchitektur die Raumluft. Links an der Wand erinnern die ursprünglichen Holztore des Lagerhauses an die Geschichte des Gebäudes (Nutzung durch Vic Urban)
Die Offenheit und Vielfalt der Räumlichkeiten fördern die Interaktion der Angestellten (Nutzung durch BC/PIC)
Im kommunikativen Zentrum sind belebtere und ruhigere Zonen sowie informelle und formelle Treffpunkte untergebracht. Für große Teile des Innenausbaus wurde Holz verwendet (Nutzung durch BC/PIC)

Ziel des Umbaus war es, den Charakter des Gebäudes zu erhalten und dabei Innenräume zu schaffen, in denen sich die Nutzer zum einen wohlfühlen und zum anderen kooperativ-kreativ arbeiten können. Die hohen Decken blieben deshalb erhalten, ebenso die großen Oberlichter, die sichtbaren Stahlfachwerkträger, das Mauerwerk und die gusseisernen Stützen, aber auch die bestehenden Symmetrien und Sichtbezüge. In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein hoher, offener Raum, der als kommunikatives Zentrum, als Herz des Bürogebäudes dient. Die Haupterschließung – eine große, breite Holztreppe mit Sitzstufen – sowie mehrere kleinere Treppen führen von den Galerien in diesen Raum hinunter. Die offenen Arbeitsplätze sind im Erdgeschoss und auf den Galerien entlang der Ost- und Westfassaden angeordnet, informelle und formelle Treffpunkte sowie belebtere und ruhigere Zonen im Zentrum des Gebäudes.

Nachhaltig Bauen
Bei der Planung des Innenausbaus standen für die Architekten das Wohlbefinden der Nutzer und die Nachhaltigkeit der verwendeten Materialien im Vordergrund. Die Arbeitsräume sind weitläufig, offen, natürlich belichtet und hell. 2.400 Pflanzen sorgen als feste Bestandteile der Innenarchitektur für eine konstante Reinigung der Innenraumluft. Die Materialien und ihre Oberflächenbehandlung bestimmten die Architekten nach ökologischen und nachhaltigen Gesichtspunkten. Ein Grundgedanke war dabei, möglichst wenige Materialien zu verwenden und solche zu bevorzugen, die mit einem geringen Energieaufwand hergestellt werden. Das Material Holz kam in neuer und recycelter Form vielfach zum Einsatz, neu eingebaute Stahlteile blieben weitestgehend unbehandelt und die Böden wurden u.a. mit Belägen aus Kautschuk versehen. Im Bestand vorhandene Bauelemente wurden, wenn möglich, wiederverwendet, so z.B. die großen Holztore des ehemaligen Lagerhauses, die heute als Wandbekleidung dienen. Zur technischen Gebäudeausstattung gehören u.a. Kühlbalken, eine Regen- und Grauwassernutzungsanlage und ein Licht- und Lüftungskonzept, das die Energienutzung deutlich reduziert.

Im australischen Staat Victoria wurde das Goods Shed North mit fünf Sternen des Nachhaltigkeitszertifikats Green Star ausgezeichnet. Teil des Green Star Systems ist es, Punkte für die Reduktion von CO2-Emissionen zu vergeben. Diese Punkte bekommt man z.B. dann, wenn die Autostellplätze im Gebäude reduziert und stattdessen Fahrradstellplätze angeboten werden, so wie in diesem Objekt. Es gibt einen Abstellraum für Fahrräder mit naheliegenden Duschen und Schließfächern. Dies ermuntert die Nutzer nicht nur zur sportlichen Betätigung im bisweilen heißen australischen Klima, sondern dient vor allem dem Klimaschutz. -cr

Bautafel

Architekten: BVN Architecture, Melbourne (Innenausbau)
Projektbeteiligte: Elenberg Fraser Architects, Melbourne (Sanierung/Renovierung); Lovell Chen Architects, Melbourne (Denkmalschutz); Winward Structures, Melbourne (Tragwerksplanung); Basso Project Management, Port Melbourne (Projektmanagement); Meinhardt, Melbourne (Haustechnik); Sustainable Built Environments (SBE), Melbourne (Berater Nachhaltigkeit); Aurecon, Melbourne (Berater Haustechnik und Nachhaltigkeit)
Bauherr: Vic Urban, Melbourne und Building Commission & Plumbing Industry Commission (BC/PIC), Melbourne
Fertigstellung: 2009
Standort: 710 Collins Street, 3008 Melbourne, Australien
Bildnachweis: Peter Clarke Photography, Prahran und Anson Smart Photography, St Peters

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Green Star Projektkarte (Stand Mai 2011)

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Nachweise/​Zertifikate

Green Star: Australisches Nachhaltigkeitszertifikat

Unser Helligkeitseindruck hängt von der Beleuchtungsstärke und den Reflexionen der angestrahlten Gegenstände ab.

Unser Helligkeitseindruck hängt von der Beleuchtungsstärke und den Reflexionen der angestrahlten Gegenstände ab.

Planungsgrundlagen

Licht und Behaglichkeit

Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

Im Sinne des nachhaltigen Bauens soll beim Rückbau von Gebäuden und Gebäudeteilen ein möglichst hohes Maß an Recyclingfähigkeit sichergestellt werden.

Baustoffe/​-teile

Recycling

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